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Dr. med. Erika Werner

Dr. med. Erika Werner

Titel: Dr. med. Erika Werner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Die Sonne schien, und das Gitter vor dem Fenster wurde als riesengroßer Schatten an die Decke geworfen. »Warum?« wiederholte sie ganz leise.
    »Weil er ein Schwein ist!« sagte Dr. Rumholtz laut. Er konnte es nicht mehr zurückhalten. Er wäre daran erstickt.
    Als er Erika Werner ansah, war sie wieder in die Bewußtlosigkeit zurückgeglitten.
    Zunächst umkreiste Dr. Plattner die Klinik Professor Rahtenaus wie ein Fremder, der sich ein Bild von dem Ausmaß des Krankenhauskomplexes machen will.
    Er fand nach kurzem Suchen auch die kleine Pforte, die Bruno Herwarth als Helgas Eingang im Grundriß rot umrändert hatte. Eine alte, wacklige Tür, einige Jahrzehnte alt und nie beachtet oder gepflegt oder erneuert. Ein Feldweg führte an ihr vorbei, fernab jeden Verkehrs.
    Dr. Plattner drückte gegen das alte Holz. Knarrend ging die Tür auf. Einen Augenblick zögerte er, dann trat er in den Krankenhausgarten. Ein hoher Rotdornbusch verdeckte die Tür zu dem Weg hin, der gewunden um einige Rasenstücke und Beete zu den Gebäuden führte. Das mochte auch der Grund sein, warum niemand mehr an die alte Tür dachte und sie unverschlossen durch die Jahre träumte.
    Langsam ging Dr. Plattner der Ersten Chirurgischen Klinik zu. Links zogen sich die Isolierstationen hin, rechts lag inmitten verwilderter Büsche ein flacher Ziegelbau mit blinden Fenstern und verrosteten Gittern.
    Labor Dr. Bornholm, hatte Bruno Herwarth in den Plan eingetragen. Dr. Plattner blieb stehen.
    Hier also hatte er gearbeitet, dachte er. Die Blutforschungen, die Untersuchungen mit den Affen und Ratten, Meerschweinchen und Kaninchen. Weltruhm in einer verfallenden Baracke.
    Einige Ärzte und Schwestern gingen an Dr. Plattner vorbei. Sie beachteten ihn gar nicht. Sie sahen in ihm einen Besucher, der im Garten spazierenging.
    Es ist also lächerlich einfach, in die Klinik zu kommen, dachte Dr. Plattner. Wer einmal im Garten ist, kommt auch ins Haus. Er entfaltete den Plan und ging der roten Linie nach. Vorbei an dem Labor, über einen schmutzigen Hof, zu einer Tür, die in einen Fahrradkeller führte. Sie war jetzt offen, aber nachts würde sie sicherlich geschlossen werden. Nichts aber war einfacher, als sie wieder aufzuschließen, zumal es sich um ein allgemeines Kastenschloß handelte, zu dem jeder dritte normale Schlüssel paßte.
    Dr. Plattner prägte sich noch einmal den im Grundriß eingezeichneten Weg ein, ehe er den Plan zusammenfaltete und in die Innentasche des Rockes steckte. Dann ging er in den Fahrradkeller und schritt den Weg nach, den Helga Herwarth in der Nacht – wahrscheinlich an der Hand Bornholms – in den Tod gegangen war.
    Er kam durch zwei andere Keller, dann in einen großen Raum, dessen Rückwand die große Tür des Lastenaufzuges bildete. Dieser große Raum war eine Art Drehscheibe des Kellers. Hier kam alles zusammen, was von oben aus dem Haus nach unten geschafft wurde, und wurde hier durch die abzweigenden Gänge verteilt. Auch die Toten … irgendwo, einen Gang entlang, mußte der Leichenkeller sein.
    Dr. Plattner zog die Schultern hoch, drückte auf den Bereitschaftsknopf des Aufzuges und wartete.
    Hinter der großen Eisentür summte und polterte es. Dann ging ein Ruck durch die Wand, der Signalknopf erlosch. Dr. Plattner faßte die Klinke an und zog die Tür auf. Erleuchtet stand der große und breite Lastenfahrstuhl vor ihm. Zwei fahrbare Betten standen an der Hinterwand. Dr. Plattner ahnte, daß mit ihnen die Toten weggefahren wurden.
    Er zog die Tür hinter sich zu und drückte auf den Knopf zwei. Summend fuhr er nach oben, es ruckte wieder … mit der Hand drückte er die Tür auf und stand im Flur des zweiten Stockwerkes, der OP-Station.
    Im Flur unterhielten sich einige Ärzte in langen Operationsmänteln und den runden OP-Kappen, als aus dem Lastenfahrstuhl der fremde Zivilist ausstieg und sich interessiert umsah.
    »Wer ist denn das?« fragte einer der Ärzte und sah zu Dr. Plattner hin.
    »Ein Verirrter!« Der 2. Oberarzt löste sich aus der Gruppe und kam auf Plattner zu. »Kann ich Ihnen helfen?« fragt er. »Sie haben sicherlich den falschen Aufzug benutzt. Zu welcher Station wollten Sie?«
    »Zur Endstation!«
    »Wie bitte?«
    »Gestatten: Dr. Plattner.«
    »Ah, ein Kollege?«
    »Nein … Das heißt, ja. Sie flicken Leiber, ich flicke am Gesetz herum.« Dr. Plattner lächelte wieder sein entwaffnendes Jungenlächeln. »Nein, nein!« sagte er, als er bemerkte, wie der 2. Oberarzt sich hilflos umsah. »Ich komme

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