DrachenKind: Gegen die Finsternis (German Edition)
herunterzufallen. Es tat einfach weh, mit der Schuld am Tod so vieler Menschen leben zu müssen…aber es war passiert und vielleicht hätte Manou es auch getan, wenn er Eric nie getroffen hätte. Und wenn nicht Manou es tat, dann jemand anderes. Diese Erkenntnisse hoben seine Stimmung gewaltig. Er schloss die Augen.
Unglaublich. Diese Kraft, die er hatte. Wenn er sich jetzt verwandeln würde, dann fiele er wahrscheinlich bald in die Tiefe, der Wind war beachtlich hier oben. Aber jetzt; er konnte sitzen wo er wollte, sich alles ansehen, alles verändern. Es war für ihn schon ganz natürlich geworden, doch er hatte sein altes Leben noch nicht vergessen und verglich es oft mit dem, welches er jetzt führen würde. Er sah sich die Landschaft genauer an, ließ den scharfen Blick über die Bäume und überwucherten Berghänge schweifen, die tief unter ihm das Land bevölkerten. Er befand sich auf dem höchsten Punkt innerhalb einiger hundert Kilometer in jede Richtung, eindeutig. Wie hoch der wohl gelegen sein konnte? Er strengte seine Sinne an. Noch immer war in der Ferne das Echo seines Gebrülls zu hören, es wanderte durch den Wald wie ein lauter Geist. Diese Schönheit. Die Sonne verbarg sich hinter ein paar kleinen Wolken, schien warm und golden auf das unendliche Blätterdach. Wäre der Wind auf seinem Platz nicht so schneidend und schnell, Eric hätte die Flügel entfaltet und ein Sonnenbad genommen.
Von hier oben sahen die Vögel über den Baumkronen wie winzige schwarze Punkte aus, die sich scheinbar gar nicht bewegten, wenn sie über den Wald flogen. Eric mache sich einen Spaß daraus sich vorzustellen, dass er einen von ihnen fangen und zähmen würde. Er hatte schon oft gesehen, wie Papageien oder Beos lernten, ein paar wenige Worte zu sagen. Niemals könnte er ein Tier sein Leben lang in einem Käfig einsperren. Für ihn selbst war die Gewissheit, immer irgendwo hin gehen zu können, einen Ausweg zu haben, fast das Wichtigste in seinem Leben. Seine Freiheit könnte er für nichts hergeben, nie. Kein Mensch konnte das wollen. Aber sie taten es mit den Tieren, nahmen ihnen ihre Freiheit, sperrten sie in den Zoo oder verkauften sie einfach an irgendwelche Fotografen, die sie dann einmalig für ein Bild mit einem Model vor die Kamera warfen.
Eric grübelte. Seine Gedanken flogen ziellos umher, erkundeten die Erinnerungen seines Lebens, trafen sich irgendwo, suchten nach Lösungen für Probleme, fanden welche oder fanden keine. Die Sonne kam hinter den Wolken hervor. Der Schnee auf dem schmalen Felsvorsprung unter ihm begann in ihrem Licht zu leuchten und reflektierte ihr Licht bald so stark, dass Eric wegsehen musste. Es war wunderbar, hier oben zu sitzen, unerreichbar, in ungeahnter Höhe. Dann trafen sich wieder zwei seiner Gedanken: Vor dir ist nur Wald, bis zum Strand, links und rechts auch…Und hinter dir? Eric wunderte sich. Er war doch hier her geflogen, da hatte er doch in die Richtung hinter sich gesehen…Aber er erinnerte sich nicht und das war das Eindeutigste überhaupt. Er breitete die Flügel aus um das Gleichgewicht zu halten, nutzte den starken Wind, drehte sich langsam und vorsichtig um. Als er sich wieder sorgfältig festgeklammert hatte, warf er seinen Blick zum Horizont. Ein dunkler Streifen, gräulich oder schwarz. Und er schien sich zu bewegen. Er erinnerte sich sofort. Die Strudel aus Wolken, wie langsame Wirbelstürme. In seinen Träumen hatten sie das Licht eingesogen, und sie hatten sich direkt vor der Grenze befunden. Dem Spiegel, der schlagartig alles Land beendete, und es doch fortsetzte. Eric lief ein kalter Schauer über den Rücken. Sollte er vielleicht mal hinfliegen?
Ein neuer Gedanke entstand. Wo war er eigentlich? Die Magnetfelder der Erde stimmten, es gab keine gravierenden Unterschiede, abgesehen von der Position, wenn er sie mit denen im Heim verglich. Aber wenn er sich einen Globus vorstellte, gab es nirgends auf dem gesamten Planeten solche Landschaften. Dass er sich das noch nicht früher gefragt hatte…Wenn er sich noch auf diesem Planeten befand, wo denn bitteschön? Skepsis. Er kam schon wieder mit dem Verstand an ein Ende. Es wurde langsam Zeit, alles zu erfahren, was er in dieser Welt brauchen würde. Es gab keinen Zweifel, Mia wusste viel und dann war da ja auch noch ein Meister oder so, von dem hatte sie doch gesprochen. Es behagte ihm nicht, sich so dicht vor einem Unbekannten Phänomen zu befinden, von dem er nur eines wusste: Es bedeutete das Ende, mit
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