Drachenritter 03 - Der Drache an der Grenze
bereits«, meinte Carolinus. »Kommt endlich zur Sache. Wo liegt das Problem?«
»Eben darin«, beeilte Jim sich zu antworten. »Die Dunklen Mächte haben sich diesmal mächtig ins Zeug gelegt. Wenn alles nach Plan verläuft, werden die Hohlmenschen auf ihrem Weg nach Süden Furcht und Schrecken verbreiten, so daß die Schotten keine Mühe haben werden, weit nach England hinein einzudringen. Wenn die Dinge soweit gediehen sind, soll eine französische Invasionsflotte im Süden Englands landen. Nach Ansicht eines Schottlandexperten haben die Franzosen derartige Versprechen allerdings noch nie gehalten, und das bedeutet, daß sie es auch diesmal nicht tun werden.«
Er hielt inne, um Atem zu schöpfen. Dann fuhr er fort.
»Infolgedessen wird ein Chaos ausbrechen, viele Menschen werden sterben, Schotten wie Engländer, und am Ende wird die schottische Armee von den zahlenmäßig weit überlegenen englischen Streitkräften eingekesselt werden, die zudem auf Bogenschützen wie Dafydd ap Hywel zurückgreifen können. Ich nehme an, auch Ihr habt ein Interesse daran, sie aufzuhalten; denn falls die Franzosen am Ende doch noch landen sollten, würden sie bestimmt auch hierher kommen.«
»Das würde ich ihnen nicht geraten haben!« sagte Carolinus, sich den Bart zausend. Dann beruhigte er sich und wurde nachdenklich. »Aber Ihr habt recht, sie würden die ganze Gegend verwüsten. Wie damals, als William der Eroberer am 27. September im Jahre des Herrn 1066 mit seiner Armee landete, würden sie sich auch diesmal das Land aneignen wollen. Es gibt keinen Grund zu glauben, daß die Invasion diesmal anders ablaufen würde - von den Schotten einmal abgesehen. Die wollen kein Land, die wollen Beute.«
»Die Schotten wollen ihre Heimat schützen«, warf Jim ein. »Wenn englisches Land besetzt ist, wird man versuchen, auch walisisches und schottisches Land zu besetzen.«
»Da habt Ihr wohl recht«, sagte Carolinus. »Die Dunklen Mächte haben wirklich ihre Hand im Spiel. Und Ihr wißt nicht, was Ihr tun sollt, habe ich recht?«
»Nun, ganz so ist es nicht«, entgegnete Jim. »Ich habe schon einen Plan, aber ohne Magie geht es nicht. Und Ihr wißt ja, daß mein Konto ziemlich leer ist...«
»Jetzt hört mir mal genau zu«, unterbrach ihn Carolinus. »Ich kann Euch unter keinen Umständen weiteren Kredit einräumen. Die Revisionsabteilung hat mich letztes Jahr scharf gemaßregelt, weil ich Euch geholfen habe, diesen - wie hieß der Bursche noch gleich? - diesen Prinzen Edward zu befreien.«
»Oh, anpumpen wollte ich Euch eigentlich nicht...«, sagte Jim.
»Das ist gut!« meinte Carolinus grimmig. »Die Revisionsabteilung hat ganz recht, wißt Ihr. Der Kredit, den ich Euch gewährt habe - unter gewissen Umständen mag das durchaus entschuldbar sein, doch für die damaligen Umstände und die Höhe des Kredits galt das nicht -, war im Verhältnis zum gesamten Kredit aller Magier lediglich ein Tropfen auf den heißen Stein. Summa summarum machte das kaum einen Unterschied aus. Gleichwohl kann ich der Revisionsabteilung keinen Vorwurf daraus machen, denn wenn ich Euch Kredit geben dürfte, müßte das auch für alle anderen Magier und deren Schüler, ja, selbst für ärmere Magier gelten, und das ganze System der Rangabstufungen würde zusammenbrechen. Dies könnte letztlich dazu führen, daß die ganze Struktur, welche dieses Universum im Gleichgewicht hält, in Auflösung gerät.«
»Wie ich bereits sagte«, wiederholte Jim, der nun seinerseits ärgerlich wurde, »wollte ich Euch nicht anpumpen. Ich wollte lediglich von Euch wissen, ob mein derzeitiges Guthaben ausreicht, meinen Plan in die Tat umzusetzen!«
»Ach«, meinte Carolinus. »Nun, wenn das so ist - nur zu!«
»Zunächst einmal möchte ich Euch meinen Plan darlegen und Eure Meinung dazu hören«, sagte Jim. »Der König von Schottland beabsichtigt, einen Beauftragten zu den Hohlmenschen zu schicken, der diesen eine Anzahlung in Gold aushändigen soll, falls sie sich bereit erklären, den Vorstoß nach England anzuführen. Ich würde gern selbst die Stelle dieses Mannes einnehmen, und das würde bedeuten, daß ich mich ihm auf magische Weise ähnlich machen müßte. Glaubt Ihr, das kann ich mir leisten?«
»Das?« Carolinus runzelte leicht die Stirn. »Nein, das sollte Euer Konto nicht allzusehr belasten.«
»Ehrlich gesagt«, meinte Jim, »habe ich noch nicht viel weiter gedacht. Ich will das Gold zu den Hohlmenschen schaffen und bei dieser Gelegenheit mit ihren
Weitere Kostenlose Bücher