Drachenritter 03 - Der Drache an der Grenze
sorgsam getrocknet und schließlich mit Wachs versiegelt, damit es auch keimfrei blieb.
Jim faltete das Tuch zu einem langen, dicken Streifen, den er behutsam auf Brians nach wie vor blutende Wunde drückte. Er wandte sich zu Dafydd um.
»Haltet das Tuch so fest«, sagte er zu dem Bogenschützen, und Dafydd gehorchte wortlos.
Jetzt, da er wieder beide Hände frei hatte, holte Jim weitere Stoffstreifen aus dem Bündel hervor und band damit das Stoffpolster, das Dafydd auf die Wunde drückte, um Brians Oberkörper fest. Er zog die Streifen fest an, und obwohl der Stoff schon bald blutdurchtränkt war, hatte es doch den Anschein, als sei die Blutung zunächst einmal gestoppt.
Jim hätte das einzige keimfreie Stück Stoff, über das er verfügte, lieber erst dann benutzt, wenn die Wunde ausgewaschen und mit Schimmel versehen war. Aber die Wunde blutete noch immer, und wenngleich Jim vom zwanzigsten Jahrhundert her über einige Kenntnisse in Erster Hilfe verfügte, so waren ihm doch keine Druckpunkte bekannt, mittels derer er die Blutung einer solch langen, offenen Schnittwunde hätte stillen können.
Auf einmal wurde ihm bewußt, daß Brian nackt war und in dem kalten Zimmer die Gefahr bestand, daß er sich eine Erkältung zuzog, die sich zu einer Lungenentzündung auswachsen mochte.
Er stand mit dem Rücken zur Wand. Er hatte nichts Sauberes zum Anziehen mehr - doch dann wurde sein Kopf auf einmal wieder klar, und sein Verstand begann wieder zu arbeiten.
Natürlich hatte er noch saubere Kleider. Zumindest Kleider, die so sauber waren, wie es in einer Burg möglich war. Er entkleidete sich und deckte Brian mit seinen eigenen Sachen zu.
Nackt bis auf die mittelalterliche Unterwäsche, sah er vom mittlerweile zugedeckten Brian auf und stellte fest, daß er mit Herrac de Mer und Dafydd allein im Zimmer war.
»Ich war mir zwar nicht sicher, Mylord«, sagte Herrac, »aber ich dachte, Ihr würdet es vorziehen, Eure Heilmagie vor möglichst wenig Zuschauern zu vollziehen. Können wir noch irgend etwas für Euch tun?«
»Wäre es vielleicht möglich, den Raum zu heizen?« fragte Jim.
»Gewiß doch«, antwortete Herrac. »Man könnte eine Kohlenpfanne hineinstellen. Außerdem können wir die Korblaterne an der Wand entzünden, die nicht nur Licht, sondern auch Wärme spendet. Soll ich entsprechende Anweisungen geben?«
»Ja«, sagte Jim - doch dann fiel ihm ein, daß sie in dem kleinen Raum unter dem Rauch zu leiden hätten. »Oder vielleicht doch besser nicht. Sonst hätten wir bald soviel Qualm hier drinnen, daß ich Mühe hätte, zu... äh... zu zaubern.«
Herrac, der sich bereits halb zur Tür gewandt hatte, drehte sich wieder um.
»Da dieser Raum mir und meiner lieben Frau als eheliches Schlafzimmer diente, habe ich die Fenster mit Scheiben versehen lassen, mit dem härtesten und teuersten Glas, das zu bekommen war. Da wir aber vor demselben Problem standen, wenn an kalten Wintermorgen die Korblaterne und die Kohlenpfanne brannten, ließ ich oben in der Wand einen Lüftungsschlitz anbringen.«
Er ging zur Außenwand hinüber und griff zu einer kleinen Metalltür hoch, von der eine Kette herunterhing. Diese zog er nach unten, worauf die kleine Tür sich öffnete, deren Unterseite offenbar mit Scharnieren versehen war.
»Aber es wäre wohl besser, die Lüftungsklappe erst dann zu öffnen, wenn die Kohlen und die Korblaterne bereits brennen«, sagte er.
»Da habt Ihr wohl recht, Mylord«, meinte Jim erleichtert. »Es wäre sehr klug und umsichtig von Euch, wenn Ihr so verfahren würdet. Das wäre geradezu ideal für ein Krankenzimmer. Wärt Ihr jetzt so freundlich, die Kohlenpfanne und das Brennmaterial für die Korblaterne bringen zu lassen?«
»Alan!« sagte er, und obwohl er nicht besonders laut gesprochen hatte, schien es so, als vermöchte seine Stimme selbst die Steinmauern zu durchdringen.
Er bekam keine Antwort. Herrac fluchte unterdrückt.
»Ho!« rief er, seine Stimme zu voller Lautstärke erhebend. »Wer immer mich hört, er möge herkommen!«
Er wartete einen Moment, doch niemand antwortete ihm.
»Ich werde den Bediensteten persönlich Anweisungen erteilen«, meinte er grimmig. »Ich bin gleich wieder da.«
Er verschwand durch die Tür.
»Mylord«, sagte Dafydd förmlich, »es steht mir nicht an, einem Magier Vorschläge zu machen. Aber Brians Lider haben soeben zweimal geflattert. Er dürfte jeden Moment zu sich kommen, und meine Großmutter hat mich gelehrt, daß jemand, der viel Blut
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