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DrachenHatz

DrachenHatz

Titel: DrachenHatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ute Haese
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eine Wochenendbeziehung besitzt einfach ihre Tücken, weil jeder in einem anderen Alltag lebt. Das trennt. Doch da mussten wir durch, denn ich war – noch? – nicht bereit, Gustav und Hannelore anzuspannen und gen Husum zu ziehen. Und ein weiterer Mensch passte einfach nicht in meine Villa, sodass ein derart trautes Beisammensein unsere Zweisamkeit nach spätestens drei Wochen implodieren lassen würde wie einen defekten Fernseher.
    »… bewundere dich wirklich, Hanna. Du gehst deinen Weg und lässt dich nicht beirren. Das ist selten, weißt du, und deshalb bist du schon etwas ganz Besonderes.«
    Hmm. Wie wahr. So konnte man mich und mein nicht ganz der Norm entsprechendes Leben also auch sehen. Vielleicht sollte ich dies umgehend Harry, Marga und – nicht zu vergessen – meiner Mutter mitteilen, um endlich einmal frische Westküstenluft an ihre geballten Vorurteile zu lassen. Dann wurde das Gespräch privat. Sehr privat, um genau zu sein. Und ich kündigte Thomas an, ihn übermorgen besuchen zu wollen, wenn es ihm denn recht sei. Es war ihm recht. Sehr sogar.
    Ich hatte mich nämlich entschlossen, meine Nachforschungen auf Gretas Ehemänner auszudehnen, weil ich mit den vorhandenen Informationen nicht weiterkam. Meine Klientin hatte mir nichts erzählt, an dem ich einhaken konnte. Ihre Beziehungen schienen völlig normal, ja fast ein wenig langweilig verlaufen zu sein, und ich entdeckte einfach weit und breit keinen Anhaltspunkt für eine kriminalistische Untersuchung. Aber vielleicht, so meine Überlegung, besaßen die Exe ja eine andere Optik auf den gemeinsamen Lebensabschnitt sowie auf ihre ehemalige Frau und Hauke. Also, bestimmt hatten sie die. Das war schließlich nur natürlich. Und eine winzige Information hier, eine scheinbar belanglose Neuigkeit dort – und schon fügte sich etwas zusammen, von dem man vorher überhaupt nichts geahnt hatte.
    Ich beabsichtigte dabei, streng systematisch mit Ehemann Nummer eins zu beginnen: Arthur Bebensee, der Sex-Buchhalter, der in Flensburg lebte. Greta hatte mir seine Adresse gegeben. Sie zeigte sich zwar leidlich überrascht von meiner Bitte, aber keinesfalls abgeneigt, sie mir zu erfüllen, obwohl sie Nummer eins für »sauber« hielt, wie sie sich ausdrückte. Humphrey Bogart, Gott hab ihn selig, hätte garantiert seine helle Freude an dieser Wortwahl gehabt. Ich hatte sie ebenfalls.
    Und da Flensburg bekanntlich direkt neben Husum liegt, entschloss ich mich spontan, nach der Befragung von Arthur Bebensee zu Thomas zu fahren, um dort zu übernachten. Vivian konnte mit der Ausarbeitung ihres herzergreifenden Südstaatenepos’ um Richard Butler und Camilla O’Hara auch später anfangen. Sagen wir so gegen vierzehn Uhr.
    »Vom Rinde erspäht« würde ich den Schmalzheimer nennen, teilte ich Thomas gut gelaunt mit, weil mir Silvia in diesem Augenblick mit ihren großen teilnahmsvollen Augen bedächtig wiederkäuend zuzwinkerte. Mein Liebster fand den Titel zwar ein wenig ungewöhnlich – wie wahr, wie wahr! –, aber doch eindeutig Spitze, und wir schieden in freudiger Erwartung des übernächsten Abends.
    Nach dem Mittagessen – mir war ganz entschieden nach einem Gemüseeintopf mit den ersten frischen Kräutern des Jahres gewesen – entstaubte und entspinnwebte ich mein Fahrrad, ignorierte die über Kiel aufziehende Wolkenwand, klopfte Hannelore und Gustav in freundschaftlicher Verbundenheit auf die Panzer und radelte los.
    Ich beabsichtigte, Johannes einen Besuch abzustatten, den ich seit dem Osterbrunch nicht mehr gesprochen hatte. Er war nicht da. Und seine Schecke Nirwana ebenfalls nicht, was den naheliegenden Schluss aufdrängte, dass die beiden gemeinsam unterwegs waren. Schade. Ich hätte gern eine Runde mit Johannes in seiner Tischlerwerkstatt geplaudert. Dort roch es so gut nach Holz, Leim und Öl, und ich bewunderte jedes Mal wieder die verschiedenen Werkzeuge, mit denen er umgehen konnte, als habe er schon auf dem Pipi-Pott nichts anderes gemacht als gewachst, gesägt, gefräst und geölt.
    Ich zottelte gerade an meinem Rucksack herum, um einen Zettel an die Tür zu heften, als eine blasierte Männerstimme mich anfuhr: »Darf ich fragen, was Sie hier machen? Dies ist Privatgelände. Hollbakken. Das Herrenhaus ist Eigentum der Familie von Betendorp.«
    Er sprach, als gehörte er mindestens seit Karl dem Großen selbst dazu. Tat er aber nicht, das wusste ich besser.
    »Ist mir bekannt«, knurrte ich und musterte den Knilch so auf- und

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