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Drachenritter 04 - Der Drache im Krieg

Drachenritter 04 - Der Drache im Krieg

Titel: Drachenritter 04 - Der Drache im Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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Deckwand gelehnt hatte, herum und hob den Kopf, um zum Bug blicken zu können.
    »Einer der Pfeile hat Dafydd gestreift«, sagte er.
    Sie alle sahen sich um. Die letzten Armbrustbolzen des Feindes hatten das Holz um mindestens die Hälfte ihrer Länge, wenn nicht noch mehr, durchdrungen. Einer davon ragte schräg hinunter und war weit genug durch das Holz gestoßen, um mit der Spitze Dafydds Schenkel aufzureißen. Jetzt sahen sie, wie Dafydd sein Knie gegen den hervorstehenden Armbrustschaft drückte, um ihn abzubrechen. Der Pfeil barst bis zu der Stelle, an der er aus der Planke heraustrat. Die Art, wie Dafydd sein Bein bewegte, schien darauf schließen zu lassen, daß er nicht schwer verletzt war, aber die Hose an seinem linken Bein hatte sich fast bis zum Saum hinunter dunkel gefärbt. Die Wunde schien heftig zu bluten.
    Brian fluchte.
    »Es ist nicht recht«, sagte er, »daß Ritter sich hinter einem nackten Mann verstecken, der nur einen Bogen hat.«
    Edouard riskierte es, sich zu erheben, und blickte zu dem sich nähernden Piratenschiff hinüber. Als ein Armbrustbolzen an ihm vorbeisirrte, setzte der Kapitän sich hastig wieder hin. Der Pfeil war über das ganze Boot hinweggeschossen und ins Meer gefallen.
    »Sie sind schon ganz nah«, sagte er.
    »Wie lange noch?« blaffte Brian.
    »Nicht mehr lange«, antwortete Edouard. »Wir haben vielleicht noch Zeit, unsere Gebete zu sprechen, gesetzt den Fall, daß die Liste unserer Sünden nicht allzu lang ist.«
    Zu Jims gelinder Überraschung - obwohl er sich beinahe im selben Augenblick sagte, daß er es hätte wissen müssen - machten sich alle außer ihm selbst daran, genau das zu tun, was Edouard gesagt hatte. Sie bekreuzigten sich, falteten die Hände, schlössen sogar die Augen und begannen vor sich hin zu murmeln.
    Nach einem Augenblick der Unentschlossenheit entschied sich Jim, es ihnen nachzutun. Von ihm als Magier würde man das vielleicht nicht erwarten. Auf der anderen Seite hatte Solidarität immer etwas Aufmunterndes. Er schloß die Augen, faltete die Hände und senkte den Kopf. Er konnte sich nicht dazu überwinden, so zu tun, als bete er, da dies für ihn keine natürliche Handlung war, und er hatte das Gefühl, daß man die Heuchelei in diesem Augenblick auch übertreiben konnte. Aber zumindest machte er sich darauf gefaßt zu warten, bis die anderen aufhören würden.
    Einer nach dem anderen beendeten sie ihre Gebete. Giles und Brian waren die ersten, die die Hände sinken ließen und die Köpfe hoben, danach kam Edouard, dann zwei Mitglieder der Mannschaft. Überraschenderweise war es der Jüngste, der am längsten und eindringlichsten betete. Zum ersten Mal bekam Jim eine Ahnung davon, was für ein Gefühl es wohl war, jung zu sein und in eine Situation wie diese zu geraten.
    Jim wunderte sich darüber, daß er im Augenblick nicht größere Angst empfand. Die Gefahr einer Niederlage schien ungeheuerlich. Außerdem konnte man unmöglich sagen, ob die Drachen rechtzeitig kommen würden oder ob sie mit ihrem Erscheinen überhaupt zur Rettung ihres Lebens beitragen konnten.
    Aber Jim stellte fest, daß ihn all das seltsam unberührt ließ; außerdem mußte er sich rückblickend sagen, daß er bis auf die Augenblicke, in denen er sich tatsächlich im Kampf befand wie am Verhaßten Turm oder gegen die Hohlmenschen an der schottischen Grenze keine nennenswerte Furcht verspürt hatte -vielleicht bis auf einige wenige Augenblicke kurz vor den jeweiligen Kämpfen. Wenn die Schlacht erst einmal begonnen hatte, schien er zuviel zu tun zu haben, um länger darüber nachzudenken.
    Er staunte. Vielleicht schenkte ihm das Wissen, daß er ein Magier war, ein falsches Gefühl von Sicherheit? Oder vielleicht war der Grund sogar noch weiter hergeholt? Daß nämlich diese Welt ihm bis auf den heutigen Tag nicht so real erschien wie seine ursprüngliche Welt im zwanzigsten Jahrhundert, und daß es ihm daher erschien, als könne er hier nicht wirklich sterben - jedenfalls nicht im eigentlichen Wortsinne. Unauffällig zwickte er sich mit den Fingern seiner rechten Hand in sein linkes Handgelenk.
    Bei dem scharfen Schmerz, der ihm den Arm hinaufschoß, wäre er beinahe zusammengezuckt. Er hatte ganz vergessen, daß er Panzerhandschuhe aus Metall trug. Diese Welt war durch und durch real. Aber im Augenblick hatte er keine Zeit, länger darüber nachzudenken.
    Das Knallen der Armbrustbolzen auf Dafydds Schutzhütte hatte nun einen beinahe stetigen Rhythmus angenommen, und

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