Drachenmonat
werden.
Klops war mein bester Freund im Camp gewesen, nicht der beste Krieger, aber er war auf andere Weise in Ordnung.
Und er war mutig gewesen.
Ihm verdanken wir es, dass wir den letzten Kampf gewagt haben.
Ich glaube nicht, dass ich ihm jemals gesagt habe, dass er mein bester Freund war. »Klops!« Ich legte den Ball hin.
Jetzt hatte er mich erreicht. Er nahm plötzlich die Angriffhaltung ein, Arme und Beine im richtigen Winkel. Er hatte es nicht vergessen.
»Es ist gut, Klops.«
»Ich trainiere jeden Tag mit meinem Bokken«, sagte er. »Das ist gut.«
»Letzte Woche habe ich jemandem einen Zahn ausgeschlagen.« Er sah ganz stolz aus.
»Sei vorsichtig«, sagte ich. »Manchmal ist man zu stark.«
»Daran habe ich da gedacht«, sagte er und sah noch stolzer aus. Dann wurde er ernst.
»Kenny, ich hab von euch im Radio gehört!«
Ich nickte.
»Das ist ja verrückt!«
»Nein.«
»Ich wollte dich anrufen, aber dann ist mir eingefallen, dass ihr kein Telefon habt.«
»Ich wäre doch sowieso nicht da gewesen, oder?«
Klops sah sich um und kam näher. Seine Haare waren seit dem Sommer gewachsen. Ganz wie dieselbe Wurst sah er doch nicht mehr aus.
»Was machst du hier, Kenny? Die können dich doch erkennen.«
»Wer?«
»Alle. Viele Leute hören Radio. Und Polizei ist auch hier.« Er schaute sich wieder um, als wäre er es, der getürmt war. »Wo ist Kerstin? Ich hab gehört, dass auch nach ihr gefahndet wird.«
»Sie fährt Autoscooter mit Ann«, sagte ich.
»Ann! Ihr Vater ist doch Polizist!«
»Ja, das hab ich gehört.«
»Ihr seid verrückt!«
»Ann wird schon nichts sagen.«
»Warum seid ihr hierhergekommen, Kenny?«
»Wir wollten dich besuchen«, sagte ich, »dich und Ann.«
»Nee, wirklich?«
»Na klar.«
»Aber ihr wart nicht bei mir zu Hause.« Jetzt sah Klops wie im Camp aus, wenn jemand gemein zu ihm gewesen war. Wenn er fand, dass er kein richtiger Samurai war.
»Wir haben es noch nicht geschafft. Wir sind erst vor ein paar Stunden gekommen. Übrigens hatte ich deine Adresse nicht. Deswegen waren wir zuerst bei Ann. Und jetzt verstecken wir uns hier sozusagen auf dem Jahrmarkt.«
Er sah sich wieder um. Der Platz war voll. Vor allen Attraktionen standen Schlangen, und jeder Stand war belagert.
»Schlau«, sagte Klops. »Hier sieht man ja niemanden vor lauter Menschen.«
»Nein.«
»Aber später schließen sie. Was macht ihr dann?«
»Vielleicht können wir in einem der Wohnwagen schlafen«, sagte ich. »Das geht doch wohl nicht!?«
»Wir kennen Mister Swing.«
»Mister Swing! Den kennt ihr?«
»Wir haben ihn heute kennengelernt.«
»Er sieht lebensgefährlich aus.«
»Hast du ihn schon mal getroffen?«
»Nee, aber ich hab ihn auf den Plakaten gesehen.«
»Er ist nett«, sagte ich.
»Sie sagen, er ist ein Mörder.« Klops sah aus, als wäre er gerade einem Mörder in einer dunklen Hintergasse begegnet.
16
Ich hörte die Geräusche von den Autoscootern, wenn sie sich gegenseitig rammten. Kerstin entkam niemand. Sie könnte wirklich Wettkampframmer werden, wenn sie erwachsen war.
Klops sah mich mit seinen ängstlichen Augen an. Er schaute sich immer wieder um, als könnte der Mörder angeschlichen kommen.
»Wer hat das gesagt?«, fragte ich. »Dass Mister Swing ein Mörder sein soll.«
»Das hab ich in der Schule gehört.«
»In der Schule?«
»Ja …«
»Und das glaubst du?«
»Ich weiß nicht recht.«
»Ist in dieser Stadt schon mal ein Mord passiert?«
»Nee, nicht soviel ich weiß.«
»Dann gibt es doch auch keinen Mörder.«
»Nee …«
»Gut, dass Mister Swing das nicht gehört hat«, sagte ich.
Klops schwieg. Er schien sich zu schämen, und das sollte er auch. Ein Gerücht zu verbreiten, dass jemand ein Mörder ist, ist das Schlimmste, was man tun kann. Das war fast genauso schlimm, wie wenn man das Gerücht verbreitete, dass jemand Bettnässer ist.
Plötzlich hörte ich Kerstins Stimme. »Klops!«
»Hallo, Kerstin.«
»Wie schön, dass wir dich hier treffen!« Sie umarmte ihn. Er war fast einen halben Kopf kleiner als sie. »Wie geht es dir?«
»Gut.«
»Du hast dich überhaupt nicht verändert.« Kerstin trat einen Schritt zurück.
»Ann!« Klops deutete mit dem Kopf auf Ann, die neben Kerstin stand. »Du darfst deinem Vater nichts erzählen!«
»Was?«, fragte Ann.
»Von den beiden natürlich.«
»Das ist ja wohl klar.« Ann sah ärgerlich aus.
»Wir brauchen einen Plan«, sagte Klops und sah sich wieder um. »Wir müssen euch
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