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DRACHENERDE - Die Trilogie

DRACHENERDE - Die Trilogie

Titel: DRACHENERDE - Die Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Rajin es je von ihm gesehen hatte. Vielleicht etwas zu tief, so kam es dem Prinzen vor.
    Nachdem sich keiner ihrer Begleiter mehr auf den Rücken der Drachen befand, sorgten also Rajin und Liisho dafür, dass sich die beiden ehemaligen Wilddrachen gehorsam in ihren Pferch begaben.
    Hauptmann Ganjon ließ die Ninjas indessen Aufstellung nehmen, auch wenn seine Kriegertruppe natürlich nicht für repräsentative Zwecke geschaffen war, zumal ihre bloße Existenz oft genug geleugnet wurde, geschweige denn, dass der Fürst vom Südfluss oder irgendein anderer Fürst im Reich sie auf Paraden seiner Drachenreiter hätte auftreten lassen. Doch irgendwie schien Ganjon offenbar das Gefühl zu haben, dass er und seine Männer dem höfisch-militärischen Gepränge im Dom des Großmeisters etwas entgegnen mussten, um nicht als vollkommene Fremdkörper zu erscheinen.
    Koraxxon hingegen gab sich völlig ungezwungen. Er war zum ersten Mal im Dom des Großmeisters, denn sein früherer Herr war keineswegs bedeutend genug gewesen, um jemals zum Großmeister selbst vorgelassen zu werden. Nicht einmal die Residenz hatte er von innen gesehen.
    Der Dreiarmige schaute fasziniert empor zum Kuppeldach, das in steter Veränderung begriffen war. Gerade bildete es den Sternenhimmel bei Nacht nach. Die wabernden Formen waren verschwunden oder hatten sich in bekannte Himmelsobjekte verwandelt. Fünf Monde zogen, aufgereiht wie auf einer Perlenkette, über das Kuppeldach und blieben so stehen, dass der grüne Jademond im Zenit stand. Ein Bild, das Koraxxon zutiefst beeindruckte, denn es erweckte den Eindruck, als würde man sich tatsächlich unter freiem Himmel befinden.
    Nur eines war anders, als man aus den Nächten in freier Natur kannte: Der Schneemond war viel kleiner als gewöhnlich, und er war auch nicht von einer leuchtenden Aura umgeben. Das Dach des Großmeister-Doms war offenbar bereits in einer Zeit entstanden, da der Schneemond noch nicht bedrohlich tief am Himmel geschwebt hatte, sodass man denken konnte, dass er jeden Tag von dort herabfallen könnte.
    Rajin und Liisho kehrten zu den anderen zurück, nachdem sie ihre Drachen versorgt hatten. Ein paar Dreiarmige schafften Brocken aus Stockseemammut heran, mit denen die Giganten gefüttert werden sollten. Wenn es darum ging, Drachen zu beruhigen, waren die Magier offenbar auf konventionelle Methoden angewiesen, seit der Bann Barajans ihnen jede Macht über die schuppigen Riesen genommen hatte.
    Ein durchdringendes Gebrüll scholl aus dem Pferch. Rajin wusste sofort, dass es Ayyaam war, der sich da vernehmen ließ, während von Ghuurrhaan nur ein zwar unfreundliches, aber doch vergleichsweise verhaltenes Knurren zu hören war.
    „Die Drachenküche der Magier scheint den beiden nicht zu schmecken“, meinte Rajin.
    „Kein Wunder“, murmelte Liisho düster. „Schließlich können sie die Drachen mit ihren Trugbildern nicht betrügen und angegammeltes, wahrscheinlich uraltes Stockseemammut als eine Köstlichkeit erscheinen lassen.“ Der Weise wandte Rajin das Gesicht zu und bedachte ihn mit einem warnenden Blick. „Wir haben aber nicht die gleiche Widerstandskraft gegen die Einflüsterungen von Magiern wie unsere Drachen“, mahnte er den jungen Prinzen. „Zumindest nicht von Natur aus.“
    „Ich weiß“, versicherte Rajin.
    „Du wirst auf dich achten müssen. Sobald du den kleinsten Versuch einer magischen Manipulation spürst, müssen wir dagegen vorgehen und notfalls sogar die Gespräche, die wir hier führen, abbrechen.“
    „Ich gehe davon aus, dass der Großmeister weiß, mit wem er es zu tun hat“, gab Rajin zurück.
    „Das will ich hoffen“, murmelte Liisho.
     
     
    Die Schattenpfadgänger nahmen Rajin und seine Getreuen in ihre Mitte und führten sie durch das Labyrinth aus Mauern, das sich am Grund des Doms erstreckte. Es gab Dutzende von größeren und kleineren Räumen, mehr oder minder voneinander getrennt. Die Wände waren in der Regel so hoch wie andernorts ein zweistöckiges Haus.
    Nach oben hin waren diese Räume so gut wie immer frei, sodass man die imposante Kuppel sehen konnte, und viele der Wände waren mit Mosaiken versehen, die unterschiedlichen Schwerpunkten gewidmet waren. Es gab einige Portraits bedeutender Großmeister aus der Vergangenheit der Magier, die den Blick des Betrachters so intensiv erwiderten, dass man meinen konnte, die Betreffenden wären noch am Leben und würden nur von einer anderen Existenzebene aus auf die noch Lebenden

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