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Drachenritter 04 - Der Drache im Krieg

Drachenritter 04 - Der Drache im Krieg

Titel: Drachenritter 04 - Der Drache im Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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seiner Stirn, und einen Augenblick später baumelte Carolinus' Kessel, wie gewöhnlich kurz vorm Siedepunkt, vor seiner rechten Faust.
    »Da habt Ihr ... autsch!« Jim schrie unwillkürlich auf. Der Kessel, der leicht hin und her schwang, hatte mit seiner heißen Metalloberfläche Jims Knöchel gestreift.
    »Ihr versteht nicht«, sagte Carolinus mit toter Stimme. »Das, was Granfer bei sich trägt, war die Galionsfigur eines Schiffes. Aegir, der Gott des Nordmeeres, und Ran, die Riesin, hatten neun Töchter, die die Wellen waren. Die letzte und größte dieser Wellen war die neunte mit Namen Jarnsaxa - >das Eisenschwert<. Selbst wenn die heidnischen Zeiten inzwischen Vergangenheit sein dürften, ist diese Galionsfigur doch von Heiden geschnitzt worden ...«
    »Heiden!« sagte Brian plötzlich, legte eine Hand auf seinen Schwertgriff und starrte Rrrnlf grimmig an, als überlege er, ob er ihn herausfordern solle.
    Carolinus wütete weiter, als hätte er nichts gehört.
    »... für sie war es Jarnsaxa, war lebendig, um die Wellen für sie zu durchpflügen; denn Jarnsaxa ist die neunte Welle, die nach der Legende am weitesten auf den Strand vordringt. Als Rrrnlf das gesunkene Schiff mit dieser Galionsfigur fand, nahm er sie ab, ersetzte ihre fehlende Farbe, befreite sie von Seepocken und allen anderen Schäden, die das Meer angerichtet hatte. Er richtete sie wieder her, daß sie so gut wie neu war. Dann ging er noch weiter, überhäufte sie mit Juwelen und anderen Geschenken...«
    »Ich habe sie geliebt, begreift Ihr das nicht!« brach es unerwartet aus Rrrnlf hervor. Seine Stimme übertönte für einen Augenblick alle anderen Geräusche einschließlich der des näherkommenden Granfers. »Wie waren ein Liebespaar! Aber als die Götter gingen, nahm Aegir seine neunte Tochter mit sich. Ich habe sie nie wiedergesehen.«
    »Also hat Rrrnlf...« Carolinus sprach mit derselben toten Stimme weiter wie zuvor. Jim sah zu seiner Überraschung, daß große Tränen über Rrrnlfs Wangen rollten. »Rrrnlf hat also die Liebe, die er seiner Geliebten nicht mehr schenken konnte, dieser Galionsfigur, ihrem Abbild, geschenkt, dem einzigen, was ihm von ihr geblieben war. Indem er das tat, hat er dieser Galionsfigur Leben eingehaucht. Wo immer Liebe ist, wird Leben gegeben. Geliebte Gegenstände werden bis zu einem gewissen Grad lebendig. Als Essessili oder irgendeine andere Seeschlange auf Granfers Befehl Rrrnlf diese Galionsfigur stahl und zu dem Kraken brachte, war er in der Lage, dieses Leben darin zu benutzen, um seine eigene Magie in einen Zustand zu versetzen, in dem sie lebendig und tatkräftig war. Gemeinsam verfügen sie über eine unbekannte und unbesiegbare Magie.«
    »Nein!« rief Jim. »Ihr habt diesen Kessel lebendig gemacht, und zwar auf die gleiche Art und Weise. Er ist zu mir gekommen, um Euch zu retten. Er ist lebendig! Ihr könnt ihn auf genau dieselbe Weise benutzen. Alles, was Ihr dazu tun müßt, ist, zu übernehmen, was Ihr über Granfers Magie wißt.«
    Aber Carolinus blieb teilnahmslos. In Jim schien etwas zu explodieren.
    »Dann werde ich es tun!« rief er. In diesem Augenblick brach Granfer durch die letzten Bäume am Rand der Lichtung und warf sich mitten unter die Schlangen.
    Er verharrte. Er hatte bei seinem Auftritt mehrere Schlangen unter sich zerquetscht, aber die übrigen kümmerten sich nicht darum. Sie scharten sich um ihn wie Hunde um ihren Herren.
    Jim umfaßte den Griff des Kessels mit beiden Händen und hielt ihn vor sich in die Höhe, zwischen sich und Granfer. In Gedanken war er ganz damit beschäftigt, Zaubersprüche zusammenzufügen.
    Er sprach die Zeilen laut aus, um ihnen mehr Nachdruck zu verleihen.
    »Simon sagt...«, rief er verzweifelt, »Simon sagt: Gran fer still!«
    Aber Granfer sprach eifrig auf die Schlangen ein. Jims Magie ließ ihn nicht einmal für einen Augenblick verharren. Plötzlich ging Jim auf, daß seine Magie bei dem anderen nie funktioniert hatte. Auf dem Meeresgrund hatte Granfer nur so getan, als sei er still geworden, um seine eigene Magie vor Jim zu verbergen.
    Jetzt wedelten seine Fangarme weiterhin durch die Luft - alle bis auf einen, mit dem er den geschnitzten Kopf von Jarnsaxa umfaßt hielt. Er erzählte den Schlangen, was für Dummköpfe sie doch waren, sich vor den Drachen über ihnen zu fürchten, vor allem jetzt, da er hier war. Er erzählte ihnen, daß er sie durch die Mauern und in die Burg führen würde, so daß sie alles darin töten und fressen konnten,

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