Drachenritter 04 - Der Drache im Krieg
Herren, ist Giles Haverford ...«
»Ha!« unterbrach ihn Giles abermals mit finsterem Stirnrunzeln. »Giles ist mein Name!«
»Daran kann ich nichts ändern, Sir«, sagte der Seemann. »Das ist auch mein Name, so wie der Name vieler Leute in England und auch in Frankreich. In diesem Hafen kennt man mich unter dem Namen Edouard Brion.«
»Dann werde ich Euch Edouard nennen. Ha!« sagte Giles. Er sah seine Gefährten der Reihe nach an. »Und meine Freunde vielleicht auch?«
»Mit Freuden«, erwiderte Jim. »Alles zur Rettung des Familienfriedens.«
Alle außer Dafydd, der für gewöhnlich nicht die Neigung hatte, mit irgendwelchem Mienenspiel seine Gefühle zu verraten, zwinkerten Jim zu.
»Ähm - nur so ein Sprichwort von da, wo ich herkomme«, sagte Jim, »es heißt einfach, daß ich es für eine sehr gute Idee halte, wenn wir unseren Kapitän alle Edouard nennen.«
Die anderen brummten ihre Zustimmung.
»Nun, meine Herren«, sagte Edouard ein wenig hastig, »wenn wir von hier fort wollen, sollten wir das am besten sofort tun, ohne weitere Verzögerung, mit der Flut, die gerade ihren Höhepunkt überschritten hat. Begleitet mich, so schnell Ihr könnt. Wir werden an Bord gehen und Segel setzen.«
Secoh trug ihr Gepäck. Dafydd führte die Pferde, und alle fünf folgten Edouard. Dieser führte sie fast bis ans Ende des Kais, das dem, an dem Jim und Brian entlanggegangen waren, gegenüber lag. Endlich machten sie an einem Boot halt, das etwas größer war als die übrigen. Ansonsten war es ganz nach dem gewohnten Muster gebaut, mit einem offenen Deck und einem kleinen Vorschiffaufbau. Das Deck lag vielleicht sechs Zoll unterhalb der Kaimauer.
23
E DOUARD B RION (oder >Giles Haverford<, wenn er in England war) wandte sich von dem Boot ab und blickte den Hügel hinauf zu einer weiteren Reihe von Gebäuden, die ebenfalls wie Schenken wirkten; dann steckte er sich zwei Finger in den Mund und stieß einen schrillen Pfiff aus. Ohne auf eine Antwort zu warten, drehte er sich wieder um und sprang auf das Deck seines Schiffes.
»Ich werfe Euch vom Bug aus eine Leine zu«, rief er. »Wie Ihr seht, ist das Boot am Heck festgemacht. Ein oder zwei von Euch müssen das Seil auffangen und mindestens zwei von Euch werden helfen müssen, den Bug an den Kai zu ziehen. In der Zwischenzeit werde ich ein paar Planken herausholen, damit Ihr Eure Pferde an Bord bringen könnt.«
Er machte sich an die Arbeit. Dafydd und Secoh fingen das Seil auf und zogen den Bug zum Kai herum, da weder Giles noch Brian irgendwelche Anstalten machten, dies zu übernehmen und weil die beiden es für selbstverständlich hielten, daß sich solche Aufforderungen an sie richteten.
Der Bug drehte sich langsam, so daß das Boot an Backbord sachte gegen die rauhen Kanten der Planken des Kais stieß. Edouard kam aus einer offenen Luke in der Mitte des Bootes und schleppte zwei lange, dicke Planken hinter sich her, die jede vielleicht einen Fuß und einige Zoll breit waren. Diese Bretter brachte er nach Backbord und schob sie Dafydd und Secoh hin, die mittlerweile unter Giles' Anleitung die Vorleine um einen der Pfosten gebunden hatten, die eigens zu diesem Zweck in regelmäßigen Abständen am Kai zu finden waren.
Über die beiden losen Planken wurde das Gepäck an Bord gebracht. Unterdessen hing Edouard das Steuerruder in seine Führung, so daß er das Ruderblatt nur noch ins Wasser herabzulassen brauchte. Dann wurden beide Pferde mit gutem Zureden die Planken hinuntergezogen. Schwierig wurde es, als zu guter Letzt die Reihe an Brians prachtvolles Schlachtroß kam, Blanchard von Tours, für dessen Kauf Brian sein ganzes Erbe veräußert hatte bis auf die halb verfallene Burg Smythe und die umgebenden Ländereien.
Blanchard hatte sich überreden lassen, auf die Planken zu treten, hatte dann aber, sobald er dort stand, befunden, daß er sie nicht mochte; und noch weniger gefiel ihm die Tatsache, daß sie abschüssig waren und sich unter seinen Hufen unangenehm schlüpfrig anfühlten.
»Na komm schon, Blanchard, du elender Kerl!« schimpfte Sir Brian, während er an den Zügeln des Pferdes zerrte. Aber Blanchard, der sich in der Schlacht vor nichts fürchtete, konnte seine Abneigung gegen unsicheren Stand nicht überwinden. Er wieherte und rührte sich nicht von der Stelle.
»Seht nur! Seht doch!« rief Secoh plötzlich vom Kai aus. »Noch mehr Georgs in ihren Schalen, die auf Pferden auf die Kais zureiten und dort von ihnen
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