Drachenmagier
unserer
Beratungen anwesend sein.
Man soll es entfernen. Ramu…« Er winkte seinem
Sohn, der als Servitor 24 diente,
»bring den Hund hinaus.«
Alfred erhob keine
Einwände. Der Hund knurrte, doch auf ein leises Wort von
Alfred ließ er sich
aus dem Saal führen. Ramu kehrte zurück,
schloß die Tür hinter sich und
postierte sich davor.
Samah trat zu seinem
angestammten Platz an dem langen weißen Marmortisch, die
sechs Ratsmitglieder
nahmen links und rechts von ihm Aufstellung. Alle setzten sich
gleichzeitig
hin.
Die Sartan in ihren
weißen Roben, mit den von Weisheit durchgeistigten
Zügen, waren stattliche,
majestätische Gestalten.
Alfred auf der Armsünderbank
konnte sich ausmalen, wie er im Vergleich dazu aussah:
zusammengesunken,
farblos, fast kahl – zu seinen Füßen eine
hechelnde Promenadenmischung.
Samahs prüfender Blick
ließ Alfred los und richtete sich irritiert auf den Hund.
Dann schaute er mit
gerunzelter Stirn zu seinem Sohn.
Ramu war aufrichtig
verblüfft. »Ich habe ihn hinausgebracht,
Vater, und die Tür zugemacht! Ich
schwöre es!«
Samah bedeutete Alfred
aufzustehen und nach vorn in den Supplikantenkreis zu kommen.
Alfred gehorchte.
»Bruder, ich ersuche
dich, das Tier aus dem Saal zu schaffen.«
Alfred schüttelte
betreten den Kopf. »Es hat keinen Zweck, glaubt mir. Ich
glaube, Ihr braucht
Euch keine Sorgen zu machen, daß durch ihn sein Herr
erfährt, was hier
gesprochen wird. Er ist von seinem Herrn getrennt worden. Deshalb ist
er
hergekommen.«
»Er will, daß du
seinen Herrn suchst, einen Patryn?«
»Ich glaube ja«,
antwortete Alfred demütig.
Samahs Miene
verfinsterte sich. »Und das kommt dir nicht
merkwürdig vor? Daß der Hund eines
Patryn zu dir kommt, einem Sartan, damit du ihm hilfst?«
»Eigentlich nicht«,
meinte Alfred nach kurzem Überlegen. »In
Anbetracht dessen, was der Hund ist.
Oder was ich glaube, daß er ist. Oder sein
könnte.« Er geriet ins Stottern.
»Und was ist das
Besondere an diesem Hund?«
»Das möchte ich lieber
nicht sagen.«
»Du verweigerst die
Antwort auf eine direkte Frage des Rats?«
Alfred zog den Kopf
zwischen die Schultern wie eine erschreckte Schildkröte.
»Vielleicht irre ich
mich. Ich habe mich schon in vielen Dingen geirrt. Auf keinen Fall
möchte ich
dem Rat etwas Falsches sagen«, schloß er
lahm.
»Das gefällt mir
nicht, Bruder!« Samahs Ton war wie ein Peitschenhieb. Alfred
zuckte darunter
zusammen. »Ich habe Zugeständnisse gemacht,
Nachsicht geübt, weil du so lange
unter Nichtigen gelebt hast und ihrem Einfluß ausgesetzt
warst. Aber jetzt
befindest du dich wieder bei deinesgleichen, du lebst bei uns,
ißt unser Brot,
und dennoch weigerst du dich mutwillig, unsere Fragen zu beantworten.
Du
beharrst darauf, die Kleidung der Nichtigen zu tragen, und
mutest uns zu, dich
bei einem Namen aus ihrer Sprache zu nennen, während
du deinen Sartannamen
hartnäckig verschweigst. Selbst von ihrer Redeweise magst du
anscheinend nicht
lassen. Ich habe wohl gemerkt, daß du mich, einen Sartan,
deinen Bruder, auf
eine Art ansprichst, die bei den Nichtigen Fremden vorbehalten ist. Ich
wiederhole,
das gefällt mir nicht! Man könnte glauben, du
mißtraust uns, deinem eigenen
Volk!«
Alfred empfand die
Gerechtigkeit dieser Anschuldigungen. Er wußte,
daß Samah recht hatte, wußte
von dem Makel in seinem Charakter, wußte, daß er
unwürdig war, hier zu stehen.
Es drängte ihn, alles zu sagen, was er wußte, sich
ihnen zu Füßen zu werfen,
sich unter dem Saum ihrer weißen Gewänder zu
verstecken.
Verstecken. Ja, darin
bin ich Meister. Verstecken – vor mir selbst, vor dem Hund,
vor der
Verzweiflung, vor der Hoffnung…
Er seufzte. »Ich
mißtraue nicht euch, Samah, Mitglieder des Rats,
sondern mir selbst. Ist es
Unrecht, wenn ich zu Fragen schweige, auf die ich keine Antwort
weiß?«
»An deinem Wissen,
deinen Vermutungen teilzuhaben könnte für uns alle
gewinnbringend sein.«
»Vielleicht«, sagte
Alfred. »Vielleicht auch nicht. Das kann nur ich
beurteilen.«
»Samah«, meldete Orla
sich begütigend zu Wort, »dieses Streiten ist
sinnlos. Wie du schon gesagt
hast, wir müssen Zugeständnisse machen.«
Wäre Samah ein König
der Nichtigen gewesen, hätte er seinem Sohn befohlen, Alfred
zu ergreifen und
ihm sein Wissen zu entreißen. Einen Moment sah es so aus, als
bereute der
Archont, daß er kein solcher König war. Er
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