Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix
über ihn gesprochen hatte. Sie hielt den Atem an und wartete auf seine Worte; sie bedeuteten Leben oder Tod für sie.
»Ich will nicht, daß mein Land zerrissen wird, Herrin. Ich werde durch Euch meinem nächsten Kaiser Treue geloben.« Er kniete nieder und drückte die Stirn auf den Boden.
Minister Musahi war der nächste. Einer nach dem anderen folgten die anderen Adligen und Minister.
Shei-Luin saß auf dem Phönixthron von Jehanglan und nahm ihre Ehrungen entgegen, ihr Sohn schlafend auf ihrem Schoß.
»Glaubt Ihr, Yesuin wird sicher sein?« fragte Linden leise, als sie Yemal und Dzeduin zurück zu ihrem Zelt folgten. Während ihrem Ritt zum zharmatianischen Lager hatte er sich mit der ehemaligen Geisel angefreundet.
»0 ja«, erwiderte Jekkanadar vollkommen überzeugt. »Absolut sicher.«
Überrascht fragte Linden: »Warum bist du so überzeugt?« Jekkanadar wandte sich ihm zu und lächelte. »Ghullas Zelt ist ein Mauseloch.«
16. KAPITEL
Entfernter Donner grollte in den Wolken, die oben an den drei Gipfeln des nächstgelegenen Berges klebten. Maurynna hielt beim Feuermachen inne und blickte auf. Ein Blitz zuckte über die felsigen Gipfel.
»Ich frage mich, ob es hierher zieht«, sagte Raven und legte ihr eine kleine Menge Feuerholz hin. »Das war alles, was ich finden konnte; es gibt in dieser Gegend nicht viel Holz.«
Boreal und Sturmwind trabten auf dem sandigen Boden des trockenen Bachbetts hin und her, die Köpfe hoch erhoben. Sie starrten das Gewitter am Berg an und beobachteten die Blitze. Sie berührten sich mit den Nasen.
Als wäre das ein Zeichen, trabten sie dann wieder dorthin, wo die Zweibeiner ihr Lager aufschlugen. Maurynna streckte den Arm aus, um Boreais Nase zu reiben; zu ihrer Überraschung packte er ihre Hand mit seinen starken, weißen Zähnen und zupfte sanft.
Verblüfft erhob sie sich. »Was ist denn?« fragte sie, als er ihre Finger losließ. »Willst du mir etwas zeigen?«
Als Antwort drehte sich der graue Hengst um und packte ihre Satteltasche mit den Zähnen. Mit einem Grunzen hob Boreal die Tasche vom Boden und kletterte das Ufer des ausgetrockneten Baches hoch. Sturmwind tat dasselbe mit Ravens Sachen.
Maurynna und Raven starrten sich überrascht an, dann liefen sie den Llysanyanern hinterher.
»Boreal!« rief Maurynna und klammerte sich an die Mähne des Hengstes. »Was machst du da? Wir wollen hier unser Lager aufschlagen.«
Aber Boreal ignorierte sie und kletterte weiter das nachgiebige Ufer hoch. Maurynna mußte ihn loslassen, sonst hätte er sie mitgezogen. Wütend starrte sie ihn an. Es wurde schnell dunkel, und sie hatte nicht vor, sich im Dunkeln nach einem neuen Lagerplatz umzusehen. »Komm sofort hierher zurück!« rief sie, denn Sturmwind folgte seinem Artgenossen auf dem Fuß.
Boreal ließ die Satteltasche fallen und wieherte vom Ufer her. Er tänzelte am Ufer hin und her, als wolle er sie drängen, hinaufzukommen. Auch Sturmwind ließ seine Last fallen, aber statt sich Boreal bei seinem Tanz anzuschließen, blieb der Hengst mit der grauen Mähne stehen und schaute in die Ferne – wohin genau, konnte Maurynna von ihrer Position im Bachbett nicht erkennen. Einen Augenblick später gesellte sich Boreal zu ihm. Zusammen beobachteten sie … etwas.
»Was sehen sie da?« fragte Raven.
»Ich weiß es nicht«, meinte Maurynna unruhig. Aber was immer es war, sie ließen zu, daß es sich näherte. Es war offenbar nicht gefährlich, sonst wären die Llysanyaner nicht so ruhig gewesen.
Ihre Neugier wurde rasch befriedigt. Die Llysanyaner, die Schulter an Schulter dem gegenüberstanden, was sich aus dem Dunkeln näherte, trennten sich nun wieder. Im nächsten Augenblick erschienen ein Pferd und ein Reiter am Ufer.
Maurynna starrte zu dem Eindringling hinauf. Im trüben Licht fiel es selbst ihr schwer, Einzelheiten zu erkennen. Ein Mann oder eine Frau? Die Person trug einen kurzen Kilt und einen Umhang aus bunter, gewebter Wolle, der ihre Gestalt eher verschleierte.
Aber falls ihr Besucher männlich sein sollte, trug er sein Haar länger als jeder Mann, den sie gesehen hatte, schwarz und pfeilgerade bis zur Taille. Der Fremde betrachtete die beiden ruhig und schüttelte dann … seinen, ihren? Kopf ein wenig, flankiert von den beiden Llysanyanern.
»Habt ihr tatsächlich vor, dort unten euer Lager aufzuschlagen?« rief der Reiter zu ihnen hinab.
Seine Stimme war zwar nicht so tief wie die von Linden, aber eindeutig männlich.
»Ja, das hatten wir.
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