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Drachenritter 03 - Der Drache an der Grenze

Drachenritter 03 - Der Drache an der Grenze

Titel: Drachenritter 03 - Der Drache an der Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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Er schaute sich sehnsüchtig nach einer Sitzgelegenheit um und entdeckte einen Hocker.
    Abermals gähnte er - und hielt jählings mitten im Gähnen inne, als ihn etwas Scharfes im Nacken berührte.
    Er wollte sich umdrehen, doch ein durchdringender Bariton mit schottischem Akzent hielt ihn davon ab.
    »Keine Bewegung!« sagte die unbekannte Stimme. »Hab ich dich, du schwarzer Hexer! Du hast den armen Kerl die längste Zeit gepeinigt! Diesmal erwartet dich der Scheiterhaufen!«

9
     
    Das Mißverständnis und die damit einhergehende Drohung wirkten wie ein Schock auf Jim. Offenbar stand hinter ihm ein Verrückter, der ihn mit einer äußerst scharfen Waffe bedrohte. Er öffnete den Mund, doch fiel ihm nichts ein, was er hätte sagen können. In diesem Moment mischte sich jedoch eine andere Stimme ein. »Und Ihr, Schotte, zuckt mit keinem Muskel«, sagte Dafydd. »Das ist ein Kriegspfeil von einer Tuchelle Länge, dessen breite Spitze ihr im Nacken spürt, und mein Bogen ist aufs äußerste gespannt. Wenn Ihr auch nur eine Bewegung macht, wird diese Spitze Euer Rückgrat und Euren Schlund durchbohren.«
    Einen Moment lang herrschte Schweigen - wie Jim hoffte, ein verblüfftes Schweigen seitens des unbekannten Schotten, der den scharfen Gegenstand gegen seinen Nacken drückte. Dann ergriff der Fremde wieder das Wort.
    »Ihr könnt mich umbringen«, sagte der Schotte, »aber Euren Freund könnt Ihr damit nicht retten. Ein Mac-Greggor ist kein...«
    Auf einmal mischte sich eine dritte Stimme ein, die Liseth gehörte.
    »Lachlan MacGreggor!« rief sie. »Was macht Ihr denn da mit Lord James? Was geht hier vor - und weshalb bedroht Dafydd Euch mit einem Pfeil? Etwa damit Ihr diesem edlen Ritter keinen Schaden zufügt?«
    »Ein edler Ritter ist das nicht«, erwiderte MacGreggor. »Das ist ein schwarzer Hexer! Und ich werde das Antlitz der Erde von ihm säubern, wie ich es auch mit jedem anderen seines Schlages tun würde, ganz gleich, was der feige Bogenschütze hinter mir im Sinn haben mag.«
    »Es gibt keine Hexer«, protestierte Jim, auf eine Bemerkung Carolinus zurückgreifend, »es sei denn, Ihr versteht darunter fehlgeleitete Magier. Wohl wahr, ich bin ein Magier...«
    »Schluß mit dem Gefasel!« unterbrach ihn MacGreggor. »Ihr mögt dem Scheiterhaufen entgehen, doch die Spitze meines Schwertes wird Euch nicht verfehlen...«
    Abermals wurde er von Liseth unterbrochen.
    Jim hatte herausgefunden, daß die Menschen des vierzehnten Jahrhunderts in ihren Gefühlen noch weitaus unberechenbarer waren als in ihrem Handeln. Ihre gekünstelten Verhaltensmuster verbargen diesen Sachverhalt häufig, doch wartete die Fähigkeit, das jeweils Richtige zu empfinden oder zu tun, stets im Hintergrund. Liseth lieferte nun einen weiteren Beleg dafür.
    Jim war bereits aufgefallen, daß ihre Stimme einiges gemein hatte mit der ihres Vaters und ihrer Brüder, doch daß sie die gleiche Lautstärke wie diese entwickeln konnte, hätte er ihr nicht zugetraut. Jetzt wurde er eines Besseren belehrt. Angie, seine Frau, brachte notfalls einen äußerst durchdringenden Schrei zustande. Er mußte allerdings zugeben, daß Liseth ihr darin überlegen war.
    »IIIIIIIH!« kreischte Liseth. »Vater! Kommt rasch her!«
    Ihre Stimme schien nicht nur sämtliche Mauern des Wehrturms zu durchdringen; sie brachte auch Jims Ohren zum Klingen, so daß er einen Moment lang halbtaub war.
    Als er wieder richtig hören konnte, vernahm er weit entfernte Stimmen, die rasch näher kamen, darunter auch die des Burgherrn - wenngleich er nicht genau verstehen konnte, was dieser sagte. Eine Weile verharrten alle regungslos, dann platzte auf einmal Herrac ins Zimmer.
    »Lachlan MacGreggor! Legt sofort den Dolch weg!« brüllte er. »Einen meiner Gäste mit blankem Stahl zu bedrohen - Ihr, ein MacGreggor! Welche Erklärung könnt Ihr dafür vorbringen?«
    Der Druck der Klinge in Jims Nacken schwand. Als er sich umdrehte, erblickte er Herrac, Liseth und Dafydd, der nach wie vor den angelegten Pfeil gegen den Hals des mit einem Kilt bekleideten Mannes drückte, der zwischen ihm und Jim stand.
    »Ich glaube, Ihr könnt den Pfeil jetzt ebenfalls weglegen, Dafydd«, sagte Jim.
    »Jawohl«, antwortete Dafydd, »aber nehmt Euch in acht, Schotte! Ich kann den Bogen schneller spannen, als Ihr Eure Hand bewegt.«
    »Ich dulde es ebenfalls nicht, daß einer meiner Gäste mit einem Pfeil bedroht wird!« donnerte Herrac. »Wenn Lord James Euch nicht angewiesen hätte, den Bogen zu

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