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Drachenklänge

Drachenklänge

Titel: Drachenklänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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stillschweigende Übereinkunft, Hayon, Rasa und Naprila, die ältesten von Lady Hayaras Kindern, vor Maizella zu beschützen, die ihre Halbgeschwister nach Lust und Laune entweder tyrannisierte oder links liegen ließ.
    Im Umgang mit der wetterwendischen Halanna
    hatte Robinton gelernt, heikle Situationen zu umgehen, und er wusste, wann es angebracht war, freundlich zu lächeln und ansonsten den Mund zu halten.
    Kurze Zeit später erhielt er seine Genugtuung, als Merelan Maizella dazu aufforderte, mit ihm Duette zu singen. Er besaß einen herrlichen Sopran und war sowohl von Meister Washell wie auch von seiner Mutter hervorragend ausgebildet. Wenn Lodik, der Solist im Knabenchor der Harfnerhalle, in den Stimmbruch kam, sollte Robie seinen Platz einnehmen. Aber er hatte auch miterlebt, was mit Lehrlingen passierte, die sich zur Schau stellen wollten. Außerdem hätte seine Mutter es nie geduldet, wenn er versucht hätte, mit seiner Stimme zu prahlen. Die Ohren hätte sie ihm langgezogen, so sehr verabscheute sie jede Form von Protzerei.
    Doch auch Merelan hatte durch ihre Arbeit mit Halanna eine Menge an Erfahrung gewonnen. Mit Über-145
    heblichkeit und hemmungsloser Selbstüberschätzung konnte sie fertig werden.
    »Was, ich soll mit einem Kind ein Duett singen?«
    wehrte sich Maizella beleidigt.
    »Du singst mit meinem Sohn, dessen Stimme exzellent geschult ist, und der bereits mehr von Musik versteht als du«, entgegnete Merelan forsch. »Wir beginnen mit ›Jetzt kommt die Zeit … ‹«
    Merelan bedachte Robinton mit einem kurzen Blick und hob die Arme, um den Takt anzugeben. Robinton war bereit. Er wusste, was dieser Blick bedeutete: Er sollte sich keinerlei Zurückhaltung mehr auferlegen sondern seine gesamte stimmliche Begabung ausspie-len, etwas, das er in Benden noch nie getan hatte. Maizella glotzte ihn so verblüfft an, dass sie um ein Haar ihren Einsatz verpasste. Robinton genoss seinen Triumph, und aus dem leisen Getuschel der anderen Kinder schloss er, dass auch sie freudig überrascht waren.
    Natürlich versuchte Maizella, ihn zu übertönen. Merelan brach das Duett ab und mahnte sie zur Ordnung.
    »Bei einem Duett müssen die Stimmen ausgeglichen sein, es geht nicht, dass ein Sänger den anderen durch lautes Gebrüll in den Hintergrund drängt. Wir wissen, dass du mit deinem kräftigen Organ die Spinnen aus ihren Netzen treibst, Maizella, aber in diesem Raum gibt es keine Spinnweben.« Merelan strafte die Kinder, die zu kichern anfingen, mit einem strengen Blick.
    »Noch einmal von vorn – und dieses Mal singst du mit dem Sopran, nicht gegen ihn an!«
    Maizella modulierte ihr Stimmvolumen, und selbst sie erkannte den Unterschied – wenn auch nicht ohne beträchtlichen Groll, wie man ihrer grimmigen Miene ansah.
    »Das war schon viel besser, Maizella, viel besser. Mal sehen, ob wir eine dritte Stimme einflechten können.«
    Diesen Part übernahm Merelan selbst, und durch ihr 146
    Beispiel zeigte sie, was sie mit ausgeglichenen Stimmen meinte.
    Die gesamte Klasse applaudierte, als der letzte Ton verklang.
*
    »Du hast mir nie erzählt, wie gut du singen kannst«, warf Falloner Robinton vor, als sie in der Pause auf den Innenhof hinaus liefen.
    »Du hast mich nicht gefragt«, gab Robinton grinsend zurück.
    »Hast du auf eine Gelegenheit gelauert, es Maizella einmal so richtig zu zeigen?«
    »Nicht direkt«, erwiderte Robinton und warf den
    großen Ball. An einer Stange war ein Reifen befestigt, und die Kinder übten sich darin, einen Ball durch den Ring zu werfen. Normalerweise war Rob in dieser
    Sportart recht geschickt, doch just in dem Moment, als er den Ball schleuderte, sah er Drachen am Himmel, die in einer präzisen Formation flogen, und zielte weit daneben.
    Falloner schnappte dem hoffnungsvoll herbeistürzenden Hayon den Ball vor der Nase weg, schmetterte ihn einmal durch den Ring und rannte dann zu der weißen Ausgangslinie zurück, um den Wurf zu wiederholen.
    Robinton hatte nur noch Augen für die rasch ent—
    schwindende V-Formation der Drachen.
    »Gewöhn dich lieber daran, die Drachen am Himmel zu sehen, sonst wirfst du nie einen Ball ins Ziel«, zog Falloner ihn auf, als sie nach der halbstündigen Pause ins Klassenzimmer zurückkehrten.
    »Für dich ist das natürlich nichts Neues«, erwiderte Robinton, »aber die Drachen in Aktion zu erleben ist für mich etwas ganz Besonderes.«
    Falloner streifte seinen Freund mit einem eigentüm-147
    lichen Blick. »Ja, ich weiß, was du meinst.

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