Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)
Mund. »Selbst geröstet«, sagte er und nickte den dreien zu, es ihm gleichzutun. Dann lehnte er sich in seinen Ohrensessel zurück und begann damit, nachdenklich an dem dampfenden Getränk zu nippen.
Schließlich, und nachdem die anderen ebenfalls von ihrem starken Getreidekaffee gekostet hatten, der tatsächlich exzellent schmeckte – heiß und stark und voller Bergaroma –, begann der alte Mann zu sprechen.
Er erzählte ungeschönt und ohne Ausschmückungen von seinen Strapazen, aber die bloßen Fakten genügten durchaus, um den anderen eine Vorstellung von seinen schier übermenschlichen Leistungen im Inneren des Berges zu geben. Und von der an ein Wunder grenzenden Tatsache, dass er diese überlebt hatte.
Der alte Mann sagte: »Seht einmal, wie ich aus dem Berg gekrochen bin, da hat mich mein lieber Tobi hier gefunden.« Er warf einen liebevollen Blick auf das Tier, das bei der Erwähnung seines Namens den Kopf in seine Richtung drehte und die großen Schlappohren zu spitzen schien. »Ohne den Tobi wäre ich heute nicht mehr.« Eine nüchterne Darstellung, und doch voller Dankbarkeit einem Wesen gegenüber, das niemals »nur« ein Haustier für den Alten gewesen war. Viel mehr ein Begleiter, ein Seelenverwandter.
»Er hat den Ulrich, das ist der hiesige Förster, an die Stelle geführt, wo ich aus dem Berg gekommen bin. Der Ulrich hat mir dann Wasser gegeben und die Bergwacht gerufen. Und wie ich aus dem Berg gekrochen bin, muss ich wohl ziemlich wirres Zeug geredet haben von der ganzen Anstrengung. Von der großen Höhle und dem seltsamen Urstein und dem Ding darin, tief drunten in der Gletscherhöhle am Pass. Das hat mir der Ulrich erzählt, wie er mich später im Krankenhaus besucht hat.»
Er nippte ein weiteres Mal von seinem Kaffee und fuhr dann fort: »Und dann sind die Leut' von der Universität gekommen, bis von Zürich sind sie extra hergekommen in unser kleines Igstein und haben mir ihre Fragen gestellt. Endlose Fragen waren das und dabei lag ich ja noch mit dem kaputten Arm im Bett. Und ich hab' ihnen gesagt, was sie wissen wollten. Wisst ihr, ich habe sogar geglaubt, dass sie vielleicht den Eingang nach mir benennen, oder nach dem Tobi. Der hat mir ja das Leben gerettet, da droben auf dem Pragelpass.« Er schüttelte den Kopf.
»Aber das haben die nicht gemacht. Stattdessen waren die von der Universität auf einmal weg und dann sind die Leut' mit den Anzügen gekommen, ganz feine Herren waren das, und auch Deutsche dabei. Und dann haben sie den ganzen Gletschergipfel abgesperrt, der Förster Ulrich war droben und hat die Zelte gesehen und die Lkws und den hohen Zaun um den ganzen Gletscher, den sie da hingebaut haben. Er hat sogar Hubschrauber gesehen, solche wie die Bergwacht auch hat, nur größer und ganz in schwarz. Und plötzlich war da droben alles ein Sperrgebiet und niemand hat mehr hoch gedurft auf den Gletscher. So ein Unfug, habe ich zum Ulrich gesagt, man kann den Gletscher doch nicht einfach absperren! Und dann, hat der Ulrich gesagt, waren die Zelte und die Hubschrauber und auch die Lkws plötzlich verschwunden über Nacht. Aber der Zaun ist geblieben.«
Er beugte sich hinab, nahm seine Tasse wieder an den Mund und trank einen großen Schluck des inzwischen nur noch warmen Getränks.
»Und dann ist einer der Anzugmenschen, irgend ein gewichtiger Professor Doktor oder so etwas, der ist also eines Tages bei mir aufgetaucht und hat mir Löcher in den Bauch gefragt. Dann hat er gemeint, ich sollte niemandem erzählen, was ich drunten in der Höhle gesehen habe.«
»Murnauer«, entfuhr es Singer. Der Alte überlegte einen Moment und nickte dann knapp. Dann stellte er seine inzwischen leere Tasse wieder auf dem Tischchen ab.
»Wisst ihr«, fuhr der Alte fort, »ich bin ein einfacher Mann und ich bin ganz gern für mich. Ich tratsche nicht
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