Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
DrachenHatz

DrachenHatz

Titel: DrachenHatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ute Haese
Vom Netzwerk:
mich verblüfft an. Der Gedanke war ihr offenbar noch nie gekommen. »Nein«, sie schüttelte nachdenklich den Kopf, »sie war nicht sehr glücklich, als sie aus Frankfurt wiederkam. Hauke war mit ziemlicher Sicherheit eine Panne, das Ergebnis eines unerquicklichen Quickies, und ich hatte den Eindruck, dass sie seinen Erzeuger möglichst schnell vergessen wollte.«
    »Und trotzdem entschied sie sich nicht für eine Abtreibung.«
    »Die kam für sie als Möglichkeit offensichtlich überhaupt nicht infrage«, stimmte Greta mir zu und schwieg, bis ich sie an Ehemann Nummer zwei erinnerte. »Ach, Frieder, ja, wie gesagt, er war eifersüchtig auf Hauke, obwohl er natürlich immer behauptet hat, er sei es nicht. Aber das tun sie alle.«
    Nun war es an mir zuzustimmen. »Das Gerenne zu all den Ärzten und dass du dich immer um Hauke kümmern musstest, weil er so zart war, hat wirklich eine Menge Zeit gekostet, nicht?«
    Greta nickte. »Ich war dauernd unterwegs mit ihm. Und darunter hat Frieder ziemlich gelitten. Das muss ich zugeben. Er kam immer an zweiter Stelle. Das behagte ihm gar nicht, weshalb er uns dann ja auch verlassen hat, als diese kinderlose Irene auftauchte.«
    »Ohne Groll?« Viel Hoffnung hegte ich diesbezüglich nicht, doch eine Privatdetektivin fragt solche Sachen, auch wenn es vordergründig aussichtslos scheint.
    »Ohne Groll«, bestätigte Greta meine Befürchtungen. »Und ich war froh, als er ging. Es ist nämlich nicht leicht, wenn man sich dauernd mit schlechtem Gewissen um das Kind kümmern muss, weil der Mann verstimmt ist.«
    Das konnte ich mir lebhaft vorstellen. Doch auf der anderen Seite durfte man so ein kleines Wesen auch nicht einfach allein lassen, wenn es sich die Augen aus dem Kopf weinte und jemanden brauchte. Plötzlich ohne die gewohnte Bezugsperson leben zu müssen, dürfte so einen Stöpsel nachhaltig traumatisieren, nehme ich an. Und ein Schock von dem Ausmaß wirkt sich halt vielfältig aus: auf die Nerven, auf das Immunsystem, na ja, eben auf alles.
    »Was macht Frieder beruflich?«, erkundigte ich mich der Vollständigkeit halber. Bei dem Bebensee hatte ich das schließlich auch gefragt.
    »Er betreibt einen Gebrauchtwagenhandel. Also, nicht so einen Schrottkram, sondern für gehobene Ansprüche. Unter 20.000 Euro läuft da gar nichts. Und da kommst du noch preiswert davon. Frieder legt sehr viel Wert auf diesen Unterschied.«
    Konnte ich mir lebhaft vorstellen. Bei der ersten Variante spielst du lediglich in den untersten Klassen mit und hast pausenlos ölige Finger und dickste Trauerränder unter den Nägeln; bei der zweiten winken saubere Patschhändchen, Partys, Kaviar und schöne Frauen. Ich vermutete stark, dass ich Frieder Gallwitz nicht mögen würde.
    »Ich möchte dir so gern helfen«, stieß Greta plötzlich hervor. »Um dir jedenfalls ein bisschen von dem zurückzugeben, was du für mich tust. Ich kann dich nämlich nicht bezahlen.«
    »Das ist mir klar«, beruhigte ich sie wahrheitsgemäß.
    »Dann lass mich doch die Grundgedanken für dein Exposé skizzieren. Ich kann das, ehrlich. Und Spaß machen würde es mir ohnehin!«
    Mmh. Etwas ungewöhnlich fanden Vivian und Hanna diesen Vorschlag schon, doch andererseits … Direkt schaden konnte es nicht. »Okay«, stimmte ich großmütig zu, und Greta legte mit wahrem Feuereifer los. Nachdem wir es zu dritt sortiert hatten, kam Folgendes dabei heraus: Richard-Rhett Butler, ein blutjunger Leutnant aus dem sonnigen Charleston in prächtigster Uniform und mit zunächst mächtig beschränktem Horizont, trifft auf die noch blutjüngere mädchenhafte Camilla-Scarlett O’Hara, die rote Locken sowie ein entzückendes Trotzköpfchen ihr eigen nennt. Zwischen ihnen fliegen die Fetzen, und nebenbei funkt es auch noch gewaltig, und das gibt locker sechs bis zehn Folgen her. Zur Not würde Vivian eben noch einen älteren, aber nur auf den ersten Blick erfahreneren Mann einbauen, der Camilla umgarnt, aber in der Sklavenfrage nichts, aber auch wirklich gar nichts begreifen will. Was sie wiederum höllisch abstößt und nach etlichen Irrungen und Wirrungen direkt in die Arme des geläuterten Richard treibt. Der selbstredend männlicher geworden ist im Laufe der Zeit. Und markant und damit reifer, das natürlich insbesondere. Und so leben sie glücklich und in Frieden bis ans Ende ihrer Tage.
    Wir hielten vor Haukes Schule. Der Junge hatte eine dänische Anstalt besucht, von denen es im Grenzgebiet mehrere gibt. Greta hatte ihn dort

Weitere Kostenlose Bücher