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Drachenlord-Saga 02 - Drachenherz

Drachenlord-Saga 02 - Drachenherz

Titel: Drachenlord-Saga 02 - Drachenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Bertin
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können die Priester-Magier in Jehanglan die Drachenmagie spüren. Zweifellos würden sie doch auch die Magie eines Drachenlords ausmachen können. Wie sollen wir also auf dieses Rätsel reagieren? Wir brauchen Magie, um Pirakos zu befreien, aber kein Echtdrache oder Werdrache kann sich seinem Gefängnis nähern. Ein Echtmensch könnte es vielleicht, hat aber nicht die Magie, die benötigt wird, um euren Verwandten zu befreien. Wir können uns in keine Richtung bewegen, Morien, und ich sehe keinen Ausweg.«
    „Dennoch gibt es eine, die vielleicht die Antwort zu deinem Rätsel birgt, Jessia* t sagte Morien.
    Sie schauten einander an, wie zwei Krieger, die den Gegner nach Schwächen erforschen. Die Herrin wandte als erste den Blick ab.
    »Ich weiß es nicht«, seufzte sie. »Ich muß darüber nachdenken.«
    Sie ging davon, allein, zurück zur Festung. Als Kelder dazu ansetzte, ihr zu folgen, hielt sie ihn mit einer Geste auf. Die Versammlung löste sich in kleine Gruppen auf, die diskutierten, sich fragten, debattierten, stritten.
    Raven fragte sich, ob Morien mit seinen geheimnisvollen Worten Lleld und ihren Vorschlag gemeint hatte und warum die Herrin so unglücklich war.
    Xiane saß starr auf dem Phönixthron. Sein Gesicht war die Maske, die man vom Kaiser erwartete, aber sein Blick schweifte durch den Audienzraum. Minister und Höflinge warteten an der Wand, entweder um ihm vorgestellt zu werden und Bericht zu erstatten oder einfach, um an diesem Ort der Macht gesehen zu werden.
    Vor ihm kniete R’sao, der Minister der kaiserlichen Salzminen. R’sao redete und redete. Xiane warf einen Seitenblick zum kaiserlichen Minister Musahi, seinem alten Lehrer, der auf seinem gewohnten Platz an dem kleinen Schreibtisch neben dem Thron saß. Musahis Schreibpinsel flog über das Reispapier vor ihm, während R’sao Ziffern wie trockene Staubwolken ausspuckte.
    Dem Phönix sei dank für Musahi. Xiane wußte, daß der kaiserliche Minister ihm einen Bericht liefern würde, der durch die Schichten blütenreicher Sprache ins Herz jeder Angelegenheit drang. Xiane ließ abermals Aufmerksamkeit und Blick schweifen.
    Der Raum erstreckte sich weit vor ihnen. Deckenbalken aus dunklem, geschnitztem Holz bogen sich deutlich abgesetzt gegen die Blattgolddecke, die sie stützten. Ihre Sockel teilten die rotlackierten Wände in Nischen. Und in jeder Nische hing ein goldenes Abbild des Phönix.
    Haben V’Choun und Yesuin recht?
    Der Gedanke bewirkte, daß ihm kalt wurde. Es war besonders erschreckend, daß nun auch V’Choun an diese Ketzerei glaubte – oder zumindest so tat. Daß Yesuin es tat, wußte Xiane seit Jahren, und er hatte es von dem Mann, den er wie einen Bruder liebte, akzeptiert. Selbstverständlich riefen die barbarischen Stämme nach der Befreiung des Phönix; es war die Macht des Phönix, die den Armeen Jehanglans ihre Macht gab. Ohne diese Macht …
    Also wollte Yesuin selbstverständlich an die Ketzerei des Weges glauben. Aber V’Choun? Xiane wußte, daß er mit Fürst Kirano, dem Ketzer – Shei-Luins Vater – befreundet gewesen war, bevor man Kirano ins Exil schickte; aber ihm war nie klar gewesen, daß der alte General demselben Glauben anhing wie Kirano.
    Daß die beiden Männer, denen er auf der Welt am meisten vertraute, so dachten, erschütterte Xiane gewaltig.
    Wenn es nur jemanden gäbe, der ebenso stark an das Opfer des Phönix glaubt, wie ich es tue – oder getan habe? –, um mir beizustehen.
    Xiane wußte, daß er in mancherlei Hinsicht schwach war. Er fürchtete, daß V’Choun und Yesuin, die für ihn mehr Vater und Bruder gewesen waren als seine Blutsverwandten, ihn schließlich mit der reinen Kraft ihres Glaubens zermürben würden. Er spürte, wie ihre Fragen schon jetzt Risse in dem Damm seines eigenen Glaubens bewirkt hatten.
    Wenn nur …
    Fürst R’sao hatte seinen Bericht beendet. Xiane tauchte lange genug aus seinem inneren Chaos auf, um den Sandelholzfächer, den er in der Hand hielt, in der erforderlichen Geste zu heben, die bedeutete, daß der Minister entlassen war.
    R’sao drückte dreimal seine Stirn auf den Boden, dann wich er auf Händen und Knien in die vorgeschriebene Entfernung zurück, bevor er sich erhob und abermals tief verbeugte. Xiane wartete auf den Bericht des nächsten Ministers.
    Wenn nur …
    Die großen Tore am anderen Ende des Raums schwangen auf, was alle überraschte. Wer wagte es, die Berichte der Minister an den Erlauchten Phönixherrscher zu unterbrechen? Dieses

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