Drachenritter 04 - Der Drache im Krieg
verließ, und Brian und Giles hatten ihre in dem Augenblick angelegt, als Jim sie aus dem Kerker befreite.
Ansonsten trugen sie keinerlei Rüstung und abgesehen von Jim auch keine Helme. Als Waffen hatten sie nur die Schwerter und Poignards, die von ihren Rittergürteln baumelten, und dazu Dafydds Bogen.
Solchermaßen gerüstet und nur leicht geschützt traten die drei dem Ansturm ihrer schwerbewaffneten Gegner gegenüber, die sie allein durch ihre Anzahl zu überwältigen drohten.
Es stand außer Zweifel, daß zumindest Brian und Giles - und wahrscheinlich auch Dafydd, der seinen Bogen nun beiseite gelegt hatte und neben seinen Gefährten mit dem langen Messer kämpfte, das er immer bei sich trug - im Kampf Mann gegen Mann ihren Angreifem bei weitem überlegen waren. Aber angesichts einer solchen Überzahl war es nur eine Frage der Zeit, bis sie niedergemacht oder gefangengenommen wurden.
Secoh klatschte in die Hände.
Die Menschenkleider, die Jim ihm verschafft hatte, flogen in Lumpen und Fetzen zur Seite. Er war wieder ein Drache.
Mit einem machtvollen Flügelschlag erhob er sich über die Köpfe aller auf eine Höhe von ungefähr einem Dutzend Fuß. Mit einem gelegentlichen flachen Flügelschlag hielt er sich in der Luft, öffnete dann seine mit gewaltigen Zähnen bewehrten Kiefer und breitete die säbelförmigen Klauen aus, die an den Spitzen seiner vorderen Gliedmaßen saßen. Er brüllte.
Die Bewaffneten des französischen Königs waren tapfere Männer. Wahrscheinlich ungewöhnlich tapfere Männer. Sonst hätten sie nicht die Leoparden und Lilien getragen, die Embleme des französischen Wappens, das auf ihren Brustharnischen eingraviert war.
Nach Drachenmaßstäben war Secoh ein Gartenzwerg. Aber wie er jetzt gerade ein paar Fuß über ihren Köpfen schwebte, mit ausgestreckten, ledrigen Flügeln von über zwanzig Fuß Spannweite, die untergehende Sonne hinter sich, die seinen Schatten bis über den Hügel in Richtung der Schenken jenseits des Kais warf, hatte er zu große Ähnlichkeit mit einem Geschöpf der Unterwelt, als daß die Männer es hätten verkraften können.
Er war, so weit sie sehen konnten, aus dem Nichts erschienen, und daß er ein Geschöpf der Hölle sein mußte, war allzu offensichtlich. Die Engländer benutzten, wie jeder wußte, alle erdenklichen Greuel für ihre Zwecke (Die Tatsache bewies es, daß seine Heiligkeit, Papst Innozenz II. beim Zweiten Lateranischen Konzil 1139 verboten hatte, daß Bogenschützen wie dieser hier von Christen eingesetzt werden durften - außer natürlich gegen Ungläubige.)
Die Bewaffneten konnten dem Boot nicht schnell genug den Rücken kehren.
Einer von der Mannschaft - die drei Männer, die kurz vor dem Erscheinen der Bewaffneten an Bord gesprungen waren - schnitt das Seil mit dem Enterhaken durch. Die beiden anderen hatten bereits alle Hände voll damit zu tun, Segel zu setzen. Edouard senkte nun das Blatt des Steuerruders ins Wasser. Einen Augenblick später bewegte das Boot sich - nun gut, nur langsam, aber immerhin - vom Kai weg und nahm schließlich Fahrt auf. Edouard steuerte durch die Rade von Brest aufs offene Meer zu. Secoh landete wieder an Deck und machte ein selbstzufriedenes Gesicht.
»Gut gemacht, Secoh«, sagte Jim.
Secoh zog verschämt den Kopf ein. »Ach, das war doch nichts, Mylord«, sagte er.
Hinter ihnen, oben auf dem Hügel, standen nun vor den Schenken, aus denen der pockennarbige Mann und seine Schar von Seeleuten gekommen waren, dichtgedrängte Menschenmassen und starrten dem Boot mit den Engländern hinterher.
»Ich werde mir wirklich eine sehr gute Geschichte ausdenken müssen«, sagte Edouard mit zusammengebissenen Zähnen, »bevor ich es riskieren kann, wieder nach Brest zu fahren. Ich erwarte, daß Ihr das im Kopf behaltet, meine Herren, wenn Ihr mich über den mageren Preis hinaus entlohnt, auf den der Waliser mich heruntergehandelt hat. In diesem Preis war die Möglichkeit, daß ich den Zugang zu dem Hafen verliere, der die Hauptquelle meines Einkommens darstellt, nicht inbegriffen.«
Die Worte machten einen starken Eindruck auf Jim. Was auch immer der Pockennarbige und seine Freunde zuvor von Jims Geschichte gehalten haben mochten, der Anblick von König Jeans Bewaffneten, die versuchten, sie aufzuhalten, mußte ihre Lüge jedoch endgültig und mit Macht als solche enthüllt haben. Er und die übrigen schuldeten Edouard in der Tat mehr, als ihr ursprünglicher Handel vorgesehen hatte.
»Soweit es in meiner
Weitere Kostenlose Bücher