Dr. Poptlok Luktor und die Farben des Glücks (German Edition)
sie. „Bist du Zawarima?“
„Ja.“
Er wandte sich an Poptlok. „Hast du's ihr gesagt?“
„Was denn?“
Jakob zog seinen Kopf zu sich herunter und flüsterte in sein Ohr: „Dass du sie liebst!“
Poptlok wurde feuerrot.
„Noch nicht“, gab der kleinlaut zu.
„Das musst du unbedingt tun. - Muss ich mich wirklich anziehen?“ Jakob war sichtlich schlapp.
Poptlok half ihm in die wichtigsten Kleidungsstücke. Die anderen legte er ihm in die Arme. „Auf Wiedersehen, Jakob. Werd schnell gesund!“
Jakob sagte matt: „Auf Wiedersehen. - Solvo“, und weg war er.
Poptlok sah noch eine Weile auf das leere Sofa, dann wandte er sich zu Zawarima um, die die beiden mit zunehmendem Staunen beobachtet hatte. Poptlok war völlig anders, als sie ihn immer erlebt hatte. Schon vorhin war er ihr gegenüber viel lockerer gewesen als sonst. Dem Jungen gegen über jedoch hatte er seine kühle Verschlossenheit völlig abgelegt. Da war er weder unnahbar, noch kantig, noch streng, noch starr, noch steif. Er war nicht der Stolze, nicht der Überhebliche. Bei dem Jungen legte er eine natürliche Liebenswürdigkeit und Herzlichkeit an den Tag, die sie an ihm nicht kannte.
Doch als er seinen Blick vom Sofa abwandte und sie jetzt anschaute, fiel alles Lebendige, Strahlen de, Helle wieder von ihm ab. Seine Gesichtsmuskeln erschlafften, und die Mundwinkel fielen nach unten, was ihm einen mutlosen, melan cholischen Ausdruck verlieh. Dann versteifte sich sein Gesicht, so dass er wieder der ernste, harte Poptlok wurde. Er sagte förmlich: „Vielen Dank, Zawarima, dass du das für uns getan hast.“
Zawarima hatte mit Erschrecken diese Wandlung in seinem Gesicht verfolgt, und sie erkannte mit einem Mal, dass sie und alle anderen Magier Poptlok zu seiner Ver schlossen heit geradezu gezwun gen hatten, indem sie ihn immer ausgegrenzt hatten. Man hatte ihn zwar bewundert, weil er ein heller Kopf war und immer die besten Arbeiten geliefert hatte, aber niemand wollte jemals eine Freundschaft oder wenigstens eine Kameradschaft mit ihm. In dem Augenblick, als er sie ansah, wurde ihr bewusst, dass er von den Zauberern und Hexen nichts mehr erwartete. Sie spürte eine große Traurigkeit wie grauen Nebel in sich aufsteigen, und dumpf und schwer drückten Schuld gefühle in ihrer Körpermitte.
„Poptlok“, versuchte sie, eine ihrer Empfindungen auszudrücken, „ich habe dich noch nie vorher lächeln sehen. Bei diesem Jungen soeben warst du ein ganz anderer Mensch.“
„Tatsächlich?“ Poptloks himmelblaue Augen ruhten aufmerksam auf ihr.
Als sie merkte, dass er abermals bereit war, sich ihr gegenüber zu öffnen, fragte sie: „Was, hat der Junge gemeint, sollst du mir sagen?“
Wieder wurde Poptlok rot. Sollte er es ihr wirklich gestehen? Würde er sich nicht lächerlich machen? Und wenn schon, was hatte er noch zu verlieren?
Er schaute sie freimütig an und rückte heraus: „Dass ich dich liebe.“
Damit hatte Zawarima nicht gerechnet. Bestürzt senkte sie den Kopf.
Poptlok seufzte, als wollte er sagen: „Was soll's. Es hat ja ohnehin alles keinen Sinn.“
Da hob Zawarima ihren Blick und lächelte. „Poptlok, das habe ich nun wirklich nicht erwartet.“
„Ich weiß“, nickte Poptlok. „Ich hätte es dir nicht sagen sollen. Denn ich darf nicht hoffen, dass du meine Liebe erwiderst. Es ist ja nicht neu, dass ich in der gesamten Magier gemeinschaft nicht beliebt bin.“
„Du hast immer sehr selbstbewusst gewirkt. Ich hatte den Eindruck, dass dir das gar nichts ausmacht, weil du dich uns sowieso überlegen fühlst“, entgegnete die Hexe.
Poptlok sog die Luft geräuschvoll ein und stieß hervor: „Ach, Zawarima, wenn du wüsstest, wie sehr ich mich danach gesehnt habe, zu euch zu gehören! Während des Studiums habt ihr mitein ander gefeiert, miteinander gepaukt, miteinander die Vorlesungen besucht. Ich habe es nicht geschafft, mich euch anzuschließen. Ihr wolltet mich nicht.“
„Wir hatten Angst vor dir. Wir hielten dich für einen Schwarzmagier“, gab Zawarima mit leiser Stimme zu.
„Und das wird wohl immer so bleiben.“ Poptloks Worte klangen bitter.
„Aber ich weiß, wie wir beweisen können, dass du keiner bist“, warf Zawarima ein.
„Wir?“ Poptlok hob die Stirn.
„Ja, wir!“ Zawarima sah ihm unbeirrt und fest in die Augen.
„Ach! Und wie?“
„Mit dem Stein. Über den beziehungsweise die muss ich sowieso noch mit dir reden. Denn ich habe vorhin aus eurem Gespräch erfahren, dass du auch
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