Drachenritter 04 - Der Drache im Krieg
verabscheuenswerte. Diese Leute sind keine Magier, sondern Männer oder Frauen, die sich den Dunklen Mächten verkauft haben, um Schwarze Magie zu erlernen. Eine Magie, die gefährlich ist - aber begrenzt. Ecotti allein kann die Seeschlangen nicht veranlaßt haben, König Jean zu unterstützen, nicht einmal, wenn er sie zu ihrem eigenen Vorteil mit der Möglichkeit geködert hätte, an sämtliche Drachen Englands heranzukommen.«
»Wenn nicht Ecotti«, sagte Chandos - er hatte nun sowohl Stimme als auch Gesicht vollkommen wieder unter Kontrolle, und es war, als hätte es diesen kurzen, gefährlichen Zornesausbruch nie gegeben -, »wer dann?«
»Die kurze Antwort auf diese Frage«, entgegnete Carolinus, »ist die, daß ich es noch nicht weiß. Aber was wir als erstes klären sollten, ist, wie viele von diesen Herren hier bereit sind, die Aufgabe zu übernehmen, genau das herauszufinden. James ist natürlich nicht nur dazu verpflichtet, sondern unentbehrlich.«
James spürte, wie der kleine Funke des Zorns in ihm plötzlich hell aufloderte. Carolinus nahm ihn ganz selbstverständlich in Anspruch. Dann erinnerte er sich an seine Drachenverbindungen, die ihm in dieser Angelegenheit kaum eine Wahl ließen. Der Funke verblaßte und erstarb.
»...auch Giles hat sich, so höre ich, bereits einverstanden erklärt«, fuhr Carolinus fort.
»Aber gewiß doch«, rief Sir Giles, der mit einem Anflug von Erregung die rechte Spitze seines gewaltigen blonden Schnurrbarts zwirbelte.
Carolinus' Blick richtete sich auf Brian.
»Und Ihr, Sir Brian?«
»Ich werde an Jims Seite stehen, wie immer«, entgegnete Brian schlicht.
Carolinus ließ seinen Blick weiter tafelabwärts wandern.
»Dafydd?«
»Ah, hm, es gäbe nichts, was ich mir mehr wünschte, als an diesem kleinen Abenteuer teilzunehmen«, antwortete Dafydd mit seiner leisen Stimme. »Aber meine Frau trägt ein zweites Kind unter dem Herzen. Sie hat, müßt Ihr wissen, kein Hehl daraus gemacht, wo meine Grenzen liegen, und sie mir vor meinem Aufbruch mitgeteilt. >Nach Malencontri kannst du gehen<, sagte sie, >aber keinen Schritt weiter. Und kehre binnen zwei Tagen zurück.<«
Dafydd seufzte ein wenig.
»Daher sieht es so aus, als müßte ich daheim bleiben. Vielleicht« - seine Miene hellte sich auf - »ist es so am besten. Ich habe das Gefühl, daß ich zum nächsten Weihnachtsfest ein kleines Mädchen bekommen werde, zusätzlich zu dem Jungen, den meine Gemahlin bereits geboren hat - ein munterer kleiner Bursche ist das. Um die Wahrheit zu sagen, meine Herren, so gern ich Euch auch begleiten würde, es bedürfte schon eines tapfereren Mannes, als ich einer bin, in dieser Sache gegen den Willen meiner Frau zu handeln.«
»Drei!« sagte Carolinus. »Ohne Dafydd und natürlich Aragh. Das müßten mehr als genug sein ...«
»Und ich würde sie ebenfalls begleiten!« meldete Angie sich ungestüm zu Wort. »Wenn es nur irgend jemanden gäbe, dem ich die Burg anvertrauen könnte.«
Sie bedachte Carolinus mit einem ärgerlichen Blick.
»Euer Plan ist also, diese Herren hier in die Tiefe des Meeres zu schicken?« erkundigte sich Chandos. »Dürfte ich fragen, wo und warum? Und wonach sie suchen sollen?«
»Ja«, entgegnete Carolinus. »Sie sollen einen Kraken namens Granfer finden, das älteste lebende Geschöpf in allen Meeren; und sie sollen feststellen, ob er ihnen irgendwelche Hinweise auf den Urheber des Ganzen geben kann.«
»Einen was?« fragte Chandos.
»Einen Kraken«, sagte Carolinus. »Ihr wißt doch, was ein Krake ist?«
»Ja - ja, ich habe von Kraken gehört«, sagte Sir John. »Aber warum sollte dieser Krake ihnen etwas Wesentliches mitzuteilen haben?«
»Er hat. Nehmt mein Wort darauf.«
»Ich nehme Euer Wort wahrhaftig auf vieles, Magier«, versetzte Chandos. »Aber ich kann die Angelegenheit des Königs und die Hoffnung auf das Überleben unseres englischen Volkes kaum auf eine solche Kleinigkeit bauen wie das Vertrauen eines Mannes wie mir auf einen Mann wie Euch. Sir James und seine Freunde müssen nach Frankreich. Wenn nötig habe ich die Vollmacht des Königs, es ihnen zu befehlen.«
»Ach ja?« sagte Carolinus.
Mehr sagte er nicht. Chandos starrte ihn einen Augenblick lang an, bevor ihm klar wurde, daß plötzlich nur noch er selbst, Carolinus, Dafydd und Angie am Tisch saßen. Jim, Brian und Giles waren verschwunden.
»Schickt sie nach Frankreich, John. Unbedingt«, sagte Carolinus eisig. »In der Angelegenheit des Königs und mit den
Weitere Kostenlose Bücher