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Dr. Gordon wird Vater

Dr. Gordon wird Vater

Titel: Dr. Gordon wird Vater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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Unterredung um jeden Preis
fortzusetzen. «Was Ihr Haus betrifft —»
    «Da ist ein Taxi. Taxi, Taxi! Was soll mit meinem Haus sein?»
    «Können wir bitte drinbleiben?»
    «Ja, wollen Sie denn das? Ich bin viel
zu erregt, um jetzt ausgerechnet über solches Zeug zu sprechen. Bye, bye,
Liebster. Gehen Sie schön zurück und sagen Sie dem alten Kracher im Hotel
gehörig Ihre Meinung.»
    «Aber das Haus —»
    «Kommen Sie mich am Earls Court Road
besuchen. Jederzeit. Sie brauchen mich nur anzurufen.»
    Sie rief mir aus dem Taxi ihre
Telephonnummer zu und brauste hinweg, und zum erstenmal überkam mich eine
Regung des Mitgefühls für ihren Gatten.
    «Ich scheine mich bei jeglicher
geschäftlichen Transaktion als hoffnungslosen Versager zu erweisen», teilte ich
einige Minuten später Mr. Robbinson verzweifelt am Telephon mit. «Es wäre
vielleicht doch besser, Sie nähmen die Sache in die Hand.»
    «Man könnte sie überreden, den Besitz
zu verkaufen», schlug er düster vor. «Wenngleich Sie dies etwas teuer zu stehen
käme. Ich könnte eventuell eine Hypothek arrangieren, aber trotzdem müßten Sie
dann noch immer selbst eine beträchtliche Summe aufbringen.»
    «Tun Sie, was Ihnen gut dünkt», sagte
ich trostlos und hängte ab.
    Ich hatte das Gefühl, daß Mr. Robbinson
um eine Einladung in den Earls Court Road herumkommen würde.
    Aber ich hatte auch das Gefühl, der
Verantwortung, Weib und Kind durchs Leben zu führen, absolut nicht gewachsen zu
sein; doch was konnte ich dagegen unternehmen? Verdrossen nahm ich in einer
Teestube ein Sandwich und eine Tasse Kaffee zu mir und ging dann wie jeden
Donnerstag ins St. Swithin Dienst machen.
    Ärzte haben eine Schwäche dafür, sich
von der Welt in ihren Beruf zurückzuziehen, und als ich an diesem Nachmittag
die schwere Glastüre der chirurgischen Abteilung zur Seite schob und mir die
vertraute Düftemischung von Antiseptika, Bodenpaste und gesottenem Fisch
entgegenschlug, die sämtlichen britischen Spitälern entströmt, durchdrang mich
ein warmes Gefühl — es war wie ein Nach-Hause-Kommen. Engländer hegen für ihre
alten Erziehungsinstitute dieselbe verhaltene Ehrfurcht wie Amerikaner für ihre
alten Mütter, und ich schämte mich nicht meiner Liebe zum altehrwürdigen Haus —
obgleich das St. Swithin eigentlich nicht für besonders altehrwürdig galt unter
den stattlichen Spitälern Englands, die sich so unzeitgemäß inmitten unserer
Industriestädte erheben. Es war jung, verglichen mit dem Guy-Spital, das seine
Gründung den erfolgreichen Geschäften eines Spekulanten im Südseeschwindel
verdankte, und geradezu kindlich, verglichen mit dem St. Thomas, das
gleichzeitig mit dem Tower am Themsekai entstand. Es hieß, das St. Swithin habe
als Apothekerladen am grünen Nordrand der Stadt begonnen, dort, wo Dr. Johnson
mit Vorliebe seine Melancholie zu heilen suchte, und sich in der Art ähnlich
erfolgreicher Institutionen — wie unsere Monarchie, das Parlament und die
Anglikanische Kirche — als eine Serie blendender Notbehelfe weiterentwickelt.
Von den Geldbeuteln der City-Kaufherren aufgepäppelt, verwandelte es sich in
ein Versorgungshaus für kranke Arme, das unter dem Viktorianischen Regime zu
einer Anstalt für bedürftige Industriearbeiter und im Zeitalter der
Krankenkasse zu einem Teilunternehmen der Städtischen Spitalsbetriebe (Bezirk
Nord, Areal Nr. 15) wurde. Mittlerweile rangen seine Gebäude wie in Fallen
verstrickte Tiere danach, wieder in die Freiheit der grünen Natur
zurückzukehren, die von Jahr zu Jahr weiter zurückwich; um die Mitte des
neunzehnten Jahrhunderts mußten sie den Kampf aufgeben und sich zwischen zwei
Eisenbahngleisen und einer Ginbrennerei zur Ruhe setzen, wo sie heute ebenso
niederschmetternd wirken wie einst auf die verwundeten Veteranen des
Krimkriegs.
    Da Magenschmerzen von allerlei Dingen,
von einem Zwölffingerdarmgeschwür ebensogut wie von unerwiderter Liebe,
verursacht werden können, stand die gastrische Klinik von St. Swithin unter der
gemeinsamen Leitung von Mr. Hubert Cambridge, dem Chirurgen, Dr. Peter
Pennyworth, dem Internisten, und Dr. Granley-Dickins, dem Psychiater. Das
Schicksal des Patienten hing in hohem Grade davon ab, welches Mitglied dieses
Unterleib-Triumvirats als erstes Hand an ihn legte; Mr. Cambridge pflegte
seinen Leidenden einen aufmunternden Klaps auf den Bauch sowie den Zuspruch zu
versetzen: «Wird viel besser, wenn das Zeug draußen ist», Dr. Pennyworth legte
sie für sechs Wochen in

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