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Drachenritter 04 - Der Drache im Krieg

Drachenritter 04 - Der Drache im Krieg

Titel: Drachenritter 04 - Der Drache im Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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unbestimmten, zukünftigen Zeitpunkt - hoffentlich nicht später als irgendwann morgen - würde Angie nicht mit ihm reden.
    Jim seufzte. Langsam erwachte ein leiser Groll in ihm. Gewiß, Angie hatte nicht unrecht. Sie hatte tatsächlich eine doppelte Last tragen müssen, die ganze Zeit, während er fort gewesen war, jedesmal, wenn er fort gewesen war. Im Idealfall hätte er wirklich zwölf Monate im Jahr auf der Burg sein sollen. Aber so funktionierte diese Feudalwelt nun einmal nicht, schon gar nicht für Ritter wie ihn, die auf die eine oder andere Weise zusätzliche Bedeutung erlangt hatten. Chandos war, wie Jim wußte, immer unterwegs, so wie jetzt. Stets hatte er irgendwelche Angelegenheiten für die Krone zu erledigen.
    Je mehr er darüber nachdachte, um so heftiger wurde sein Groll. Nach einer Weile stand er auf, zog sich an und ging nach unten. Wie er vermutet hatte, saßen Sir Giles und Sir John noch immer am Tisch und redeten und tranken. Jim hatte sie früh verlassen und ins Feld geführt, daß er seine Frau lange nicht gesehen habe; und nach einigen Witzeleien, die nicht viel zotiger waren als das, was seine männlichen Freunde im zwanzigsten Jahrhundert vom Stapel gelassen hätten, hatten sie einander gute Nacht gewünscht und ihn ziehen lassen.
    Als er nun zurückkehrte, waren sie vernünftig genug, ihn nicht zu befragen. Giles schob ihm abermals einen vollen Becher Wein hin; Jim nahm einen tiefen Zug daraus.
    Er trank auch weiterhin in tiefen Zügen. Um genau zu sein, er betrank sich. Später erinnerte er sich vage, daß ihn ein paar keuchende Diener die Treppe hinaufgeschleppt hatten, ohne daß er sich die geringsten Sorgen gemacht hätte, einer von ihnen könne vielleicht ausrutschen und sie alle drei die geländerlose Wendeltreppe des runden Turms hinunterreißen - mehrere Stockwerke tief in ihren sicheren Tod.
    Sie brachten ihn sogar bis in die Kemenate, entkleideten ihn, legten ihn ins Bett, deckten ihn zu. Während all dieser Zeit lag Angie, wo sie war, auf der anderen Seite des Bettes und in tiefstem Schweigen, als befände sich in einem Umkreis von vierzig Meilen niemand -und schon gar nicht Jim.
    Es war das letzte, woran er sich erinnerte. Er erwachte mit rasenden Kopfschmerzen, einem Hauch Übelkeit in der Magengrube und dem Gefühl, Licht zu sehen, das durch die schmalen Fenster fiel. Dies wertete er als Hinweis darauf, daß es viel später am Tag war als gewöhnlich, wenn er aufstand. Sowohl er als auch Angie hatten sich die mittelalterliche Gewohnheit zu eigen gemacht, mit der Sonne aufzustehen, wenn nicht schon vor ihr. Sein Mund war trocken, er hatte furchtbaren Durst - und dann bemerkte er, daß das Bett neben ihm leer war. Natürlich. Angie war bereits vor einigen Stunden aufgestanden, hatte sich angekleidet und das Zimmer verlassen.
    Der Durst war überwältigend. Jim mühte sich auf die Beine und stolperte in seiner Sehnsucht nach etwas Wasser zu dem Tisch mit den Trinkkrügen. Erst in der letzten Sekunde fiel ihm wieder ein, daß ihm übel wurde, wenn er von dem Wasser trank. Also wandte er zunächst einmal bedächtig den Kopf von dem Geruch und dem Anblick des Weinkruges ab, der dort stand, und machte den Krug mit dem Dünnbier ausfindig, von dem er sich alsbald einen Becher einschenkte.
    Es schmeckte scheußlich, aber es war flüssig. Einen Augenblick lang war er sich nicht sicher, ob er bei sich behalten konnte, was er soeben geschluckt hatte. Dann stellte sich heraus, daß es ihm durchaus möglich war, und er trank noch etwas mehr. Ganz allmählich und sehr durstig arbeitete er sich den Krug hinunter, bis er ihn fast geleert hatte.
    Dann ließ er sich auf einen Stuhl am Tisch fallen, in Händen noch einen Becher mit dem letzten Rest Dünnbier, und versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Die Frankreichreise war angesichts Angies kategorischer Ablehnung ein Ding der Unmöglichkeit.
    Auf der anderen Seite war der König sein unmittelbarer Lehnsherr. Es würde ihn nicht im mindesten überraschen, wenn Sir John ein mit dem königlichen Siegel versehenes Pergament bei sich trüge, das ihn ebenso wie Giles Sir Johns Befehlen unterstellte. Er konnte sogar getrost davon ausgehen, daß es sich so verhielt. Sir John würde es wahrscheinlich vorziehen, ihm nicht zu befehlen, nach Frankreich zu gehen, sofern er das vermeiden konnte. Wem ein solches Unterfangen befohlen wurde, der gab dabei oft nicht sein Bestes. Sir John würde zuerst versuchen, Jims freiwillige Zustimmung zu bekommen.

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