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Drachenblut

Drachenblut

Titel: Drachenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todd McCaffrey
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reicht! Harfner Kindan, ich will dieses Lied nie wieder hören!«
    Â»Aber ich möchte es singen, Weyrherrin!«, versetzte Kindan scharf. Entgeistert angesichts dieses frechen Widerspruchs schnappten die Zuhörer nach Luft. Alle wussten, dass Kindan mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg hielt, aber sich in diese Weise gegen die Weyrherrin aufzulehnen wurde als Beleidigung sämtlicher Drachenreiter aufgefasst. Es galt als ein direkter Angriff auf ihren Status und ihre Ehre.
    Â»Tullea hat Recht, Harfner«, mischte sich B’nik mit vernehmlicher Stimme ein und stellte sich neben seine Weyrherrin. »Das Lied eignet sich nicht für diesen Weyr.«
    Kindan blickte streitlustig drein. M’tal räusperte sich demonstrativ, fing Kindans Blick auf und schüttelte bedächtig den Kopf. Einen Moment lang sah es aus, als wolle der junge Harfner eine offene Rebellion anzetteln. Aber dann schien er sich zu beruhigen und setzte sich wieder hin.
    Â»Weyrführer, Weyrherrin«, sagte er von seinem Platz aus und machte eine angedeutete Verbeugung. »Ich bitte um Vergebung. Der Text dieser Ballade hat mich ein wenig verwirrt. Aber selbstverständlich füge ich mich eurem Befehl«  – er legte eine leichte Betonung auf dieses Wort – »und fahre mit traditionelleren Balladen fort.«
    Â»Gut«, erwiderte Tullea. Gebieterisch wedelte sie mit der Hand. »Sing weiter, Harfner!«
    Kindan deutete abermals eine Verbeugung an, gab seinen Musikern ein Zeichen, dann stand er auf und legte in militärisch-aggressivem Ton los:
    Â»Trommeln dröhnen, Flöten jubeln!
Harfner, sing! Ihr Reiter, fliegt!
Lasst lodern die Flammen, verbrennt die Fäden,
Bis der Rote Stern besiegt!«
    Â»Lauf zu Lorana und sieh nach, was los ist«, flüsterte M’tal Salina ins Ohr, nachdem sich die Situation entspannt hatte.
    Â 
    Salina traf Lorana in Ariths Weyr an; das Mädchen schmiegte sich dicht an die junge Königin und hielt deren Kopf in den Armen.
    Â»Er hat mich gemeint, nicht wahr?«, fragte Lorana, als Salina eintrat. Dabei sah sie die ehemalige Weyrherrin nicht an. Ihre Stimme klang rau vor erstickten Tränen.
    Â»Ich weiß es nicht«, antwortete Salina wahrheitsgemäß. »Aber ich hoffe, dass es so war.«
    Â»Du hoffst es?«, wiederholte Lorana ungläubig und schaute die alte Weyrherrin verblüfft an. »Wieso?«
    Â»Weil dieses Lied mit unserer jetzigen Situation zu tun hat …«
    Â»Das kann doch nicht möglich sein. Wann wurde es geschrieben?«, wunderte sich Lorana. »Vermutlich ist es bloß irgendein altes Harfnerlied, dessen Verse jemand gedichtet hat, nachdem er zu viel Wein konsumiert hatte.«
    Â»Auszuschließen ist das nicht«, gab Salina freimütig zu. »Es klingt sogar recht einleuchtend.«
    Â»Und warum hat er es dann gesungen?«, fragte Lorana wütend.
    Â»Glaubst du tatsächlich, er hatte dich im Sinn, als er die Ballade vortrug?«
    Â»Sag du mir zuerst, was du denkst!«, forderte Lorana die alte Weyrherrin auf.
    Â»Nun, woher soll ich wissen, was Harfner Kindan sich dabei gedacht hat, als er dieses alte Lied zum Besten gab«, entgegnete Salina. »Zum einen wissen wir, dass du gar keine Heilerin bist.«
    Lorana schüttelte ärgerlich den Kopf und befingerte einen der silbernen Beschläge, mit denen Ariths Reitgeschirr verziert war.
    Â»Siehst du das hier?«, fragte sie, nahm das Teil ab und hielt es Salina unter die Augen. »Erkennst du das Muster? Das ist das Zeichen für einen Heiler.«
    Salina erschrak und japste nach Luft.
    Â»Ganz genau!«, schrie Lorana und steckte den Beschlag an das Lederzeug zurück. » Das weiß auch bald jeder. Was werden die Leute davon halten? Was sollen sie denken?«
    Â»Klär mich bitte auf, Lorana. Ich habe keine Ahnung, worauf du hinauswillst.«

    Lorana schöpfte tief Atem und wischte sich die Tränen von den Wangen. »Man wird mich beschuldigen, ich hätte diese Krankheit hier eingeschleppt!«, schluchzte sie.
    Salina fühlte sich, als hätte sie einen Schlag in die Magengrube gekriegt. Sie sank auf die Knie, als ihr die Ungeheuerlichkeit dieser Bemerkung bewusst wurde.
    Wenn Lorana diese Krankheit tatsächlich von außerhalb mitgebracht hatte, war sie für Breths Tod verantwortlich. Salina spürte, wie in ihr die kalte Wut hochkochte, und sie wusste, dass ihr der gerechte Zorn

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