Drachenritter 04 - Der Drache im Krieg
Schrei, der hinter ihm erscholl.
Jim fuhr herum und hielt seine Fackel hoch, konnte aber in deren Licht nichts erkennen. Während er den Bewaffneten leise dafür verfluchte, daß er zu guter Letzt doch noch seinen Nachtängsten nachgegeben hatte, ging Jim auf die Stelle zu, wo Amyth' Fackel immer noch brannte.
Seltsam niedrig schien diese Fackel gehalten zu werden. Als er näher kam, sah er, was es damit auf sich hatte. Die Fackel lag auf dem Boden und brannte nur noch auf ihrer Oberseite. Amyth' blankes Schwert lag daneben. Aber von Amyth selbst fehlte jede Spur.
7
»Ach, ÜBRIGENS «, sagte Jim zu Yves Mortain, seinem Ersten Bewaffneten, als er auf die Burg zurückkehrte, »ich habe Amyth mit einer Sonderbotschaft losgeschickt. Er wird einige Wochen fort sein. Behaltet die Angelegenheit, so weit es geht, für Euch, ja?« »Jawohl, Mylord«, erwiderte Yves.
Die Antwort des narbengesichtigen Mannes erfolgte gehorsam und ohne ein Zögern, aber er sah Jim durchdringend an; dieser hatte das starke Gefühl, daß Yves gleichermaßen verwirrt wie neugierig war. Ein Hauch von Ärger regte sich in Jim. Wenn irgendein anderer mittelalterlicher Edelmann seinem Ersten Bewaffneten etwas gesagt hätte, hätte besagter Bewaffneter es einfach hingenommen. Yves Reaktion war wieder einmal ein Beweis dafür, daß Jim in seinen Bemühungen, sich wie ein wahrer Ritter und Baron zu benehmen, immer wieder kleine Fehler machte.
Er vergaß immer wieder, daß sie sich nicht im zwanzigsten Jahrhundert befanden, und behandelte seine Untergebenen, als gäbe es keinen Unterschied zwischen ihnen. Viele seines Gefolges hatten es sich infolgedessen angewöhnt, sich auf sehr unmittelalterliche Art und Weise zu benehmen, als wären sie in einer Position, seine Anweisungen hinterfragen zu dürfen. Nun, sagte er sich, daß er Yves gerade erzählt hatte, war das, was er ihm erzählt hatte - und Yves konnte daraus machen, was er wollte.
Jim marschierte davon.
Dennoch, dachte er, war es eine gute Sache, daß er Amyth' Schwert in die Kemenate geschmuggelt hatte, bevor einer der anderen Bewaffneten es sah und wiedererkannte. Im Augenblick weigerte er sich einfach, darüber nachzudenken, was Amyth weggeschleppt haben konnte. Nichts Harmloses jedenfalls.
An dieser Stelle seiner Überlegungen erreichte er die Anrichtestube, sein nächstes Ziel; dort herrschte eine stämmige und einigermaßen strenge Frau in den Vierzigern namens Gwynneth Plyseth, die bei seinem Eintreten einen Knicks machte.
»Gwynneth«, sagte er, »ich werde mich an der hohen Tafel Sir Giles und unserem anderen Gast, Sir John, zugesellen. Sobald Lady Angela zu uns stoßen kann, laßt das Essen auftragen. Bitte seid so gut, gebt in der Küche Bescheid und richtet auch Lady Angela aus, daß wir auf sie warten.«
»Sehr wohl, Mylord«, sagte Gwynneth und knickste abermals.
Jim verließ die Anrichtestube und kehrte in den Palas und zur hohen Tafel zurück.
»Ach, übrigens«, sagte er zu Sir John, als er sich niedersetzte, »ich hatte noch keine Zeit, mit meiner Frau zu sprechen. Wenn es Euch nichts ausmacht, diese Reise nach Frankreich für den Augenblick unerwähnt zu lassen...«
Sir John lächelte.
»Nicht das geringste, Sir James«, sagte er. »Diese Dinge brauchen Zeit, wie ich aus Erfahrung mit meiner Gemahlin weiß. Ich bin nicht in Eile. Ich würde mit Freuden ein oder zwei Tage bei Euch bleiben und in Eurer kurzweiligen Gesellschaft und die von Sir Giles verbringen - ganz zu schweigen natürlich von der Gesellschaft von Lady Angela selbst.«
»Ehm, ja«, sagte Jim. Sir Johns Aufmerksamkeiten Angie gegenüber beunruhigten ihn immer noch ein wenig, und er war sich nicht übermäßig sicher, daß der Ritter nicht weitergehende Vertraulichkeiten im Sinn hatte, als sie Jim lieb waren.
»Trinkt ein wenig Wein, James«, sagte Giles und schob Jim einen Becher hin, den er gerade aus seinem Krug gefüllt hatte.
»Ach, übrigens«, sagte Jim - später an diesem Abend, einige Zeit, nachdem er und Angie zu Bett gegangen und sie beide entspannt und glücklich waren -, »Sir John möchte, daß Giles und ich schnell mal nach Frankreich rüberfahren; wir sollen feststellen, welche Vorbereitungen der französische König für seine Invasion trifft, die er offensichtlich ins Auge gefaßt hat.«
Jim spürte, wie Angie sich neben ihm unter den Decken versteifte.
»Nach Frankreich?« wiederholte Angie langsam und mit eisigem Tonfall. »Wann?«
»Na ja«, sagte Jim so leichthin,
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