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DrachenHatz

DrachenHatz

Titel: DrachenHatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ute Haese
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andere war ebenso unschuldig und gefährdet wie Marga, Johannes oder möglicherweise Thomas.
    Ursprünglich hatte ich vorgehabt, den beiden Herren leibhaftig einen Besuch abzustatten, weil so etwas immer mehr brachte als ein Telefonat. Die Eindrücke waren einfach intensiver: Körpersprache, Gestik und Mimik sagten im Regelfall einiges darüber aus, ob der Sprecher log, ob ihm ein Thema unangenehm war oder ob er sich ganz allgemein darüber freute, dass ich ihn in die Zange nahm. Doch die Sonne schien so mild, und ich verspürte absolut keine Lust, mich heute noch in meinen Wagen zu schmeißen und gen Norden zu brettern. Wenn ich den beiden Jungs allerdings erst nächste Woche einen Wink gab, konnte es für einen von ihnen zu spät sein. Und ich traute Greta besonders nach meiner letzten Erfahrung mit Thomas immer weniger. Sie würde keinerlei Hemmungen haben und jeden, der mir weiterhelfen könnte, auf die eine oder andere Art und Weise aus dem Weg räumen … lassen.
    Ich fing mit Frieder Gallwitz an. Ich mochte den Mann zwar nicht sonderlich, doch das war natürlich kein Grund, ihn sehenden Auges dem Verderben auszuliefern. Ob Greta ihn ebenfalls bereits vor mir gewarnt hatte? »Wenn diese Hanna Hemlokk, die durchgeknallte Privatdetektivin, auf deiner Türschwelle steht und dir irgendetwas von einem Syndrom vorquakt, dann nimm dich in Acht, mein Lieber. Sie hat sie nämlich nicht mehr alle.«
    Möglich war das natürlich schon, überlegte ich, während ich wählte. Nein, es war sogar sehr wahrscheinlich! Es tutete lange, bis Gretas Nachfolgerin endlich abhob und sich misstrauisch nach meinem Begehr erkundigte. Ich erzählte es ihr nicht, sondern bestand darauf, ihren Mann zu sprechen, was sie gar nicht gut fand. Hätte ich auch nicht an ihrer Stelle, denn Frieda betrachtete sich nun einmal als unwiderstehlichen Schürzenjäger. Das würde er auch noch mit fünfundneunzig tun, wenn sein Schädel einem Totenkopf glich und er jedes seiner Haupthaare mit Namen ansprechen konnte. Ich drängte unwirsch, und schließlich rief sie ihn.
    Ohne Umschweife berichtete ich ihm von meinem Verdacht und Gretas Krankheit. Er lachte nicht und enthielt sich ebenfalls sämtlicher blöder bis widerlicher Bemerkungen. Stattdessen meinte er nachdenklich, als ich geendet hatte: »Das passt. Ja. Ich habe im Stillen immer gedacht, dass irgendetwas mit der alten Greta nicht stimmt.« Dann dankte er mir, wünschte mir viel Glück bei meinen Ermittlungen und bat mich, ihn in Kenntnis zu setzen, sobald ich etwas Neues herausgefunden hätte.
    Ich war ziemlich platt, als ich auflegte. Der Mann wirkte völlig normal und überhaupt nicht so geierig nach unappetitlichen Einzelheiten wie bei unserem ersten Treffen. Ob er gerade heute einen Silver Shadow für milde stimmende 50.000 Euro verscherbelt hatte? Denn ein wahrer Verschleierungskünstler war der bestimmt nicht. Derart von sich eingenommene Menschen sind meistens nur schlecht in der Lage, ihre wahren Regungen zu unterdrücken und sich komplett zu verstellen. Tja, es sah tatsächlich so aus, als habe Gallwitz von nichts eine Ahnung. Außerdem hätte Almuth Pomerenke der verhassten Frieda mit ziemlicher Sicherheit nichts von ihrem geheiligten Cognac angeboten. War er also raus aus dem Spiel? Es deutete vieles darauf hin.
    Zur Belohnung kochte ich mir einen Darjeeling und schlürfte die ersten beiden Tassen mit Genuss auf meiner Gartenbank. Es hatte ein wenig aufgefrischt, sodass ich einen Pullover überziehen musste.
    Blieb noch Arthur Bebensee, Chipsvernichter, Frittenliebhaber und Lieblingsschwiegersohn der alten Almuth. Mit ihm hätte sie zweifellos freudig ihren Cognac geteilt.
    Ich telefoniere nicht gern in der freien Natur, weil das mich und andere stört. Also ging ich hinein. Arthur Bebensee war ebenfalls zu Haus und hob bereits nach dem zweiten Läuten ab. »Ja«, meldete er sich knapp und nicht eben freundlich. Im Hintergrund raschelte es. Dann steckte er sich hörbar etwas in den Mund, obwohl er offenbar die Muschel abdeckte, denn die Kaugeräusche klangen gedämpft.
    »Störe ich beim Essen?«, erkundigte ich mich höflich. Er schluckte geräuschvoll.
    »Wer will das wissen?«, fragte er klar und deutlich.
    »Verzeihung. Hanna Hemlokk.«
    »Gretas Freundin. Ich erinnere mich. Und nein, Sie stören nicht sonderlich. Meine Fritten schmecken auch kalt.« Nun ja, wer’s mag. »Was wollen Sie?«
    Ich erläuterte es ihm. Auch er hörte zu, ohne mich ein einziges Mal zu unterbrechen. Erst

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