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Drachenritter 01 - Die Nacht der Drachen

Drachenritter 01 - Die Nacht der Drachen

Titel: Drachenritter 01 - Die Nacht der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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Ritter!« rief die Stimme wieder.
    »Wenn Ihr nicht wollt, daß ich Euch einen Pfeil ins offene Visier jage – oder in eines deiner Augen, Drache! Rührt keinen Finger, bis ich zu euch komme.«
    Jim erstarrte regungslos an seinem Platz. Auch Brian bewegte sich, wie er feststellte, klugerweise nicht.
    Sie warteten.

10
     
    Es WAR EIN SONNENGOLDENER Nachmittag. Im Wald von Malvern sangen die Vögel, und eine leichte Brise umwehte Jim und Brian. Die Zeit verging, und nichts passierte. Ein Hirsch durchquerte die offene Stelle zwischen zwei Bäumen etwa zwanzig Meter vor ihnen, blieb stehen, um die beiden regungslosen Gestalten interessiert zu mustern und ging weiter, bis er ihren Blicken entschwunden war. Ein Dachs stolzierte vorbei und ignorierte sie vollständig in der zähen, bewußten Art seiner Gattung.
    Jim begannen die Füße einzuschlafen, als er einen summenden Laut in der Luft hörte. Eine Hummel surrte in ihrer Nähe, kreiste zweimal und flog dann dem Ritter ins offene Visier. Jim wartete interessiert, seine eingeschlafenen Füße waren vergessen, auf den Ausbruch, der doch unvermeidlich war; aber er hatte Sir Brians Selbstbeherrschung unterschätzt. Der Ritter gab weder einen Laut von sich, noch machte er eine Bewegung, obwohl Jim mit seinem scharfen Drachengehör jetzt das dumpfe Brummen der Hummel innerhalb des Helms hören konnte und die Pausen dazwischen, die anzeigten, daß sie sich für einen Augenblick auf der Lippe, der Nase oder einem Ohr niederließ, um die Lage zu sondieren.
    Schließlich flog die Hummel wieder heraus.
    »Sir Brian?« erkundigte sich Jim, denn er hatte wirklich begonnen sich zu fragen, ob der Ritter in seiner Rüstung noch bei Bewußtsein war.
    »Ja, Sir James?«
    »Irgend etwas stimmt hier nicht. Wer immer auf uns geschossen hat, er muß gleich darauf davongelaufen sein. Oder sonst etwas. Wir stehen jetzt seit zwanzig Minuten hier. Warum sehen wir nicht nach?«
    »Vielleicht habt Ihr recht.«
    Der Ritter griff an sein Visier, schloß es und lenkte sein Pferd hinter den Baum, in dem der Pfeil steckte. Keine weiteren Schüsse kamen in ihre Richtung. Jim folgte ihm; sie hielten immer einige Bäume zum Schutz zwischen sich und dem Punkt, von dem der Pfeil wahrscheinlich abgeschossen worden war, und umkreisten suchend die Stelle.
    Der Wald schien ebenso ruhig und unbewohnt wie schon den ganzen Tag, vielleicht hundert Meter weit. Gleich hinter dieser Strecke trafen sie jedoch auf ein schlankes Wesen in braunen Kniehosen und Wams, mit einem Spitzhut auf schulterlangen roten Haaren, das mit einem Langbogen und einem Köcher voll Pfeilen an der Seite auf dem Gras kniete und den pelzigen Nacken einer großen schwarzen Gestalt streichelte.
    Die große schwarze Gestalt war Aragh. Er lag auf dem Bauch im Gras, seine lange Schnauze ruhte auf den Vorderpfoten, und seine Augen waren halb geschlossen. Er brummte leise vor sich hin, während schlanke Hände seinen Hals bearbeiteten und ihn hinter den Ohren kraulten.
    »Was ist denn das für ein Teufelswerk?« brüllte Brian und zügelte sein Pferd, als er und Jim herankamen.
    »Ihr«, sagte die auf dem Gras kniende Gestalt mit einem Blick auf ihn, »hütet Eure Zunge, Herr Ritter! Sehe ich etwa aus wie der Teufel?«
    Sie – denn das Wesen in Wams und Kniehosen war offensichtlich kein Knabe – sah eindeutig nicht wie ein Teufel aus. Das Wort ›Engel‹ hätte vielleicht besser zu ihr gepaßt, hätte sie nicht recht harte graue Augen und eine tiefe irdische Bräune im Gesicht und an den bloßen Händen und Unterarmen besessen. Abgesehen von diesen beiden gewöhnlichen Punkten sah sie jedoch fast zu gut aus, um aus gewöhnlichem Menschenmaterial geformt zu sein.
    Obwohl sie im Gras kniete, sah man, daß sie fast so groß war wie Jim oder Brian. Ihre Beine waren lang, ihre Taille wespenartig schmal, ihre Schultern zart, aber breit, und die Rundungen ihres Körpers waren so, wie sie ein Künstler in Jims Welt vielleicht für die Illustration der Tagträume eines Werbeagenten gezeichnet haben könnte. Ihr Haar, im Sonnenlicht ein paar Schattierungen dunkler als Brians, zeigte honiggoldene Glanzlichter. Sie hatte eine zart geschwungene Kinnlinie, einen vollkommenen Mund, eine vollkommene Nase und eben diese Augen, die man – wenn man von ihrer Härte, die Jim schon konstariert hatte, absah – ebenfalls als vollkommen bezeichnen mußte.
    »Nein«, gab Brian zu. »Aber was macht Ihr mit dem Wolf, daß er so brummt?«
    »Er brummt nicht«, sagte sie

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