Drachenmord (Funny-Fantasy-Serie: Gesandter der Drachen) (German Edition)
vorerst nichts, denn man wartete auf mich.
Drei Männer standen vor meiner Tür. Besser gesagt zwei Menschen und ein Zwerg. Ich kannte die drei nur allzu gut. Und sie waren bestimmt nicht gekommen, um mich zu meinem neuen Amt zu beglückwünschen.
Rolan hatte beide Hände auf dem Griff seiner Streitaxt. Orelût trug keine sichtbare Waffe, hatte die Avela aber gewiss zur Hand. Gomdelin hingegen machte keinen Hehl daraus, dass er bis an die Zähne bewaffnet war. Zwei Langdolche, zwei passende Kurzdolche, ein Totschläger und eine eiserne Streitkugel ließen sich auf den ersten Blick erkennen, weitere Waffen beulten seinen verschlissenen Mantel aus.
Ich maß Orelût mit einem Blick.
„Bist du gekommen, um dir Prügel abzuholen?“
Orelût blinzelte, als sei er verwirrt.
„Prügel? Weshalb denn das?“
„Nun, eigentlich sollte ich dich wohl eher umbringen. Das hattest du doch mit mir vor. Oder nicht?“
Er grinste.
„Du schließt immer noch vorschnell von dir auf andere. Ganz wie damals. Meine ganze Absicht bestand darin, dich dort fortzuscheuchen.“
„Fortzuscheuchen? Aha. Für wie dumm hältst du mich?“
„Für gar nicht dumm, Anjûl. Aber für leichtgläubig und sentimental, wenn es um alte Freunde geht. Und daher habe ich mir alle Mühe gegeben, dich von Sirluîn fernzuhalten. Der Elf …“
„Spar dir deinen Atem! Ich weiß, was ich von Sirluîn zu halten habe.“
„Weißt du das?“, fragte Rolan. „Immerhin hast du ihn fast zwei Jahre lang nicht gesehen.“
„Euch auch nicht!“
„Stimmt auffallend“, bestätigte Orelût. „Dürfen wir mit hineinkommen?“
„Meine Mama hat mir verboten, Fremde mit aufs Zimmer zu nehmen!“
„Ha, ha. Immer noch der alte Spaßvogel. Dabei hätte ich gedacht, Elisianas Tod wäre dir nahegegangen …“
Ich packte ihn.
„Hüte deine Zunge!“
Gomdelin und Rolan schoben sich dazwischen.
„Kein Streit“, sagte der Zwerg. „Das ist es doch, was sie wollen.“
„Wer?“
„Nun, die Drachen, wer sonst?“
„Ah, die.“
Ich schloss die Tür auf und machte eine einladende Geste.
„Dann also hinein. Und fasst euch kurz! Ich bin müde.“
Sie setzten sich brav auf meine Bettkante, denn es gab nur einen Stuhl. Wie sie da neben einander hockten, begann ich mich doch zu wundern. Keiner mochte den anderen leiden. Daran hatte sich sicherlich nichts geändert. Und nun saßen sie da wie ein eingeschworenes Kleeblatt, ohne voneinander abzurücken, wie sie es früher getan hätten. Fehlte nur noch, dass sie einander den Arm um die Schulter legten: ein Drachenjäger, ein Schwarzmagier und der einzige Zwerg, der sich rühmen konnte, ganz allein einen Drachen bezwungen zu haben.
Wenn es Leute gibt, die einander nicht ausstehen können, dann sind es Drachentöter. Ruhm und Gold reichen immer nur für einen. Bringt man einen Drachen gemeinsam um, geht auch schon der Streit los, wer den entscheidenden Stich gesetzt hat, wer in welcher Höhe an der Beute zu beteiligen ist … es nimmt gar kein Ende! Daher sind Drachenjäger von Haus aus Einzelgänger.
Und ich hatte ja damals selbst gesehen, was geschieht, wenn man sich auf andere verlässt. Aber darüber wollte ich nicht nachdenken.
„Was ist also?“
„Stehst du unter dem Drachenbann?“, fragte Rolan.
„Nö.“
„Und der Sirtâsh?“
„Er wurde mir aufgenötigt.“
Die drei wechselten Blicke.
„Es ist so … “, begann Gomdelin.
„Denn die Gelegenheit wird so schnell nicht wiederkommen“, ergänzte Rolan.
„Und du hast Zugang zur Drachenhöhle“, vollendete Orelût.
Das waren alles andere als geschliffene Sätze. Aber ich verstand auch so.
„Ein blödsinniger Gedanke! Ihr würdet das Gold nicht dort herausbekommen.“
„Wir reden nicht vom Gold“, sagte Gomdelin grimmig. „Wir reden davon“, er senkte die Stimme, „der Drachenherrschaft ein Ende zu bereiten.“
„Jetzt scherzt ihr. Nyredd war stark und mächtig. Sein Nachfolger wird nicht an ihn heranreichen. Aber das ist ein Unterschied ohne Unterschied. Er wird stark genug sein. Und er ist umgeben von weiteren Drachen – so vielen, wie nirgendwo sonst auf einem Fleck versammelt sind. Genauso gut könntet ihr versuchen, der Flanke des Berges mit einem silbernen Kinderlöffelchen zu Leibe zu rücken.“
„Ja. Sie sind da alle dicht beieinander“, sagte Gomdelin und warf Orelût einen schlauen Blick zu.
„Ach, kommt“, sagte ich. „Orelût kann mit seiner Peitsche um sich dreschen, aber damit hat es sich auch schon.
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