Dr. Sex
zerdrückte die Erbsen, die als Beilage serviert wurden, zu einer Art Paste, die sie auf die zerkrümelnden Cracker häufte. Wir tranken je zwei Gläser Bier.
Als sie beim zweiten angelangt war, beobachtete ich sie und versuchte, ihre Stimmung einzuschätzen. Ich hatte ein paar zarte Andeutungen darüber gemacht, was ich mir von diesem Abend erhoffte, und den Eindruck gewonnen, als wäre sie aufgeschlossen oder habe sich jedenfalls damit abgefunden. »Beeil dich«, sagte ich. »Trink aus.«
Sie sah mich mit einem glutvollen Blick an – oder vielleicht bildete ich mir das auch nur ein. Wahrscheinlich wollte sie mich nur auf den Arm nehmen. Sie liebte diese Art von Witzen. »Und warum? Hast du Pläne für den Rest des Abends? In der Uni trifft sich heute der Backgammon-Club. Und in der presbyterianischen Kirche ist Chorsingen. Hast du nicht Lust, ein bißchen zu singen, John? Wäre das nicht toll?«
Meine Hand fand unter dem Tisch den Weg zu ihrem Knie. »Du weißt genau, was ich will«, sagte ich.
»Nein«, sagte sie unschuldig. »Was könnte das sein?«
Die Nacht war kalt – »arktisch« wäre das passendere Wort –, und die Heizung des Nash war nicht gerade leistungsstark. Ich hatte von einem Pärchen gehört, das den Motor des Wagens in der Garage hatte laufen lassen (es handelte sich um den Wagen des Vaters der Frau, es war drei Uhr morgens, und die Eltern lagen in ihren Betten und schliefen). Die beiden waren erstickt und am nächsten Morgen gefunden worden, halbbekleidet und starr wie Eisskulpturen. Ich war mir der Gefahren also bewußt. Aber der Wagen würde nicht in einem geschlossenen Raum stehen, und der Wind – der unerbittliche, der strenge und mißbilligende Wind – würde die Abgase davonwehen, fort vom Wagen und, weit wichtiger, fort vom Rücksitz. Lange Zeit saßen wir auf den Vordersitzen, schmusten und betrachteten die Sterne, und dann schien etwas in ihr nachzugeben – ich hatte das Gefühl, als hätte eine Spannung in ihr nachgelassen, als hätten sich all die alten Beschränkungen und Verbote mit einem Mal aufgelöst. Sie ließ mich ihre Jacke und die Bluse aufknöpfen, und dann zog ich den Büstenhalter herunter, so daß ihre Brüste nackt waren und ich sie oral stimulieren konnte. Darauf reagierte sie, was mich ermutigte. Ich streichelte sie, streichelte sie wie verrückt, ich gab ihr Zungenküsse, massierte ihre nackten Brüste und strich mit den Fingerspitzen über die Brustwarzen, ich stand innerlich in Flammen und murmelte: »Sollen wir ... auf den Rücksitz ...?«
Sie sagte nichts, und das verstand ich als Zustimmung. Nach ein paar heiklen Sekunden hatten wir die Lehnen der Vordersitze überwunden und waren auf dem Rücksitz. Ich lag ausgestreckt auf ihr, der Motor bullerte, die Heizung kämpfte gegen die Kälte an. Ich dachte an Mac, an unser erstes Mal im Garten und daran, wie offen sie war, wie natürlich und angenehm und leicht alles gewesen war, als Iris plötzlich die Beine zusammenpreßte und meine Hand einklemmte.
»Was ist los ?« fragte ich.
Ihr Gesicht war schwach und geisterhaft vom Sternenlicht beleuchtet, das durch die Bäume sickerte. Ich roch ihre Erregung, ihren Atem, der sich mit meinem vermischte, das Parfüm, das sie sich hinter die Ohren getupft hatte und das beinahe ganz verflogen war. »Du glaubst doch wohl nicht, daß ich das tue.«
Ich lag ausgestreckt auf ihr. Meine Hose war bis zu den Knien hinuntergerutscht. Iris’ Hand lag auf meinem Penis, ihre Zunge war in meinem Mund. Mit einem Mal wurde ich redegewandt. »Doch, natürlich«, sagte ich. »Es ist das Natürlichste von der Welt, und nur die Mächte der Konvention – Aberglaube, Priester, Pfarrer, irgendwelche Buhmänner – hindern die Menschen daran, sich ganz zu verwirklichen. Sexuell, meine ich. Na komm, Iris. Es ist keine große Sache. Es wird dir gefallen, wirklich.«
Sie schwieg. Sie hatte sich nicht gerührt. Ihr Gesicht war Zentimeter von meinem entfernt, es schwebte im Dunkel des Wagens wie eine leere Schale auf dem mitternächtlichen Meer.
»Weißt du, was wir entdecken werden?« flüsterte ich.
»Nein«, flüsterte sie zurück. »Was?«
»Na ja, daß vorehelicher Geschlechtsverkehr in Wirklichkeit etwas Segensreiches ist und daß die Leute, die es tun – die vorehelichen Geschlechtsverkehr haben –, viel besser, äh, angepaßt sind als die anderen. Und das wirkt sich auch auf ihr eheliches Sexleben aus. Diese Menschen sind glücklicher, Iris. Glücklicher. Ich schwöre dir, darauf läuft es
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