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Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition)

Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition)

Titel: Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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Geheimnis. Ach ja, die Sonne…, die Erde…” In seine Augen trat ein sehnsüchtiger Glanz.
    “Unsinn!” widersprach Marigg selbstsicher. “Terra ist nichts weiter als eine natürliche Raumbasis!”
    “Warst du dort?” Dual lächelte nicht mehr, sein Gesicht war ernst.
    “Natürlich nicht”, Marigg wehrte unwirsch ab, “aber man muß nicht das schäumende Meer befahren, um seine Fauna und Flora zu kennen, dafür gibt es die mentale Didaktik…”
    “Nein, nein!” unterbrach ihn Dual heftig. “Du mußt mit eigenen Augen sehen, nicht für dich sehen lassen.”
    “Was ist das für ein Unterschied? Ich habe Terra gesehen. Das zählt. Ich bin übrigens ganz gut in Kosmographie, habe während der Prägungsogar ein Diplom erhalten. Über Terra weiß ich alles. Da gibt es zum Beispiel sogenannte Frauen. Dann sind die Städte dort alle überkuppelt, damit man unbeschadet Luft holen kann. Zwar gibt es wieder Fische in den Meeren und Wälder auf dem Festland, aber bis Terra wieder ein blühender Planet ist, werden viele Jahre vergehen…”
    “Aber weißt du auch, wie es dazu kam? Weißt du, welche Kämpfe unsere Vorfahren zu bestehen hatten, wie schwer es für sie war, zwischen gut und böse zu unterscheiden, zwischen nützlich und schädlich, sicher und gefährlich? Nicht immer war das Nützliche sicher, und oft genug das scheinbar Gute schädlich.”
    “Was bedeutet das aber uns? Für uns zählt stets nur das Resultat, denke ich.”
    “Nichts zählt, wenn du nicht weißt, wie es geworden ist. Denn dann wirst du auch nie ergründen können, wie es noch werden kann.”
    Der Vorwurf in Duals Stimme reizte Marigg. “Dann war also alles Absicht: Du hast gegen mich absichtlich verloren, damit ich die Möglichkeit habe, die Welt kennenzulernen, ja?” fragte er spöttisch.
    “Ich habe nicht gegen dich verloren”, antwortete Dual bedächtig, und als Marigg aufbegehren wollte, fügte er hinzu: “Nicht gegen dich, Marigg Ellis, sondern gegen die Kraft, die deinen Körper als Gefäß gewählt hat. Gegen eine Macht, die – jetzt noch – . viel stärker ist als du. Solange du sie nicht bändigen kannst, bist du kein Sieger über den Meister Dual. Gesiegt hat eine Kraft, die fähig ist, alles niederzureißen und alles neu zu schaffen, eine Kraft, die du in dir trägst, aber noch nicht erkannst hast. Ich habe sie schon gespürt, als wir uns am Fuße des Berges befanden…”
    “Aber warum hast du dann gekämpft, Dual?” fragte Marigg betroffen und auch verängstigt, denn die Worte des Alten erfüllten ihn mit Furcht. Dual schloß die Augen und sagte leise: “Es war die größte Herausforderung meines Lebens. Nicht der Wunsch zu siegen war es, sondern die einmalige Chance, mich an einer Kraft zu messen, die mir Gewißheit über mich selbst verschaffen konnte…”
    “Und warum warst du nicht bereit, diese Gewißheit mit anderen zu teilen?” Die Bitterkeit in Mariggs Frage blieb Dual nicht verborgen.
    Der alte Mann schwieg. Statt einer Antwort zog er aus den Falten seines Gewandes das kleine Kästchen aus Jaspis und reichte es Marigg. Vorsichtig und auch neugierig öffnete Marigg die kunstvoll geschliffene Schatulle und entnahm ihr einen mit Krötenwachs versiegelten Flakon.
    Die Flüssigkeit in dem kristallen funkelnden Fläschchen leuchtete, glühte geradezu rubinrot.
    Marigg zitterte die Hand. “Hast du es benutzt?” flüsterte er erschrocken.
    Dual nickte schuldbewußt. “Und trotzdem…?” Marigg spürte kalten Schauder.
    “Ja, trotzdem habe ich verloren”, sagte Dual tonlos. “Begreifst du nun, welche Macht dir gegeben ist?”
    Marigg nickte automatisch.
    “Nun weißt du auch, Marigg Ellis, warum ich begonnen habe, meine Tage zu zählen. Nicht einmal das Elixier der Sterbenden Sonne gab mir die Kraft, dir zu widerstehen. Bewahre es wie einen Schatz, wie dein eigenes Leben. Du bist der einzig würdige Erbe der Meister der Sterbenden Sonne. Bedenke: Tausendfach stärkt ein Tropfen des Elixiers die Macht, die dir gegeben ist. Benutze es nie, um Macht über Menschen zuerlangen. Überhebe dich nie, allein über das Gute und das Böse befinden zu wollen. Deine Kraft zwingt dich zum Dienen, verwehrt dir das Herrschen. Herrschaft ist Erfüllung für die Schwachen, du aber bist stark! Erkenne das Glück im Dienst für die weniger Starken. Finde es in der Liebe zu dem, dessen Teil du bist. Ehre die Trinität von Kraft, Wille und Erkenntnis. Sie möge dich leiten. Geh und kehre wieder!”
    Marigg streicht

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