Drachenblut
sie ein lautes Husten und Schnauben, das durch den Weyr hallte. Salina zuckte zusammen, lieà den Blick über den Kraterkessel schweifen und lehnte sich dann wie Halt suchend an Mâtals Schulter.
»Es könnte auch etwas anderes sein«, verlautbarte der Weyrführer und griff tröstend nach Salinas Hand. »Etwas völlig anderes.«
Vor Angst krampfte sich Loranas Magen zusammen. Sie brauchte nicht zu fragen, welcher Drache gehustet hatte, und auch Breths Entschuldigung war überflüssig. Sie wusste, welche Sorgen diesen Weyr und seine Anführer bedrückten.
»Erzähl mir bitte noch einmal, welche Kräuter du für den Heiltrunk gegen Husten benutzt«, forderte Kâtan Lorana auf. Die tat ihm nur allzu gern den Gefallen.
Salina hob den Kopf und gönnte Lorana ein mattes Lächeln.
»Wir sollten dich nicht länger aufhalten, meine Liebe«, meinte sie. Mit einer Geste deutete sie auf den Kraterkessel mit den einzelnen Weyrn. »Geh und ruh dich aus. Deine Arith wird sicher bald wach sein und ihre Forderungen an dich stellen.«
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»Ich dulde keine Drückeberger!«, schnauzte der Weyrführer Dâgan den vor ihm stehenden blauen Reiter an. Telgars Weyrführer trug die volle Reitmontur, jederzeit zum Abflug bereit. Hoch über ihm kreisten in Formation die Geschwader von Telgar â die Reiter waren vollzählig angetreten, bis auf einen. Dâgans Gesicht war vor Wut verzerrt.
»Aber Jalith ist â¦Â«
»Jalith ist ein Simulant!«, brüllte Dâgan und nahm gegenüber dem schmächtigen blauen Reiter, den er um mehr als Haupteslänge überragte, eine aggressive Haltung an. Unter den verächtlichen Blicken seines Kommandanten zog der Geschwaderführer kleinlaut den Kopf ein. Jalith und Mârit waren nicht mehr die Jüngsten, und als Dâgan dem Telgar Weyr beitrat, hatten die beiden schon viele Planetenumläufe lang Telgar gedient. »Euch geht es nur darum, meine Autorität als Weyrführer zu untergraben!«
Dâgan war nachtragend, und er hatte es nicht vergessen, mit welcher Herablassung er und die Reiter vom Igen Weyr in Telgar empfangen wurden.
Es war nicht ihre Schuld, dass Igen schwere Zeiten durchmachte, oder dass ihre sterbenskranke Königin kein goldenes Ei gelegt hatte, aus dem eine Nachfolgerin hätte schlüpfen können.
»Dem muss ich widersprechen«, mischte sich Kârem, Telgars Weyrheiler, ein, wobei er sich um einen einlenkenden Tonfall bemühte. »Jalith spuckt denselben Schleim wie die Feuerechsen â¦Â«
»Das interessiert mich nicht!«, blaffte Dâgan. Er reckte den erhobenen Zeigefinger in die Luft. »Bald regnet es Fäden. Feiglinge und Faulenzer haben bei mir nichts zu lachen! âºDrachenreiter müssen fliegen, um die Fäden zu besiegen.â¹Â«
Es hatte Dâgan viel Mühe und Arbeit gekostet, um sich in dem neuen Weyr durchzusetzen, die Oberste Königin für sich zu gewinnen und Weyrführer zu werden. Er war fest davon überzeugt, dass ein einheimischer Drachenreiter, der in Telgar groà geworden war, nicht so schwer um seine Anerkennung hätte kämpfen müssen. Doch seit er das Kommando über den Weyr innehatte, zeigte er seinen Untergebenen jeden Tag aufs Neue, aus welch hartem Holz die Reiter von Igen geschnitzt waren.
»Ich kenne meine Pflichten«, knurrte Dâgan. »So wie alle Reiter aus meinem Weyr wissen, was man von ihnen erwartet.«
»Heute regnet es aber keine Fäden«, wandte Kârem ein. »Vielleicht sollte man Jalith ein bisschen Ruhe gönnen â¦Â«
»Nein!« Vor Zorn schwollen die Adern an Dâgans Hals an. »Nicht heute, nicht morgen, überhaupt nicht ! Alle meine Geschwader fliegen vollzählig! Wir üben den Kampf gegen die Fäden. Bei mir gibt es keinen MüÃiggang.« Mit dem Finger stach er auf den unglücklichen blauen Reiter ein. »Schwing dich auf deinen Drachen und begib dich zu deinem Geschwader.«
Der blaue Reiter wurde blass.
»Vorsichtshalber könnte ich Jalith einen stärkenden Extrakt â¦Â«, schlug Kârem vor.
Barsch schnitt Dâgan ihm das Wort ab. »Das bleibt dir unbenommen, Heiler. Aber erst nach dem Manöver.« Mit zwei energischen Schritten war er bei seinem Bronzedrachen, sprang auf dessen muskulösen Nacken und trieb ihn rücksichtslos an, sich in die Lüfte zu
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