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Drachenkampf

Drachenkampf

Titel: Drachenkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Pevel
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drehte dann den Kopf zu Saint-Lucq, als dieser einwarf: »Vielleicht ist Rochefort zu sehr mit der Italienerin beschäftigt …«
    Das Mischblut lag ausgestreckt auf einem Bett in einer dunklen Ecke etwas abseits von den drei andern. Reglos, den Hut über die Augen geschoben und die Hände über der Brust gefaltet, hatte er bisher den Eindruck erweckt, als döse er vor sich hin. Da Laincourt und Almadès La Fargue begleiteten, war seine Anwesenheit eigentlich über flüssig, und das wusste er. Doch der Kardinal hatte verlangt, dass er mitkam. Warum, wusste er nicht.
    Bei der Erwähnung der Italienerin verzog La Fargue nachdenklich den Mund.
    Die Klingen waren ohne Nachricht von Alessandra, seit Saint-Lucq sie wieder aufgegriffen hatte. Danach war sie in die Bastille gesperrt worden und anschließend im Geheimen woandershin verbracht worden. Falls sie Monsieur de Laffemas also noch immer verhörte, fanden diese Treffen nicht mehr im Châtelet statt.
    »Ihr könnt Euch sicher sein«, sagte Laincourt, »dass die Italienerin nicht mehr als zwei oder drei Nächte in einem Verlies verbracht hat. Und wenn uns der Kardinal im Ungewissen darüber lässt, wo sie festgehalten wird, dann vermutlich nur, weil sie gar nirgends festgehalten wird …«
    Lebhaft setzte sich Saint-Lucq auf und drehte sich etwas, um auf der Bettkante Platz zu nehmen. »Ihr geht also davon aus, dass sie inzwischen frei ist?«, fragte er verwundert und schob sich seine rote Brille wieder auf der Nase zurecht.
    »Ich sage nur, dass es mich nicht erstaunen würde, das zu erfahren …«
    »Und wie das, Teufel noch eins?«
    Laincourt zuckte mit den Schultern, als Zeichen seiner Unkenntnis der genauen Hintergründe. Aber dann sagte er: »Die Italienerin spielt niemals eine Karte aus, ohne bereits eine weitere im Ärmel zu haben. Als sie nach Paris zurückgekehrt ist, nachdem sie sich den Angriff der Draqs zu ihrer Flucht zunutze gemacht hat, war ihr bewusst, dass sie eine weitere Gefangennahme riskiert. Und ich bezweifle, dass sie für diesen Fall nicht irgendwelche Vorkehrungen getroffen hat.«
    La Fargue und Saint-Lucq wechselten Blicke, während der ehemalige Spion des Kardinals noch seinen Gedanken nachhing. Almadès dagegen hatte weiter schweigend den Hof im Auge behalten.
    »Sie kommen herein«, verkündete er.
    Dann warf er einen Blick an den Horizont, wo sich Wolken zusammenbrauten, dunkler als die Nacht. Und er sah die ersten Blitze des Gewitters, das dort auf Paris niederging.
    Marciac hatte sich aus dem Fenster gelehnt und verdrehte sich, um sein Gesicht in den wohltuenden Regen zu halten, der sich nach einer zu langen Hitzeperiode über der Hauptstadt ergoss. Mit geschlossenen Augen lächelte er zufrieden und atmete tief durch. Wind und Donner störten ihn nicht im Geringsten.
    »Großer Gott, tut das gut!«, seufzte er. »Manchmal gibt es eben nichts Besseres als ein Gewitter …«
    »Da hast du recht«, erwiderte Agnès und zog ihn am Kragen wieder hinein. »Aber könntest du jetzt vielleicht vermeiden, dich zu sehr zu zeigen …«
    Sie schloss das Fenster.
    »Keine Sorge«, sagte der Gascogner und wischte sich mit der Hand das Gesicht ab. »Der Wirt hat mir versichert, dass unser Mann nicht vor Mitternacht zurückkommt.«
    Er war durchnässt, zerzaust und bester Laune.
    »Was weiß denn schon dein Gastwirt?«, fragte die Baronin von Vaudreuil.
    Unbekümmert zuckte Marciac mit den Schultern. »Hab nicht dran gedacht, ihn zu fragen«, gab er zu. »Aber er schien sich seiner Sache ausgesprochen sicher zu sein …«
    Agnès verdrehte kopfschüttelnd die Augen. Sie war gekleidet wie eine Reiterin – Stiefel, Beinkleider, weißes Hemd, geschnürtes Mieder aus rotem Leder – und hatte sich ihr dickes schwarzes Haar zu einem langen Zopf geflochten. An ihrer Seite trug sie ein Rapier, dessen schöne Eleganz schon so manche tödliche Überraschung bereitgehalten hatte.
    Der Donner grollte, ließ die Fensterscheiben zittern und das Gebälk knirschen. Das Zimmer befand sich unterm Dach.
    »Und außerdem«, beharrte der Gascogner, »ist ja auch noch Ballardieu unten und hat ein Auge auf den Eingang, oder nicht?«
    Dagegen konnte die junge Frau nichts einwenden: »Hm, ja, Ballardieu hat ein Auge auf den Eingang … Hör zu, erledigen wir unseren Auftrag und kehren wir so schnell wie möglich ins Palais Épervier zurück, einverstanden? Im Übrigen sollten wir hier schon längst fertig sein.«
    »Gut, Madame Baronin.«
    Agnès tat so, als hätte sie die

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