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Drachenland: Roman (German Edition)

Drachenland: Roman (German Edition)

Titel: Drachenland: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Reaves
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die Stadt zu.
    Jondalrun sah sich das Spielzeug an. Es war ein kleines Pferdefuhrwerk aus Holz, aus verschiedenen Einzelteilen geschnitzt, so dass die Räder des Wagens sich drehten und das Pferd ausgespannt werden konnte. Jondalrun packte das zerbrechliche Spielzeug plötzlich so heftig, dass er es beinahe zerdrückt hätte, denn er erkannte es wieder. Amsel hatte es Johan geschenkt. Jondalrun starrte es erregt an. Schon die Tatsache, dass das Ding auf seiner Handfläche lag, bereitete ihm Pein – es war unsauber, ein simbalesisches Machwerk, hergestellt von denselben Händen, die Johan in den Tod geschickt hatten. Zweimal hob er es in die Höhe, um es auf den Boden zu schmettern und zu zertreten, und zweimal hielt er inne, weil er daran dachte, dass es Johans liebstes Spielzeug gewesen war.
    Endlich drehte er sich um, beugte sich mit steifen Bewegungen hinunter und legte das Spielzeug auf die stille Gestalt. Mit abgewendeten Augen begann er zu schaufeln. Schwer atmend warf er die lehmige Erde in das Grab, bis der Körper bedeckt war. Danach arbeitete er langsamer. Als das Grab zugeschaufelt war, bezeichnete er die Stelle mit einer vorläufigen Gedenktafel, die ihren Dienst tun würde, bis der Grabstein fertig war. Ohne aufzublicken, sammelte er sein Werkzeug ein und ging mit schweren Schritten den Hügel hinunter.
     
    Es sprach sich langsam in Fandoras Steppen und Hügeln herum. Ein Händler erwähnte die Tragödie gegenüber den Bewohnern mehrerer kleiner Dörfer. Ein Kurier brachte die Nachricht nach Silvan. Und die Nachricht verbreitete sich: Zum ersten Mal seit über zehn Jahren wurde eine Ratsversammlung aller Ältesten einberufen.
    Bemerkungen von Viehhändlern und Wegwächtern führten auch zu Gerüchten auf Marktplätzen und in Tavernen, dass simbalesische Windschiffe im Norden Fandoras eingefallen seien und jetzt nach Süden und Westen kämen und Zauberer aus Simbala sich in der Gestalt von Wölfen und Bären durchs Land schlichen. Bei all diesen Geschichten hatten es die Gemeindeältesten schwer, eine Panik zu unterdrücken.
    In Borgen waren die Vermutungen zu einem erregten Höhepunkt gekommen. Jeden Morgen lehnten sich alte Frauen und Schwätzer aus ihren Fenstern unter den Spitzdächern und ergötzten einander mit erfundenen Zahlen von Opfern. Einige begannen sogar, Vorräte von gepökeltem und eingesalzenem Fleisch, Brot und Käse in ihren Speisekammern und Schränken anzulegen.
    Tenniel, der Sandalenmacher, war gerade damit fertig geworden, die Lederumwicklung am Stockgriff der alten Dame Mehow zu erneuern, als ein Junge in die Tür seines Ladens trat und ihm mitteilte, dass ein Treffen der Gemeindeältesten einberufen worden sei. Während Madam Mehow von einem Komplott dieser korrupten Klifffischer sprach, die nur den Preis ihrer miesen Fische in die Höhe treiben wollten, nickte er höflich und geleitete sie hinaus. Dann schloss er den Laden und lief die Straße hinunter, wobei er sich das Öl von den Händen rieb, mit dem er das Leder geschmeidig gemacht hatte.
    Er war einer der jüngsten Ältesten in ganz Fandora – erst achtundzwanzig -, und seine Ernennung war nicht ohne Debatte erfolgt. Die Verantwortung des Amtes machte ihm Angst, aber er bezwang sie, weil er entschlossen war, sein Bestes für seine Geburtsstadt zu tun. Er liebte Borgen zutiefst. Wenn seine Arbeit es zuließ, wanderte er gern stundenlang durch die Stadt und schaute sich Hütten und Häuser, die lauten Stände am Marktplatz, die Obstgärten vor der Stadt und die verschiedenen Wappen über den Haustüren an.
    Während er jetzt durch eine Gasse hinter dem Brunnenhof eilte, dachte er über die Einberufung einer Sonderversammlung der Ältesten nach. Die Vermutung lag nahe, dass es mit den Gerüchten über einen Krieg mit Simbala zusammenhing. Als er um eine Ecke kam und das Haus des ranghöchsten Ältesten vor ihm lag, sah er Axel, den dritten Ältesten, gerade das Haus betreten, und er lief das letzte Stück, um nicht zu spät nach ihm einzutreffen.
    Talend, der Ranghöchste, war ein alter Mann von mindestens siebzig Jahren mit einem verkrüppelten Fuß infolge eines Jagdunfalls, der sich lange vor Tenniels Geburt ereignet hatte. Axel runzelte die Stirn, als der jüngere Mann sich leicht keuchend setzte; auch er war viel älter als Tenniel. Er war ein mürrisch aussehender Mann, dem mehrere Geschäfte in der Stadt gehörten und der Tenniels Laden auch gern übernommen hätte. Doch der jüngere Mann weigerte sich standhaft,

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