Drachen, Orks und Magier
was da flüsternd über die Lippen des Sterbenden kam.
Dann war es ganz plötzlich zu Ende.
Der Sterbende schloß die Augen und Gordon erhob sich wieder.
*
Gordon war hinaus ins Freie gegangen und hatte die Zügel seines Drachens genommen, da bemerkte er, daß ihm jemand gefolgt war.
Der Konzernranger drehte sich herum und zog die Augenbrauen hoch. Eines der Barmädchen war es, das da durch die Schwingtüren hinausgetreten war und ihn jetzt mit großen, fragenden Augen ansah.
Es war nicht die dunkle Schönheit, die sich in der Taverne an ihn herangemacht hatte, sondern eine braunhaarige Frau mit hellerer Haut.
Sie war sehr schön, aber um ihre Mundwinkel spielte ein bitterer, etwas zu harter Zug.
Irgendetwas in ihrer Vergangenheit mußte sie schwer mitgenommen haben. Sie sah aus wie eine Frau, der in ihrem Leben nichts geschenkt worden war.
Sie kam näher an ihn heran und blickte sich dabei um, so als ob sie etwas Verbotenes tat.
Dann sagte sie: "Komm mit!"
"Wohin?"
"Du wirst schon sehen! Deine Wunde blutet noch! Ich werde sie dir verbinden!"
Gordon verstand sofort, daß das nicht der einzige Grund war. Sie wollte ihm nicht nur einen Gefallen tun, sondern ihm vermutlich auch irgendetwas sagen.
Aber das schien sie in keinem Fall hier, in aller Öffentlichkeit tun zu wollen.
Sie trat an Gordon heran und legte ihren rechten Arm um die Hüften des großen Mannes.
"Komm jetzt!" sagte sie. "Und tu so, als würdest du mich für ein paar Konzern-Dollar mit dir nehmen!"
Einen kurzen Blick wandte sie noch zu den Palikanern, die über die Schwingtüren der Taverne gafften.
Gordon hatte nicht die geringste Ahnung, was ihm dieses Spiel einbringen würde, aber er entschied sich dafür, erst einmal darauf einzugehen.
*
"Wie heißt du?" fragte Gordon die junge Frau.
"Enidan!"
"Ist das dein echter Name?"
Sie lachte.
"Nein, natürlich nicht. Aber es klingt doch gut, nicht wahr?
Gordon war mit der braunhaarigen Enidan Arm in Arm ein Stück die Hauptstraße entlanggegangen, wobei er sein Drachen hinter sich hergezogen hatte.
Dann stoppte der Konzernranger abrupt.
"Wohin gehen wir?"
"Ich werde es dir zeigen..., Gordon! Ich schätze, dein Name ist so unecht wie meiner!"
Gordon wollte etwas erwidern, aber sie legte ihm einen Finger die Lippen und so schwieg er.
"Sag' nichts!" hauchte sie. "Wenn ein Außenweltler sich über die palikanische Grenze wagt und hier herumtreibt, dann trägt er einen falschen Namen und hat irgendetwas auf dem Kerbholz - darauf kann man wetten! Und ich glaube nicht, daß du da eine Ausnahme machst!
Aber es ist mir gleichgültig, Gordon!"
Gordon zuckte mit den Achseln.
Sollte die junge Frau ruhig denken, was sie wollte und sich ihren eigenen Reim auf die Sache machen. Er schwang sich auf den Sauroiden und reichte ihr die Hand.
Eine Sekunde später saß sie dann hinter ihm und umfaßte von hinten seine Hüften.
"Nun sag schon, wohin jetzt?"
"Dort, in die Nebenstraße!"
Gordon lenkte seinen Drachen in eine enge Nebenstraße hinein.
Die Häuser, die zu beiden Seiten lagen, wirkten deutlich ärmlicher als die an der Hauptstraße.
Vor einem hellen zweistöckigen Sandsteingebäude blieben sie schließlich stehen.
Hier hatte Enidan, wie sich die schöne Frau nannte, ihr bescheidenes Zuhause.
"Mach dein Drachen irgendwo fest!" meinte sie und sprang vom Sattel. Wenig später gingen sie zusammen die Treppe hinauf, die von außen zum Obergeschoß führte.
"Es ist nicht gerade ein Palast, aber ich komme zurecht!" meinte sie, als sie Gordon in ihr Zimmer geführt hatte. Es war nicht besonders groß und enthielt außer einem großen Bett und einer Kommode mit Spiegel keinerlei Möbel.
Sie ging zur der Waschschüssel hin, die auf der Kommode stand und Gordon folgte ihr. Anschließend begann sie , seine Wunde auszuwaschen.
"Es sieht nicht so schlimm aus!" meinte sie. "Aber ich werde dir dennoch einen Verband anlegen!"
"Warum tust du das?" fragte Gordon.
Sie schien nicht zu verstehen.
"Was meinst du?"
"Daß du mir hilfst!" Er grinste. "Obwohl du mich doch für einen Schurken hältst!"
"Es gibt Schurken und Schurken!" meinte sie.
"So?"
"Wenn jemand den Mut hat, sich gegen einen von Ekai Navos'
Schergen zu wehren, dann ist er mir sympathisch - ganz gleich, was er sonst noch getan haben mag!"
Plötzlich veränderte sich der Klang ihrer Stimme. "Mein Mann und ich hatten ein Mietstall in Samola!" murmelte sie dann mit einem harten, traurigen Unterton. "Alles war schön und gut,
Weitere Kostenlose Bücher