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Drachenritter 04 - Der Drache im Krieg

Drachenritter 04 - Der Drache im Krieg

Titel: Drachenritter 04 - Der Drache im Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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über den toten Essessili, über das freie Feld zwischen all ihren grünen Leibern und dem Graben mit der Burgmauer dahinter, bis er riesig, aber hilflos und unter schrillem Geschrei nur noch zwanzig Meter vor dem oberen Rand der Mauer hing.
    »Sei still!« Carolinus' Stimme klang wie ein Peitschenknall, und sie besaß dieselbe Schärfe, die sie bis vor kurzem immer besessen hatte.
    Augenblicklich verlor Granfer seine Stimme.
    Carolinus sprach ihn abermals an.
    »Du weißt, was ich will.« Seine Stimme klang beißend und endgültig.
    Während seine anderen Fangarme wild umherwehten, als suchten sie nach etwas, woran sie sich festhalten konnten, legte er mit zittrigen Bewegungen den geschnitzten Kopf von Rrrnlfs Dame, an dem noch immer die Juwelen und Goldkettchen hingen, die Rrrnlf daran befestigt hatte, in einen längeren Fangarm. Granfer reichte sie schließlich über die Mauer und legte die Galionsfigur in Rrrnlfs wartende Hände.
    Der Seeteufel preßte sich die Galionsfigur fest an die Brust. Zärtlich wiegte er sie in den Armen und senkte den Kopf, um seine Wange über das geschnitzte, goldene Haar zu streichen.
    »Ich warte!« erklang Carolinus' Stimme wie ein weiterer Peitschenknall.
    Aus irgendeiner verborgenen Falte förderte Granfer ein schweres, schwarzes Buch mit goldenen Lettern auf dem Deckel zutage. Auch dies reichte er über die Mauer, indem er es von einem Tentakel zum anderen weitergab, bis er es vor Carolinus ablegte.
    »Und nun, mein Herr!« sagte Carolinus. »Ich könnte mich rächen für das, was Ihr versucht habt, mir anzutun, und für das, was diese Schlangen unter Eurem Befehl getan haben. Aber ich werde nicht ändern, was war, indem ich ändere, was noch sein könnte. Es war der Lauf der Geschichte, der es Euch ermöglicht hat, überhaupt so weit zu kommen. Ich werde nicht mit der Geschichte herumspielen. Also werde ich Euch jetzt zurückschicken und Euch wieder an Euren Platz verweisen. Aber nicht mit Hilfe Eurer Magie - die eine unterlegene Magie ist -, sondern mit meiner Magie, denn Ihr habt keine Kraft mehr, die es mit unserer messen könnte. Vergeßt das nicht, ganz gleich, wie viele Jahrhunderte Ihr noch zu leben habt. Ihr besitzt keine Magie mehr!«
    »Ich besitze keine Magie mehr...«, wiederholte Granfers schrille Stimme traurig und beinahe unhörbar.
    »Jetzt geht und nehmt Eure Schlangen mit, alle wie sie da sind. Hinweg mit Euch!«
    Plötzlich war Granfer verschwunden. Der graugrüne, aufgewühlte Boden, der Graben, alles war leer, bis zum Waldrand; sogar die Leichen waren fort. Nur die Schneise, die Granfer auf seinem Weg durch die Bäume geschlagen hatte, war übriggeblieben.
    Lange Zeit herrschte tiefe Stille, während all jene auf der Mauer und der Plattform den leeren Raum vor sich anstarrten.
    Diese Stille dehnte sich aus, bis einer nach dem anderen aufblickte, denn die Dunkelheit, die sich mit dem Kommen der Drachen über sie gelegt hatte, begann sich zu lichten. Sie blickten auf und sahen, daß die Masse über ihnen schwebender Leiber langsam dünner wurde.
    Die französischen Drachen zogen sich Richtung Süden zurück, und die englischen Drachen drehten bei, um in ihre Heimat im Westen, Osten und Norden der Insel zurückzufliegen.
    Jim, der wie die übrigen aufgeschaut hatte, senkte den Blick zur selben Sekunde wie Angie wieder. Sie lächelten einander an. Jim wurde bewußt, daß Carolinus ihm den Kessel hinhielt.
    »Befreit mich davon«, sagte Carolinus.
    Jim faßte den Kessel am Griff. Das Metall war jetzt kalt, als er es berührte, und die kleine, singende Stimme verstummt. Aber der Leib des Kessels selbst schien an Carolinus' Händen festzukleben. Jim zog, und der Kessel löste sich.
    »Carolinus!« schrie Angie. Hände und Finger des Magiers waren nur noch rohes Fleisch, die Haut an den Unterseiten vollkommen abgelöst, wo die Blasen und Brandwunden sichtbar wurden.
    »Ich sollte warten, bis diese Wunden auf natürlichem Wege heilen, damit ich diese Geschichte niemals vergesse«, sagte Carolinus rauh, als er auf seine Hände hinabblickte. »Aber ich brauche sie vielleicht noch.«
    Plötzlich waren die Hände so heil und unversehrt wie eh und je. Carolinus blickte auf und sah Jim in die Augen.
    »Und Euch, Jim«, sagte er, »muß ich aufrichtig um Vergebung bitten. Dies war meine Schuld, denn ich hatte etwas vergessen. Merkwürdig, daß wir so oft vergessen, worauf wir uns am besten verstehen.«
    Er streckte die Hand aus, nahm den Kessel wieder an sich und hielt ihn

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