Drachenmord (Funny-Fantasy-Serie: Gesandter der Drachen) (German Edition)
niedergeschlagen.
Ich war nicht so indiskret, ihn in Azelôts Gegenwart weiter auszufragen.
„Lass uns mit unserer Untersuchung fortfahren“, sagte ich deswegen.
Lynfir hob mich auf, und setzte mich brav und manierlich neben Nyredds Leichnam ab.
Mehrere Stunden später kletterte ich immer noch auf dem toten Drachen herum, inzwischen mit einer Lampe, aber kein bisschen zuversichtlicher. Eine Drachenjungfer kam zu uns herauf und brachte Essen, das ich jedoch ablehnte, denn nun war ich auf einmal entschlossen, irgendetwas ans Licht zu fördern, ganz gleich, wie lange es dauern würde. Essen hätte mich nur aufgehalten.
Azelôt machte sich mehrmals erbötig, mir zu helfen. Auch dieses Angebot schlug ich aus.
Immer verbissener kroch ich über den rauen Untergrund, hob jede einzelne Schuppe mit der Speerspitze an und leuchtete in den entstehenden Spalt. Nichts.
Ein Mord ohne Spuren? Oder überhaupt kein Mord?
Einen kurzen wahnwitzigen Augenblick lang erwog ich, den Drachenleib aufzuschlitzen und das riesenhafte Herz freizulegen. Nur war ich in der Heilkunde nicht erfahren genug, um einem noch so großen Herzen anzusehen, ob es von ganz alleine mit dem Schlagen aufgehört hatte.
Also wischte ich mir die schweißnasse Stirn mit dem Hemdsaum und setzte meine Suche fort.
Irgendwann musste mich der Schlaf überwältigt haben, jedenfalls erwachte ich unter den ersten Strahlen der Sonne auf dem Hinterteil eines toten Drachen und neben mir lag eine Lampe, deren Docht heruntergebrannt war. Gähnend kam ich auf die Füße.
Ich sah auf ein schimmerndes und gleißendes Tal hinab, gesprenkelt nicht mit Blumen, sondern mit Edelsteinen.
Ist es verwunderlich, dass ich über die Vergeblichkeit alles Strebens nachzudenken begann? Wenn selbst majestätische Drachen irgendwann leblos auf ihren ungeheuren Schätzen lagen, was durfte sich dann ein Mensch erwarten?
Ich hielt nach Lynfir Ausschau, doch augenscheinlich hatte er die Höhle verlassen. Auch von Azelôt war nichts zu entdecken.
Vor mir lag noch eine Fläche von der Größe eines königlichen Gartens, makellos in ihrem silbernen Glanz und äußerst wenig ermutigend. Der Speer war wohl davongerollt. Nun musste ich die Schuppen also von Hand anheben, jede davon so groß und so schwer zu bewegen wie ein Lukendeckel.
Irgendwann ertappte ich mich dabei, gar nicht mehr genau hinzusehen. Aber wofür unterzog ich mich dieser Strapaze?
Ich wischte mir das Gesicht und zwang mich zu mehr Aufmerksamkeit.
Dabei kam ich immer mehr zu der Überzeugung, dass ich am falschen Platz suchte. Wenn ein Mensch sich anschlich, um einen Drachen an einer verletzlichen Stelle zu treffen, dann doch wohl nicht von oben her! Eine Wunde war dann weit eher an der Flanke zu erwarten, vielleicht sogar am Bauch, falls Nyredd nicht auf seinen Schätzen gelegen, sondern gestanden hatte.
Zwar gab es die Schächte, die das Sonnenlicht auf die gesammelten Schätze fallen ließen, doch sie waren mit dicken Scheiben aus Bergkristall verschlossen. Von dort konnte niemand eindringen.
Das wusste ich genau, da ich selbst einmal geplant hatte, mir von dort aus Zugang zur Höhle zu verschaffen. Die Kristallplatten waren das Werk von Zwergen aus Argyr – von ihnen aus dem Fels gebrochen, geschnitten, geschliffen, hierhergebracht und kunstvoll eingelassen, sodass man sie weder zerschlagen noch entfernen konnte. Als Dank für diese meisterliche Arbeit hatte Nyredd damals darauf verzichtet, Argyr zu zerstören und die Bewohner dieser Felsklüfte waren die einzigen ihrer Art, die keinen Tribut an den Herrn unter dem Berg zu entrichten hatten.
Also war niemand von oben her gekommen.
Welche anderen Zugänge gab es? Wen konnte ich danach fragen?
Ich hoffte nicht einen Augenblick lang, dass ein Mann wie Azelôt mir die Wahrheit sagen würde, wenn es geheime Gänge oder Türen betraf. Und auch die Drachenjungfern waren ganz gewiss nicht bereit, mir Wissen zugänglich zu machen, das ich später einmal nutzen konnte, um den nächsten Drachenkönig aus der Welt zu schaffen.
Also rief ich nach Lynfir.
Lynfir jedoch antwortete nicht und kam auch nicht, ja es schien, als habe man mich allein mit dem toten Nyredd zurückgelassen.
Diese Vorstellung war nicht erfreulich, umso weniger, als ich nun wirklich Hunger bekam.
Wohin konnte Lynfir gegangen sein?
Nun, eine Antwort auf diese Frage war schnell gefunden: Ziemlich sicher hatte er sich aufgemacht, um ein Gespräch mit Mygra zu
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