Dr. Poptlok Luktor und das Tor des Lichts (German Edition)
denn Tarmak kannte sie fülliger, runder. Die halblangen blonden Haare umschmeichelten ihr blasses Gesicht, in dem ihre rot geweinten, blauen Augen stark auffielen. Die waren gerade auf die Tür gerichtet und starrten den eintretenden Mann feindselig an. Der gesellte sich zu ihr. Er war Wilbert, ein noch recht junger Schwarzmagier, mit dem Tarmak oft am Mittagstisch gesessen war und mit dem er sich sehr gut verstanden hatte. Ausgerechnet der musste Cordelia ausspionieren!
Tarmak spitzte die Ohren. Doch er konnte nicht verstehen, was der zu Cordelia sagte. Allerdings war Cordelias Antwort deutlich vernehmbar, denn sie äußerte sich gereizt: „Es ist alles organisiert. Die Beerdigung findet morgen statt. Um elf Uhr.“
Der Schwarzmagier redete leise auf sie ein, worauf sie aufgebracht erwiderte: „Ich weiß es nicht, verdammt nochmal! Meinen Sohn bekommt ihr nicht! Ich selbst bekomme ihn nicht mal zurück.“ Sie wischte sich wütend Tränen aus den Augen.
Der Schwarzmagier sprach noch ein paar Worte, dann verließ er die Behörde.
Cordelia weinte in ihr Taschentuch. Die Leute, die sich ebenfalls in dem Warteraum aufhielten, sahen sie betroffen an. Doch bevor sich jemand ihr zuwenden konnte, wurde ihre Nummer aufgerufen. Cordelia erhob sich rasch und eilte, noch immer mit dem Tränenstrom kämpfend, in das genannte Zimmer.
Tarmaks Eingeweide hatten sich verkrampft. Er war so erschüttert, dass er wie gelähmt dastand und zu keiner Handlung fähig war. Deshalb war er immer noch angewurzelt, als Cordelia wieder aus dem Zimmer herauskam und dicht an ihm vorbei zum Ausgang hastete. Ohne zu wissen, was er tat, folgte er ihr hinaus. Sie hetzte auf den Parkplatz.
„ Cordelia!“, rief Tarmak.
Doch sie reagierte nicht, sondern stieg in ihr kleines, rotes Auto und raste davon.
Tarmak sank auf den Randstein und sah ihr lange nach. Eine Krähe war ihr gefolgt. Es war gut, dass er Cordelia wegen des Nicht-Denken-an-Zaubers nicht hatte ansprechen können.
Schließlich erinnerte er sich daran, dass er sich ein Paar feste Schuhe kaufen wollte, denn auf dem zehn Hektar großen Landgut, das Wolfhard gehörte und das der als Selbstversorger bewirtschaftete, würde gutes Schuhwerk sicherlich vorteilhaft sein. Er erhob sich mühsam und quälte sich zum nächsten Schuhgeschäft. Wenn er doch nur Cordelia und Nymus auf das Landgut mitnehmen könnte! Er seufzte tief, bevor er das Geschäft betrat und den Zauber auflöste, nachdem er fest gestellt hatte, dass in dem Raum keine Gefahr drohte. Eine Verkäuferin bediente ihn freundlich und zuvorkommend. Rasch hatte sie ein passendes Paar Wanderschuhe für ihn gefunden.
Als er sich zum Marktplatz vor der Basilika wandte, um – wie versprochen – Obst und Gemüse zu besorgen, war er über die vielen Krähen überrascht. Die Saatkrähen darunter, die man an ihrem hellen Schnabel erkannte, waren mit Sicherheit Schwarzmagier. Tarmak hatte sich zum Glück wieder unter den Nicht-Denken-an-Zauber begeben. Sie schienen jemandem zu folgen, und zwar auch in Richtung Marktplatz. Als Tarmak den erreichte, bemerkte er auf einem der dämonischen Wasserspeier am Dach der Basilika eine Krähe, die auf eine bestimmte Stelle starrte. Tarmak folgte ihrem Blick und gewahrte einen mittelgroßen, korpulenten Mann in mittleren Jahren, dessen spärliche Haare auf dem rundlichen Kopf schon von Dunkelblond zu Grau übergingen. Der Mann trug einen hellen Staubmantel und bewegte sich trotz seiner Körperfülle recht wendig zwischen den Marktständen. Er kaufte Brot, Wurst und Käse, die er in eine Stofftasche packte und über die Schulter hängte. Als er den Markt gerade wieder verlassen wollte, traten zwei Schwarzgekleidete auf ihn zu, die Tarmak vom Sehen her kannte.
Da Tarmak nicht weit von der Gruppe entfernt stand, schritt er auf sie zu, wobei ihm nicht entging, dass die Krähe von vorhin ihren Platz verlassen hatte.
„ Sie brauchen nicht zu lügen. Wir haben Sie beobachtet: Sie kommen gerade von der Schule, und da haben Sie auf dem Sportgelände eine Weile mit diesem Luktor geplaudert, bevor Sie ins Gebäude gegangen sind. Jetzt erzählen Sie uns mal die Neuigkeiten, die Sie haben!“, sagte der große, dicke Schwarzmagier mit dunkler, drohender Stimme.
„ Lassen Sie Ihre Waffe stecken, Herr Kommissar!“, forderte der Kleinere und grinste, während er einen der schmerzhaften Schlagzauber ausführte.
Der Mann schrie erschrocken auf und hielt sich seinen Arm. Doch er ließ sich nicht
Weitere Kostenlose Bücher