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Drachen-Mädchen

Titel: Drachen-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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sich zu ihr um. »Ach ja, der Ankläger. Wer wäre wohl besser dazu geeignet, das Feuer zu entzünden?« Er reichte ihr das Streichholz.
    »Du bist ja wahnsinnig!« schrie sie. »Nie werde ich…«
    »Kannst du dir vielleicht vorstellen, was wir mit dem Vogel alles anstellen, bevor wir ihn rupfen – falls du es nicht tust?« fragte Kotbold sie.
    Gloria zuckte zusammen. Es war offensichtlich, daß die Kobolde zu entsetzlichen Foltern fähig waren. Das mußte sie Hardy um jeden Preis ersparen! Gloria trat auf den Scheiterhaufen zu – und zog ihr Messer. Kotbold, der damit gerechnet hatte, schlug es ihr aus der Hand, noch bevor sie Hardys Fesseln damit auch nur berühren konnte. »Du wärst kein Kobold, wenn du nicht eine solche List versucht hättest«, meinte Kotbold lobend. »Eines Tages wirst du irgendeinem Häuptling schon das Leben zur Hölle machen. Und jetzt zünde das Streichholz an!«
    Gloria senkte den Kopf. Tränen quollen aus ihren Augen. Sie fand einen Stein und schlug mit dem Streichholz dagegen, worauf es laut zischend in Flammen ausbrach. Sie schleuderte es in den Reisighaufen am Fuß des großen Holzstoßes. Das trockene Laub und Moos begann lichterloh zu brennen – und Gloria stürzte sich in die Flammen.
    »Nein!« schrie Kotbold überrascht. »Holt sie da raus!«
    Doch Gloria hielt den Pfahl fest umklammert, und das Feuer bahnte sich bereits gierig züngelnd seinen Weg durch das Reisig. Sie wollte zusammen mit ihrem Geliebten sterben.
    Ivy stolperte auf das Feuer zu, weil sie nicht wußte, was sie sonst tun konnte. Plötzlich war sie sich schmerzlich ihrer Jugend bewußt. Und doch gab es noch etwas…
    Überall rannten schreiende Kobolde umher und versuchten, den Holzstoß auseinanderzureißen.
    Mit koboldhafter Schläue war es Gloria gelungen, sie auszumanövrieren!
    Ivy stürzte auf den Scheiterhaufen, auf der Seite, die von den Flammen noch nicht erfaßt worden war – und erblickte Gloria, die Hardys Klauenfuß umklammert hatte und lauthals schrie und weinte.
    »Du schaffst es schon!« schrie Ivy, die plötzlich mit absoluter Sicherheit wußte, daß die Liebe jedes Hindernis bewältigen konnte. »Irgendwie wirst du ihn schon retten!«
    Gloria blickte sie an. Hardy blickte zu ihr herab. Rauchschwaden stachen in Ivys Augen, so daß sie sie schließen mußte – und als sie sie wieder öffnete, waren Gloria und Hardy verschwunden!
    Ivy blinzelte. Sie sah die Schlingpflanzen, mit denen die Beine des Harpyienhahns gefesselt gewesen waren. Nun waren die Schlingen leer – und entknoteten sich von allein. Kurz darauf fielen sie herab. Was war da los?
    Die Kobolde starrten das Geschehen ebenso ungläubig an. »Wo ist der Vogel?« schrie einer.
    »Wo ist meine Tochter?« brüllte Kotbold. »Sucht sie!«
    Wieder hasteten die Kobolde umher, diesmal auf der Suche nach den Flüchtlingen.
    Ivy spürte, wie etwas sie aus dem brennenden Holzstoß riß und plötzlich an ihren Fesseln nestelte. Kurz darauf war sie frei. Doch als sie sich umblickte, war niemand zu sehen.
    Hugo, der neben ihr stand, wirkte äußerst erstaunt. Auch seine Fesseln wurden nun gelöst! Ivy sah, wie die Schnüre ihre Knoten verloren und umherwirbelten.
    Stanley brach endlich aus seinem Netz aus und kam auf sie zu. »He, der Drache ist los!« schrie einer der Kobolde.
    Die Kobolde machten kehrt und kamen mit hocherhobenen Keulen auf ihn zugelaufen – worauf Stanley sie mit einem Dampfstoß zurückwarf.
    »Lauft!« rief eine Stimme. Das war Gloria – aber sie war nicht zu sehen. »Wir lenken sie ab! Haut ab! Ihr habt uns geholfen, jetzt helfen wir euch!«
    Ivy, Hugo und Stanley setzten sich in Bewegung. Zwei der Kobolde nahmen die Verfolgung auf – und stürzten über einen am Boden liegenden Ast, der sich ihnen plötzlich zwischen die Beine stellte. Dann erhob sich unverhofft ein flammendes Scheit aus dem Feuer und fuchtelte ihnen drohend vor der Nase herum!
    Erschrocken wichen die Kobolde zurück. Es sah so aus, als würde das Unbelebte lebendig, um sie anzugreifen! Die drei Freunde erreichten den Schutz eines nahe gelegenen Baums.
    »Was ist los?« fragte Ivy atemlos. »So eine Magie habe ich ja noch nie gesehen!«
    »Sie sind unsichtbar geworden«, erklärte Hugo und ließ seinem gesteigerten Intellekt freien Lauf. »Siehst du, Stanley kann sie hören und wittern, aber er ist nicht beunruhigt.« Das war er tatsächlich nicht. Der kleine Drache grinste mit allen Zähnen, als er mit ansah, wie das brennende Scheit den Hosenboden

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