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Drachenmonat

Drachenmonat

Titel: Drachenmonat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Samurai, der die Redekrankheit bekam, wurde von der Truppe ausgeschlossen und musste das Schloss verlassen.
    Es war lebensgefährlich, zu reden, ohne vorher nachzudenken.
    »Ja, gern«, sagte Kerstin. »Ich mag die Glückstüten immer noch.«
    »Ach, das ist doch albern«, sagte Klops.
    »Du brauchst ja keine zu kaufen«, sagte Kerstin.
    »Ich schenk dir eine«, sagte ich.
    »Bloß nicht«, sagte Klops.
    Ich kaufte drei Tüten. In Anns Tüte war ein weißes Pferd aus Plastik.
    »Ich hab’s doch gewusst.« Ann sah froh aus. »Wenn ich groß bin, habe ich einen Stall.«
    In Kerstins Tüte lag ein rot-schwarzer Schmetterling aus Plastik.
    »Ich werde fliegen.« Kerstin lächelte. Meine Tüte war leer.
    »Da könnt ihr mal wieder sehen!«, sagte Klops. »Die schmieren einen nur an.«
    »Du musst eine neue haben«, sagte Ann. »Nein.«
    »Doch, das musst du!«
    Wir hatten uns ein Stück vom Stand entfernt. »Mir ist das zu blöd«, sagte ich.
    »Du darfst auch mit meinem Schmetterling fliegen«, sagte Kerstin. »Danke.«
    »Wir gehen zu denen und verlangen das Geld zurück«, sagte Ann. »Vielleicht ist das Absicht«, sagte ich. »Wie meinst du das?«, fragte Ann. »Ach, vergiss es«, sagte ich.
    Für mich gibt es kein Glück, dachte ich, aber das wollte ich nicht laut aussprechen. Es war kein Zufall, dass die Glückstüte leer gewesen war. Ich könnte noch zwanzig Tüten kaufen, und alle würden leer sein.
    Wind war aufgekommen. Ich ließ meine Glückstüte los und schaute zu, wie der Wind sie über den Platz davontrug.
    Sie verschwand durch das Drehkreuz. Vielleicht war sie auf dem Weg in die Zukunft. Sie hatte nichts mit sich herumzuschleppen.
    »Es brennt!« Das war Klops. Er zerrte an meinem Arm und zeigte auf das Zelt. »Da!«
    Von der Spitze des Zeltes stieg Rauch auf, wie aus einem Schornstein, und plötzlich schoss eine Flamme in den Himmel.
    Durch die Zeltöffnung strömten Leute, viele robbten unter der Zeltplane ins Freie. Einige blieben hustend auf der Erde liegen.
    Die Zeltspitze brannte jetzt wie eine Fackel. Einige Männer kamen mit Wassereimern angestürzt. »Wir brauchen einen Schlauch!«, schrie einer. Immer noch strömten Leute aus dem Zelt. Ich konnte nicht erkennen, ob es zwischen den Bänken brannte.
    Jetzt hatten sie einen Schlauch herangeschafft. Innerhalb einer Minute hatte der dicke Wasserstrahl das Feuer da oben gelöscht.
    Das Zelt brach nicht zusammen.
    Die Leute hatten sich zurückgezogen, manche waren gekrochen. Zwei Männer standen mitten auf dem Platz und husteten.
    Plötzlich sah ich Mister Swing aus dem Zelt treten. Sein Gesicht und Oberkörper waren kohlrabenschwarz. Er sah sich um und schüttelte den Kopf. In der Hand hielt er einen schwarzen Stock, das war wohl seine Fackel gewesen. Er muss Feuer gespuckt haben, wie ein Drache.
    Jetzt ertönten die Feuerwehrsirenen. Sie schienen noch weit entfernt zu sein. Vielleicht würde das Feuerwehrauto auf halbem Weg der Glückstüte begegnen. »Da ist Papa!«, sagte Ann.
    Ich sah zwei Polizisten den Platz überqueren und rasch auf Mister Swing zugehen.
    »Er darf mich auf keinen Fall sehen!«, sagte Ann. »Er darf uns nicht sehen! Er darf euch nicht sehen.«
    Ich wusste nicht, welcher von den beiden Polizisten Anns Vater war. Aber sie schauten gar nicht in unsere Richtung.
    Jetzt sprachen sie mit Mister Swing. Er zeigte ins Zelt, er zeigte auf seine Fackel. Er zeigte auf seinen Mund. Man brauchte nicht besonders schlau zu sein, um zu kapieren, was passiert war.
    Jetzt lachte Mister Swing. Die Polizisten sahen immer noch ernst aus. Mister Swing zuckte mit den Schultern.
    »Wir müssen uns verstecken!«, sagte Ann.
    Wir verzogen uns hinter den Spielzeugstand.
    »Ich muss jetzt nach Hause«, sagte Ann, »bevor Papa mich entdeckt. Ich hab ja gesagt, dass ich euch nur zum Bus bringen wollte.«
    »Ich muss auch gehen«, sagte Klops. »Eigendich durfte ich nur bis acht bleiben.« Ann umarmte Kerstin.
    Kerstin sah müde aus in dem komischen Licht hinter dem Stand. Unter den Augen hatte sie Ringe. Das Licht der verschiedenfarbigen Glühlampen reichte nicht bis hierher. Sie waren weder richtig blau noch richtig rot. Ich war auch müde und hatte das Gefühl, als hätte ich vierzehn Tage lang nicht geschlafen und als wären wir schon ein Jahr auf der Flucht.
    »Ihr könnt vielleicht mit zu mir kommen …«, sagte Klops.
    Er sah auf mein Katana. Sein eigenes war bei dem großen Kampf im Sommer verschwunden. Er zog an seiner zu kurzen Jacke, die seinen

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