Drachen-Mädchen
fand sich auf dem Boden wieder, in halber Umarmung mit Xavier und dem Körper des Zombiemädchens, der beide berührte.
Wieder waren die heimtückischen Furien in ihrem Vorhaben gescheitert. Ihr Fluch hatte Zora getroffen statt ihrer eigentlichen Ziele. Doch offenbar konnte jeder der Vetteln nur einen einzigen Fluch schleudern; denn sofort machten sie kehrt und verschwanden, in ihre Flügelmäntel gehüllt. Die furchtbare Belagerung war beendet.
Irene stand auf und klopfte sich den Staub vom Leib. Das war wirklich äußerst knapp gewesen! Sie sah, das Xavier Zora anstarrte, als hätte er sie noch nie im Leben gesehen. »D… d… Zom… sie hat den Schlag aufgefangen, der für mich bestimmt war!« rief er ungläubig.
»Ja, zweimal«, stimmte Irene zu. »Und für mich auch. Zombies sind immun gegen körperlichen Schmerz, und man kann ihnen nur sehr schwer Verletzungen zufügen. Sie sind untot, wiederbelebte Leichname von Menschen, die mal lebendig waren. Sind überhaupt keine schlechten Leute, sofern man sich dazu bringen kann, sie näher kennenzulernen.« Sie sprach dabei ebensosehr für sich wie für ihn.
Zora schien sie nicht zu hören, als sie sich mehr oder weniger aufrichtete. Die Wirkung des Fluchs war ihr zwar nicht anzumerken, aber sie mußte entsetzlich sein.
»Was muß das für eine Frau gewesen sein, als sie noch lebte!« meinte Xavier bewundernd. »Besser als jeder einzelne von uns!«
»Wahrscheinlich. Ich kannte sie nicht, als sie lebte. Aber aus dem, was die Furien gesagt haben, schließe ich, daß sie ein makelloses Leben geführt und daß ihr jemand grausames Leid zugefügt hat, jemand, der ihrer nicht würdig war.«
»Ein Mann!« sagte Xavier grimmig. »Ein ekler Tropf!«
»Ja.« Zora schwankte, und Irene nahm ihren schlaffen Arm, um sie zu stützen. »Bist du in Ordnung, Zora?«
»Flllchhh…« erwiderte das Zombiemädchen.
»Ja, du hast den Fluch für uns abgefangen. Was war es denn für einer?«
»Das kann ich Euch sagen«, sagte Grundy und stand auf. »Ich habe ihn nämlich mit abgekriegt.«
Irene begriff, daß das Zombiemädchen Grundy nicht auch noch hätte schützen können, weil der hinter ihr gestanden hatte. Und doch wirkte er nicht weiter betroffen. »Ist es… vielleicht können wir ihn neutralisieren…«
»Es ist ein Unglücksfluch«, erklärte der Golem. »Es wird etwas Schlimmes passieren, was das Opfer dazu bringt, sich zu wünschen, es wäre tot. Ich habe das Gekreische verstanden, daher weiß ich auch, was sie vorhatten.«
»Wir werden dich davor schützen!« sagte Irene.
Grundy schüttelte seinen kleinen Kopf. »Ich bezweifle, daß das möglich ist, nachdem der Fluch mich erwischt hat. Ich kann nur hoffen, daß Ihr eine Möglichkeit findet, ihn zu beenden, nachdem er zugeschlagen hat. Und das Zombiemädchen wird gleich zweimal unter ihm leiden müssen, weil sie ja Eure beiden Flüche abgefangen hat.«
Daran hatte Irene noch nicht gedacht. Natürlich ließ sich ein Fluch nicht so einfach abschütteln wie ein Fetzen Fleisch! »Was könnte einen Zombie denn dazu bewegen, sich zu wünschen, tot zu sein?« fragte sie.
»Das weiß ich auch nicht«, sagte Grundy. »Aber ich schätze, das werden wir schon früh genug merken, sobald das Unglück eingetroffen ist.«
Was nur zu wahrscheinlich war. Irene blickte Zora mit einer Mischung aus Bedauern und Verwirrung an. Das Zombiemädchen war wirklich eine sehr nette Person gewesen, nein, war es noch immer, die sich, ohne zu fragen für andere geopfert hatte. Doch welche Strafe mußte sie nun für ihre Güte bezahlen?
Irene schob den Gedanken vorläufig beiseite, weil sie ohnehin nichts daran ändern konnte. Sie überprüfte das Baumhaus. »Laßt uns jetzt schlafen. Xap und Chem werden bestimmt nicht sehr früh zurückkehren.«
Xavier stimmte ihr wortlos zu. Anscheinend war er sich noch unschlüssig, wie er dazu stehen sollte, daß jemand anders seinen Hippogryph ebenfalls zu zähmen wußte. Möglicherweise war ihm das nicht sonderlich lieb.
»Für Euch ist auch Platz im Haus, Zora«, sagte Irene. »Könnt Ihr eine Leiter emporklettern?«
Das Zombiemädchen zögerte. Sie war in einem schlechten Zustand, selbst für einen Zombie, weil die Furien ihr schlimm zugesetzt hatten. An den gegeißelten Stellen trat der blanke, verfaulte Knochen hervor, und ihr Kleid war so zerfetzt, daß es bei jeder anderen Frau als unanständig gegolten hätte. »Brrrccch knn Uknnnft…« fing sie an.
»Ihr braucht keine Unterkunft?« fragte
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