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Drachenritter 06 - Der Drache und der Dschinn

Drachenritter 06 - Der Drache und der Dschinn

Titel: Drachenritter 06 - Der Drache und der Dschinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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Kasr al-Abiyadh, dem Weißen Palast, hinausreiten. Er kniff die Augen zusammen, stellte sich Brian, sich selbst und Kob als Flöhe in Kelbs Fell vor und konzentrierte sich auf das Bild.
    »Los geht's«, sagte er.
     

20
     
    Wie sich herausstellte, war das Glück auf ihrer Seite. Nachdem Kelb den Zellentrakt hinter sich gelassen hatte, begegnete er erst einmal niemandem.
    Eigentlich hatten sich die Dinge gar nicht schlecht entwickelt, dachte Jim später. Denn im Anschluß an die Verwandlung in einen Floh sah er sich zunächst einmal mit den unangenehmen Nebenwirkungen konfrontiert. Er hatte nämlich nicht bedacht, wie sich ihm die Welt aus der Perspektive eines Flohs darbieten würde, der im Fell eines Hundes versteckt war.
    Im wesentlichen bestand sie aus Haaren. Haare wie Baumstämme, die ihn von allen Seiten umgaben. Unter sich hatte er Kelbs Haut. Plötzlich verspürte er den Drang, Blut zu saugen, doch diesen Wunsch verdrängte er. Das Haargewirr war ebenso undurchdringlich wie ein Bambusdickicht - es schloß ihn nicht nur ein, sondern versperrte ihm auch die Aussicht auf alles, was hinter den Haarspitzen lag.
    So ging es nicht. Er mußte sehen, was um ihn herum vor sich ging, und deshalb stellte er sich vor, er blicke durch Kelbs Augen.
    Was er auf diese Weise sah, war zwar erkennbar, jedoch schwarzweiß, so daß er eine Weile brauchte, bis er auch nur die Wände und die Decke ausmachte. So ging es ebenfalls nicht.
    Er wollte eine menschliche Sicht auf die Umgebung haben; allerdings ohne den dazugehörigen Körper.
    Nun, es gab keinen Grund, weshalb sich das nicht mit ein wenig Magie bewerkstelligen lassen sollte. Sogleich kam ihm ein unsichtbares menschliches Augenpaar in den Sinn, das über Kelbs Kopf schwebte. Ein Vorhaben, das sich leichter in Worte fassen als in die Tat umsetzen ließ. Denn wie sollte man sich unsichtbare Augen vorstellen?
    Darüber zerbrach er sich eine Weile Kopf, dann fand er die naheliegende Lösung.
    Unsichtbare Augen brauchten gar keine Ähnlichkeit mit menschlichen Augäpfeln zu haben. Wären seine Flohaugen magische Linsen und mit einer über Kelbs Kopf nach allen Seiten hin schwenkbaren unsichtbaren Kamera verbunden, ließe sich die gleiche Wirkung erzielen.
    Er stellte sich eine solche Aufhahrnevorrichtung samt Tonaufzeichnung vor, machte sie unsichtbar und schaltete sie ein. Auf einmal hatte er eine gute Sicht auf den Gang, den Kelb soeben entlangtrottete. Es war ein vollkommen schmuckloser Korridor mit einem kahlen Steinboden - daher rührte das klickende Geräusch, das Kelbs Pfoten beim Laufen erzeugten. Das einzige, was die Eintönigkeit des Ganges hin und wieder auflockerte, waren Türöffnungen zu beiden Seiten, die entweder in Räume oder andere Gänge führten; Kelb aber trottete unverwandt weiter und erweckte dabei den Anschein, genau zu wissen, wo es langging.
    Wo sind wir? wollte Jim den Dschinn-Hund fragen. Dann aber wurde ihm klar, daß er über keine Stimme verfügte. Außerdem war er so winzig, daß Kelb ihn selbst dann nicht gehört hätte, wenn er als Floh Stimmbänder besessen hätte.
    Er erinnerte sich daran, daß sich der Wachkäfer, den Carolinus bei ihrer ersten Begegnung herbeigezaubert hatte, mit dem Magier in einer hohen, blechernen Stimme unterhalten hatte, doch das mochte auch daran gelegen haben, daß Magie im Spiel gewesen war. Jim erinnerte sich ebenfalls, daß Rrrnlf, der riesige Seeteufel, überhaupt keine Stimme mehr besessen hatte, nachdem er auf Käfergröße verkleinert worden war. Allerdings hatte Carolinus ihn trotzdem verstanden und sich unhörbar mit ihm unterhalten.
    Nun wollte Jim sich mit Kelb gedanklich unterhalten.
    Er versuchte, sich den Geist des Dschinns vorzustellen. Ein Ort voller Schatten? Schon vor einiger Zeit hatte er festgestellt, daß seine Vorstellungen nicht unbedingt zutreffend sein mußten, vielmehr stellte die Absicht hinter der Vorstellung die Grundlage für seine schöpferischen Fähigkeiten dar.
    Er konzentrierte sich auf diesen dunklen Ort und sprach den Hund in Gedanken an.
    Wo sind wir?
    Kelb blieb unvermittelt stehen.
    »Meister?« fragte er mit bebender Stimme, die zumindest den Eindruck erweckte, er fürchte sich.
    Alles in Ordnung. Ich bin's, dachte Jim. Wo sind wir?
    »Ich bin besorgt, Meister«, antwortete Kelb. »Wir befinden uns jetzt im Trakt der gewöhnlichen Assassinen; eigentlich erwarte ich schon seit geraumer Zeit, jemandem über den Weg zu laufen. Ich begreife das nicht, es sei denn, sie haben sich

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