DrachenKind: Gegen die Finsternis (German Edition)
wirklich…Ich meinen…Du können wirklich…Du ein wunderschöner Drache, ich müssen sagen. Aber auch bescheuert, leichtsinnig…Wenn du nicht bei Mia lernen, deine Kräfte kontrollieren, ich nie wieder reden ein Wort mit dich. Viel zu gefährlich! Du mich fast umgebracht…“
Eric war erleichtert. Ein Stein fiel ihm vom Herzen. Scheinbar ging es seinem Cousin etwas besser, er dachte wieder klar und deutlich.
„Willst du denn nach Hause laufen?“, fragte er ihn vorsichtig.
Jack sah ihn giftig an und Eric lockerte die Fesseln seines Blickes.
„Niemals“, röchelte er und versuchte sich aus der festen Umklammerung von Erics langem Schwanz zu befreien. Er fluchte.
„Na toll, jetzt habe ich mich an ein Spitze von dich geschnitten…Es vielleicht giftig, aber noch ich sein ja auch nicht tot…“
Eric erstarrte. Er konzentrierte sich auf sein Inneres. Giftig? „Nein“, sagte eine Stimme in seinem Herzen, „nicht für ihn…“
Jack machte einen zufriedenen Eindruck. Eric stellte ihn auf dem Boden ab, setzte sich auf und sah auf ihn herunter. Er sah ziemlich so aus, wie eine große Ratte für einen Menschen.
„Ich werde fliegen, wenn du nicht laufen willst…Du musst nur irgendwo sitzen…“
„Ja, direkt auf dein Nacken, ich können mich an Hörnern Festhalten. Gut, lassen mich hoch!“
Eric legte den Kopf auf den Boden und Jack kletterte unsanft an seinem Gesicht hoch. Er wäre ihm fast auf einen Nasenflügel getreten, scheinbar wollte er sich für Erics Rücksichtslosigkeit während des letzten Fluges rächen. Er rutschte auf den harten, glatten Schuppen aus, von denen die meisten mindestens so groß waren wie seine Hände. Er klammerte sich an eines der Hörner, von denen Eric wie eine Krone einige auf dem Kopf hatte. Als er endlich saß, meinte er:
„Wenn du mich aufspießen, ich dich umbringen. Und ich glauben wir uns beeilen, es werden dunkel...“
Eric hob den Kopf, stieß sich wieder vom Boden ab und stieg dieses Mal deutlich langsamer und vorsichtiger immer weiter in den Abendhimmel.
Kapitel 5
Jack und Eric hatten die dreißig Kilometer in weniger als zehn traumartigen Minuten zurückgelegt. Sie waren ein kleines Stück vom Heim entfernt gelandet, auf einem Tennisplatz der gerade leer gewesen war. Dann hatten sie sich wie zwei ganz normale Menschen die Straßen entlang geschlichen, sich durch den Hof und die Hintertür geschummelt und jetzt standen sie wie selbstverständlich vor der Tür zu Mias Büro. Jack hob schon die Hand zum Anklopfen aber Eric meinte:
„Sie ist nicht da, ich weiß es…“
„Woher wissen? Du können durch Tür sehen oder was?“
„Nein, nicht direkt. Aber ich kann es fühlen. Sie ist nicht da und es riecht auch nicht nach ihr. Das tut es immer, wenn sie da ist. Glaube ich…“
Jack stellte sich auf die Zehenspitzen und stöhnte. Er sah schon besser aus, allerdings schienen ihm die Ohren weh zu tun. Vielleicht von dem starken Wind während des Fluges. Eric hatte sich kaum zurückverwandeln wollen. Er hätte am liebsten die Gestalt des Drachen behalten, wenigstens in der Nacht, er wollte unbedingt einmal alles von oben sehen. Er hatte versucht, Jack mit dem Argument zu überzeugen, dass er später immer noch etwas essen könne…Doch der wollte nur den Brief und ins Bett. Aber Eric hatte genau gesehen, dass er eigentlich gerne mitgekommen wäre. Vielleicht ein anderes Mal. Jetzt wollte er sich in ihr Zimmer begeben, sich umziehen und sich im Essraum was zu essen abholen. Eric hatte auch Hunger. Ihren Proviant hatten sie total vergessen, die Rucksäcke lagen im Wald und Geld für eine Portion Fritten an der nächsten Straßenecke hatte auch keiner. Also latschten sie zu ihrem Zimmer, schlossen die Tür auf. Es sah aus wie immer, aber es roch anders.
„Mia war hier. Ich kann es riechen. Und da liegt was auf deinem Bett.“
Jack knipste das Licht an.
„Auf dein auch…Und wieso du mit der platten Nase können so gut riechen? Ich nicht können…“
Eric runzelte die Stirn. Jack hatte doch selber eine platte Nase. So, wie es viele Chinesen hatten. Jack jedoch dachte nicht mehr an die Nase Erics, er sprang zum Bett, griff sich den Brief und riss ihn ohne viel Hemmung einfach auf.
„Willst du denn nicht mal wissen, wer der Absender ist?“
„Nein, ich wissen…Sein still, bitte…“
Eric ging zu seinem Bett, zog sich aus und begab zum Kleiderschrank. Der war zwar noch nie bis oben gefüllt gewesen, aber Eric fand glücklich genug saubere Kleidung.
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