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Drachenboot

Drachenboot

Titel: Drachenboot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
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aushalten.
    »Ich werde dich gleich ankläffen, du Rotzlöffel«, knurrte Tyrfing und wollte aufstehen.
    »Jetzt reicht’s«, fauchte Martin. »Lasst den Jungen in Ruhe. Habt ihr denn nichts kapiert? Wir müssen ihn und Orm lebend abliefern.«
    »Natürlich sind alle Christenpriester wie Katzen«, sagte Olaf, und die Männer sahen ihn gespannt an.
    »Warum wie Katzen?«, fragte Thorkel, der Holz ans Feuer schob, damit es auftaute und besser brannte.
    »Es war einmal ein reicher Mann«, sagte Krähenbein, »der lebte vor langer Zeit in Kiew, aber fragt mich nicht, wann.«
    Keiner sprach. Olaf sah vom Feuer auf und blickte in die Runde.
    »Dieser Mann«, fuhr er fort, »wohnte in einer schönen Isba. Außen herum war eine hohe Mauer, damit niemand hineinsehen konnte. Er hatte keine Familie. Nur eine Katze und eine Meute von Hunden leisteten ihm Gesellschaft. Er arbeitete nicht. Er ging nicht einmal hinaus, um Nahrungsmittel einzukaufen. Niemand besuchte ihn. Und natürlich machte das alle sehr neugierig, besonders die Diebe. Eines Nachts schlich sich ein Dieb in den Hof des Nachbarn und spähte über die Mauer. Er sah ein wunderschönes Anwesen mit Badehäusern, Kornspeichern und einer Schmiede. In der Mitte stand ein Haus, das war so schön, dass der Kaiser der Großen Stadt darin hätte leben können. Der neugierige Dieb kletterte über die Mauer und schlich sich in das Haus, das voll war mit schönem Hausrat und kostbaren Wandbehängen – ein richtiger Hof für einen Jarl. Auf einem Hochsitz aus Holz, der mit Gold verziert war, saß der alte Mann in reichen Gewändern, er trug Goldreifen um Arme und Hals. Es waren Bänke da und eine große, glänzende Festtafel, die aus einem einzigen Holzstamm gefertigt war, aber der alte Mann saß auf seinem Hochsitz und ihm gegenüber die Katze und alle seine Hunde, als seien die seine Gäste. Doch auf dem Tisch waren keine Teller mit Essen, es gab auch keine Sklaven oder Köche, um ein Festmahl zu kochen.«
    »Das Gefühl kenne ich«, brummte jemand, der hinter Thorkel saß.
    »Und ich weiß jetzt, wie es sich anfühlt, wenn man der fehlende Sklave ist«, lachte Heg.
    »Haltet doch den Mund«, rief Tyrfing. »Das lenkt uns wenigstens von der Kälte ab.« Er sah Martin unwirsch an, und der war klug genug, nichts zu sagen.
    Krähenbein lächelte und fuhr mit seiner Geschichte fort, und ich fragte mich, warum, denn es gab absolut keinen
Grund, warum er die Stimmung dieser Leute hätte verbessern sollen.
    »Der alte Mann lächelte die Hunde an und fragte: ›Was wollt ihr heute Abend essen?‹ Die Hunde bellten, und der alte Mann zog ein Christenamulett aus einer kleinen Schachtel, es war eins dieser dicken Kreuze, an das der tote Gott genagelt ist, und sagte: ›Dein Wunsch, mein Wunsch, ich wünsche uns ein gutes, nahrhaftes Essen.‹ Im nächsten Moment schwebte eine goldene Schüssel mit köstlichem Lammeintopf über der Tafel und landete scheppernd vor den Hunden. Es roch köstlich, und sie fielen vergnügt darüber her.«
    »Du Lump«, knurrte Thorkel, »jetzt merke ich, was du vorhast – du willst uns umbringen, wir sollen Hunger bekommen auf Sachen, die wir nicht haben.«
    »Heidenbalg«, sagte Martin wütend. »Das heilige Kreuz ist kein Zauberwerkzeug des Teufels.«
    »Dann fragte der alte Mann seine Katze – nennen wir sie Martin«, fuhr Olaf unbeirrt fort und ignorierte beide. Martin blickte finster drein, sagte aber nichts.
    »Die Katze leckte nur ihre Pfoten, und der alte Mann teilte dem Amulett wieder seine Wünsche mit, und es erschien ein großer, dampfender Karpfen. Die Katze sah die Hunde verächtlich an und fing sehr manierlich an zu essen. Dann wünschte der alte Mann auch für sich Essen herbei, und es erschien, auf goldenen Tellern, mit Edelsteinen verziert, dazu ein großes, mit Silber beschlagenes Trinkhorn mit bestem Wein.«
    »Lästerlicher Bengel«, fauchte Martin. »Genug jetzt – Gott lässt seiner nicht spotten.«
    »Halt dein Maul«, bellte Tyrfing, der jetzt zitterte, denn seine Kleider waren innen schweißnass gewesen, und sie gefroren jetzt langsam. »Mir gefällt die Sache mit dem
Trinkhorn, und ich stelle mir gerade vor, was darin sein könnte.«
    »Als das Festmahl beendet war«, fuhr Olaf fort, »gähnte der alte Mann und wünschte das schmutzige Geschirr hinweg, dann gingen er und seine Tiere schlafen. Natürlich landete die Katze im Bett des reichen Mannes, wo sie zwischen Pelzen und feinstem Leinen schlief. Die Hunde versuchten

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