Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig
die so breit wie ein Wagen war. Auf dem Weg waren die Huf- und Stiefelspuren vieler Reisender zu erkennen.
Je länger sie ritten, desto breiter wurde die Straße. Schließlich wich die Erde einer Lage weißer Pflastersteine, einer Römerstraße, auf der die Männer nun ihre Reise fortsetzten.
»Ich bitte um Verzeihung«, sagte Dafydd schließlich, »aber solange wir uns in diesem Land aufhalten, reite besser ich voran.«
»Aber sicher«, stimmte Brian mit einer Bereitwilligkeit zu, die Jim überraschte. Brians nächste Worte jedoch erklärten alles. »Habt Ihr nicht in diesem Land einen hohen Rang inne?«
»Das ist wohl richtig«, antwortete Dafydd. »Aber ich danke Euch trotzdem für Eure Höflichkeit.« Diese Worte leiteten eine merkliche Veränderung in seiner Stimme und seinem Verhalten ein.
Dafydd übernahm die Führung, und sie zogen weiter. Bald darauf kamen ihnen Leute zu Fuß entgegen, nach ihrer Kleidung zu urteilen zumeist Handwerker und Bauern. Die Fremden sprachen die Männer in einer Sprache freundlich an, von der Jim sicher war, daß es sich nicht um Kornisch und wahrscheinlich nicht einmal um Walisisch handelte, wenn sie auch den gleichen melodischen Klang wie letztere hatte.
Dafydd antwortete in der gleichen Zunge. Da er nichts davon übersetzte, nahm Jim an, daß mehrheitlich nur Grüße ausgetauscht wurden.
Mit der Zeit nahm der Verkehr zu. Ihnen kamen vermehrt Leute entgegen, und auch von hinten wurden sie überholt, da sie die Pferde nur im langsamen Schritt gehen ließen. Die anderen Reisenden waren alle zu Fuß. Sie strahlten und grüßten, während sie vorbeigingen, und schließlich winkte Dafydd nur noch und antwortete mit einem einzigen Wort.
Jim bemerkte, daß viele Leute aus dem Grün zur Rechten und Linken auf die Straße kamen, als lebten sie auf Bauernhöfen, die außer Sichtweite abseits des Weges lagen.
Er drehte sich im Sattel um und blickte zurück. Hinter Blanchard kamen mehr und mehr Leute auf die Straße.
Langsam, aber sicher wurden sie eingekreist. Die Menge wurde immer dichter und bewegte sich mit ihnen fort, nicht nur auf der Straße, sondern auch auf dem Grassaum rechts und links daneben. Alle strahlten. Jetzt waren seltener Grüße zu hören, aber die Leute winkten Dafydd zu, der nur noch zurücklächeln und nicht mehr jeden Gruß einzeln zurückgeben konnte. So dicht die Menge auch wurde, die Leute paßten dennoch auf, daß den drei Männern mit ihren Pferden die ganze Breite der Straße zur Verfügung stand.
Jim bemerkte einen anderen Rhythmus von Blanchards Hufen auf den Steinen. Brian schloß zu ihm auf.
»Was hältst du davon, James?« fragte er leise und lehnte sich zu Jim hinüber. Ihr Gespräch ging in dem höflichen, leisen Gemurmel der Menschenmenge und dem Geklapper der Hufe auf den Steinen fast unter. »Ist da etwas, was wir wissen müßten? Vielleicht sollten wir Dafydd fragen. Was meint Ihr?«
»Ich weiß es nicht, Brian. Laßt mich kurz darüber nachdenken.«
Brian wartete. Jim betrachtete die Leute um sie herum genau. Sie hatten alle die gleichen langen, schlanken Gliedmaßen wie Dafydd. Sonst hatten sie wenig gemeinsam, außer daß sie alle sonnengebräunt waren, als hätten sie alle Jahre ihres Lebens bei Feldarbeit unter freiem Himmel verbracht.
Sie sahen nicht knochig, zäh und fast verhungert aus wie viele, die das Land über den Wellen bestellten. Diese Leute schienen immer genug zu essen und ausreichend Schlaf bekommen zu haben, und alle blickten außerordentlich fröhlich drein – als freuten sie sich einfach am Leben.
Nun, da sie Dafydd nicht mehr gezielt ansprachen – vermutlich weil sie merkten, daß sie zu viele waren und er sich nicht jedem einzelnen widmen konnte –, redeten sie untereinander. Ihre Stimmen klangen froh, und viele lachten – ein freudiges Lachen, nicht die Explosion in der Kehle, wenn jemand sich an einem Scherz auf Kosten anderer erfreut. Sie hatten etwas, über das zu freuen und zu lachen es sich lohnte.
»Ich habe keine Ahnung, wie sie alle so schnell von uns gehört haben«, sagte Jim leise zu Brian, »aber sie wollen ganz offensichtlich Dafydd sehen. Ich sollte zu ihm nach vorne reiten und mit ihm sprechen. Ihr kommt einfach hinter mir her. Wir sollten uns aber nicht zu nah herandrängeln. Und laßt mich allein mit ihm sprechen, ja?«
»Das ist klug ausgedacht.« Sie lenkten ihre Pferde auf Dafydd zu. Jim zügelte sein Tier eine halbe Pferdelänge hinter Dafydd und sprach den Bogenschützen von hinten
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