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Drachenmord (Funny-Fantasy-Serie: Gesandter der Drachen) (German Edition)

Drachenmord (Funny-Fantasy-Serie: Gesandter der Drachen) (German Edition)

Titel: Drachenmord (Funny-Fantasy-Serie: Gesandter der Drachen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B. C. Bolt
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zuzuhalten.
    „Still“, flüsterte ich. „Ich weiß, dass ihr Hunger habt. Aber ihr müsst ein wenig Geduld haben. Geduld! Verstehst du?“
    Lyrach sah mich an, als wäre ihm dieses Wort nicht einmal auf Driacon vertraut, aber er jammerte wenigstens nicht mehr. Ich fasste alle drei Drachenkinder streng ins Auge.
    „Ich suche etwas zu essen und ihr bleibt hier. Genau hier! Kein Laut, keine Bewegung, bis ich wieder da bin!“
    Sie erwiderten meinen Blick treuherzig und ich machte mich auf den Weg. Irgendwohin, wo sich etwas auftreiben ließ, das als Drachenfraß durchgehen konnte.
     
    Nun war ich an jenem Ort, an den ich mich früher so oft geträumt hatte, um Gold und Ruhm in Fülle zu finden und suchte nun was? Essen.
    Wo Gold lag, wusste ich inzwischen. Mit Lebensmitteln sah es da schon anders aus. Ich hatte mir niemals Gedanken darüber gemacht, wo der Herr unter dem Berg wohl seine Vorräte verwahrte.
    Ich musste mich vorsichtig bewegen. Jederzeit konnte ich einer Drachenjungfer über den Weg laufen. Oder Azelôt.
    Mehrmals war es ein knappes Entkommen. Ich drückte mich enge Wendeltreppen aus Stein wieder hinauf, wenn ich Schritte hörte, kauerte mich in dunkle Nischen und duckte mich hinter mächtige Truhen, die an jedem Durchgang standen.
    Schließlich leitete mich ein verführerischer Duft ganz von allein an den Ort, den ich gesucht hatte.
    Die Küche war ungeheuer, eines Drachenherrschers würdig und beeindruckte mich außerordentlich, denn hier glänzte und gleißte alles, waren doch alle Gefäße aus lauterem Gold, die Pfannen und Töpfe aus blank geriebenem Kupfer, die großen Schöpflöffel aus Silber …
    Das ließ mich wieder an Gift denken. Silberne Kochgeräte nutzt man weniger, um Reichtum zur Schau zu stellen, sondern um Giftanschläge schon im Ansatz zu entlarven. Wie jedermann weiß, färbt sich Silber schwarz, wenn es mit giftigen Substanzen in Berührung kommt. Um Nyredd umzubringen, hätte man also das Essen nach seiner Zubereitung mit dem Gift versetzen müssen – auf dem Weg zur goldenen Halle. Über dieser Grübelei wäre ich beinahe einer Drachenjungfer in die Quere geraten, die mit einem schwer beladenen Tablett von den weit entfernten Herdstellen kam. Ich schlüpfte unter einen Tisch und schmiegte mich an einen Sack mit Mehl, um nicht aufzufallen.
    Mehl jedoch würde meine drei Schutzbefohlenen nicht zufriedenstellen. Man kann daraus Leckereien für verwöhnte Drachenkönige zubereiten, aber man zieht damit keine Nestlinge groß. Was sie benötigen, ist Fleisch. Dazu ein wenig Grün wie Kräuter und frisch ausgetriebene Tannenspitzen. Doch die konnten notfalls warten. Das Fleisch nicht. Die Kleinen hatten schon zu viele Mahlzeiten ausgelassen und drohten nun, Magerlinge zu werden – zu schlaksige Jungdrachen mit nicht ausgehärteten Knochen, die zu schnell an Länge zunahmen und schließlich still und leise verendeten. Genau aus diesem Grund versucht ein Drachenjäger, Drachenmütter für möglichst lange Zeit vom Nistplatz fernzuhalten – ist der Schaden nämlich einmal eingetreten, kann keine noch so gute Fütterung die Nestlinge mehr retten.
    Ich beobachtete meine Umgebung.
    Fleisch hing an silbernen Haken von der Decke: Ganze Kadaver, die meisten enthäutet und obszön in dieser unnatürlichen Nacktheit. Bei näherem Hinsehen entdeckte ich dabei, was ich lieber nicht gesehen hätte. Etwas Schlankes, das vom Haken im Nacken durchbohrt war … Ich presste den Mund gegen den Mehlsack und schloss die Augen.
    Aber es half nichts. Ich musste dorthin und irgendetwas auswählen, dass ich tragen konnte. Also bewegte ich mich vorsichtig auf Händen und Knien unter weiteren Tischen hindurch, an der Wand entlang und bis in eine Ecke, in der ein Fass mit Melasse stand. Dort tauchte ich erst einmal die Finger ein und schleckte das süße Zeug, bis ich ordentlich Durst bekam.
    Weiter!
    Mindestens ein Dutzend Drachenjungfern war rund um die Herdstellen beschäftigt. Mir wollte so gar nichts einfallen, um sie abzulenken. Dafür wurde ich selbst umso kräftiger abgelenkt: Nerade kam herein. Ich erkannte sie an ihrem weit ausschreitenden, hochgemuten Gang, noch bevor ich ihr Gesicht sah: jeder Zoll die Königstochter. Sie trug ein leeres Tablett, abgestützt auf der Hüfte, zart von einer Hand gehalten. Ich zwang mich dazu, auf die enthäuteten Körper an den silbernen Fleischerhaken zu blicken.
    Nerade sagte etwas zu einer der anderen Drachenjungfern, die dadurch irritiert irgendeine

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