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Drachenland: Roman (German Edition)

Drachenland: Roman (German Edition)

Titel: Drachenland: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Reaves
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Feuermoos in der Hand, hatte er das Gefühl, in eine Wirklichkeit zurückzukehren, die er lange vergessen hatte.
    Er dachte: Es ist gut, dass ich gekommen bin. Es wird mir eine Gelegenheit geben, Ordnung in meine Gedanken zu bringen.
    Der Tunnel war seit über vier Jahren geschlossen. Er war in schlechtem Zustand; Wände und Holzverstrebungen hatten Moos angesetzt, die Fackelnischen waren leer, und die kriechenden Dünste von Verfall lagen in der Luft.
    Seit er König war, hatte er wenig Zeit für sich selbst gehabt, und dies bekümmerte ihn. Allein fühlte er sich wirklich in Einklang mit sich selbst. Mit Ceria fühlte er sich im Einklang mit der Welt, als gäbe die natürliche Ordnung von zwei Wesen, die zusammen waren, seinem Leben einen neuen Sinn. Allein jedoch fühlte er sich wie Falkenwind: Er fühlte sich wie der Sohn eines Bergmanns, der fünf Jahre in den Minen gearbeitet hatte, mit schmutzigem Gesicht und Armen, die hart geworden waren vom Schwingen eines Pickels. Hier, in den Minen, konnte er sein Leben als eine Erweiterung seiner Träume verstehen.
    »Ich habe meine Träume übertroffen«, sagte er laut, als spräche er zu dem jüngeren Mann, der er früher war, »und doch habe ich noch unerfüllte Hoffnungen – nicht so sehr für mich selbst, außer vielleicht Ehe und Kinder.« Seine Hoffnungen galten jetzt Simbala.
    Er ging langsam über den schräg abfallenden Boden des Tunnels. Hier und dort befanden sich die verstrebten Eingänge zu Seitenstollen, von denen viele für immer mit Backsteinen und Mörtel zugemauert worden waren. Er wusste, dass einige davon zu den Wurzeltunneln unter der eigentlichen Stadt führten. Vor ihm auf dem nackten Felsstein lag ein verrosteter Pickel. Falkenwind hob ihn auf, betrachtete ihn und erinnerte sich …
    Er war Aufseher im Taniumschacht gewesen, der am Ende des Tunnels senkrecht hinunterführte, tiefer als alle anderen. Er war so tief, dass die Luft heiß und drückend war, und manchmal ließen die üblen Gase, die aus der Erde sickerten, die Bergleute bewusstlos werden. Sie hatten eine reiche Taniumader abgebaut, ein flüssiges Metall. Es war eine gefährliche Arbeit in diesen Tiefen; der Druck der Erde von oben war so stark, dass ein unvorsichtiger Pickelhieb einen Taniumstrom freisetzen konnte, der mit der Kraft eines Rammbocks zuschlug und die Mine überflutete.
    Ein Bergarbeiter war eines Tages mit seinem Pickel auf etwas gestoßen, das wie eine an den Schacht angrenzende natürliche Höhle aussah. Falkenwind war hinzugerufen worden und hatte ein Wunderland aus Stalaktiten und Stalagmiten entdeckt, Säulen und erstarrte Wasserfälle aus Felsgestein. Die Männer waren wie gebannt und wollten die Höhle sofort erkunden, aber Falkenwind hatte angeordnet, mit der Erkundung bis zum nächsten Tag zu warten, wenn sie alle ausgeruht wären.
    Es war jetzt still, als er durch den verlassenen Tunnel ging. Falkenwind war sich plötzlich der Massen von Erde über ihm sehr bewusst und der Instabilität der von Menschen angelegten Stollen in den alten Felsen. Er ging schneller; aus irgendeinem Grund hatte er das Bedürfnis, den Schacht am Ende des Tunnels zu erreichen.
    In jener Nacht vor mehr als vier Jahren hatten Wächter vor den Tunneln aus den Tiefen der Minen seltsame, furchterregende Schreie gehört – ein Heulen wie von einem Geisterwolf. Am nächsten Tag fand man ein kleines, aus Steinen gebautes Haus in der Nähe der Eingänge zu den Wurzeltunneln offen und verlassen. Eine junge Mutter, die dort seit dem Tod ihres in den Minen arbeitenden Mannes allein gelebt hatte, war verschwunden. Auf dem Boden hatte man Spuren von Dreck und Unrat gefunden und in einem dieser Flecke den Abdruck eines merkwürdigen Spreizfußes.
    Falkenwind blieb plötzlich stehen. Er drehte sich um und hielt die Fackel in die Höhe, so dass sie den Tunnel hinter ihm bis zur Biegung beleuchtete. Er glaubte, etwas gehört zu haben – vielleicht Steine, die eine der Wände heruntergerollt waren, oder vielleicht das Kratzen von Krallen auf dem steinigen Boden?
    Falkenwind zögerte, dann ging er weiter. Der Anfang des Schachtes musste schon nach der nächsten Biegung kommen, und er hatte jetzt ein ungutes Gefühl wegen dieses Schachtes. Er musste überprüfen, ob er noch zugemauert war, wie er es vor Jahren angeordnet hatte. Seine Stiefel platschten durch Pfützen, die hereinsickerndes Wasser beim letzten Regen gebildet hatte.
    Der Schacht war in einem steilen Winkel in den Felsen geschlagen worden

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