Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenschwester 02 - Eltanins Verrat

Drachenschwester 02 - Eltanins Verrat

Titel: Drachenschwester 02 - Eltanins Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
Vom Netzwerk:
konnte Sofia das Gerät erkennen, das ihn zu einem Unterjochten machte: eine Art metallene Spinne, die sich dort in seine Haut verkrallt hatte.
    Während sie den schlanken Rücken und die ganze Gestalt des Jungen betrachtete, an den sie in den zurückliegenden Tagen unablässig gedacht hatte, überkam sie eine wahnsinnige Sehnsucht und ein unerträgliches Verlangen nach seiner Nähe. Ihr Blick verweilte auf seinen schmalen Schultern, seinen Locken, die ihm sanft, etwas oberhalb der Spinne, in den Nacken fielen, und fast zerriss es sie. »Ich werde ihn retten! Ich habe den Unterjochten gerettet, der mich am Albaner See überfallen hat. Und bei ihm schaffe ich das auch.«
    Ohne länger darüber nachzudenken, streckte sie eine Hand aus, aus der sofort lange Lianen sprossen. Er konnte sich gerade noch umdrehen, da war er schon von oben bis unten von den Schlingen umwickelt.
    »Halt still!«, rief ihm Sofia mit zitternder Stimme zu. »Wenn du stillhältst, wird es nicht lange dauern.«
    Ungläubig riss der Junge die Augen auf. Fassungslos starrte er sie an, doch gleich darauf verzog sich sein Gesicht zu einem höhnischen Lächeln. »Ach, die Kleine aus dem Zirkus …«
    ›Er erinnert sich an mich‹, freute sich Sofia. Sie hatte kaum Zeit, sich für diesen dummen Gedanken zu tadeln, da wurde ihr Blick von etwas magisch angezogen: Zwischen den Augen des Jungen erkannte sie ein blasses Muttermal, das dem auf ihrer Stirn ganz ähnlich war.
    Wie hypnotisiert starrte sie es an.
    »Das hilft dir auch nicht weiter.«
    Sofia schrak auf. Wieso konnte er reden? Der einzige Unterjochte, den sie getroffen hatte, hatte keinerlei Bewusstsein besessen, sondern war nur eine reine Kampfmaschine Nidhoggrs gewesen. Außerdem waren die Augen dieses Jungen hier nicht rot, wie es bei dem anderen Unterjochten gewesen war, sondern noch genauso dunkel, fast schwarz, und voller Leben, wie sie sie von ihrer Begegnung im Zirkus in Erinnerung hatte.
    »Wer bist du?«, fragte sie entgeistert.
    Der Junge lächelte. »Das ist total unwichtig. Denn du wirst mich nicht aufhalten.«
    Da erstrahlte das Mal auf seiner Stirn, leuchtete in einem gelblichen, von dunkleren Reflexen durchbrochenen Licht, und die Fesseln, die Sofia im angelegt hatte, sprangen ab. Riesengroße goldene, von Metallstreben eingefasste Flügel wuchsen mit rasanter Geschwindigkeit aus seinen Schultern, und dazu quoll wie aus dem Nichts eine Art flüssige Rüstung hervor, verteilte sich um seine Brust und gerann rings um seine Arme zu zwei schweren Armschienen. Und schon griff er an, so unerwartet, dass Sofia seiner Waffe nicht mehr rechtzeitig ausweichen konnte. Eine Klinge raste auf sie zu und nagelte sie mit der Schulter an die Wand. Sofia verspürte fast keinen Schmerz, so schnell war der Angriff erfolgt. Sie war nur grenzenlos verblüfft.
    ›Kämpfe. Du musst kämpfen. Denk nicht nach!‹ Endlich setzte ihr Instinkt sich durch, oder vielleicht war es auch Thuban, der sie rettete. Jedenfalls schossen aus ihren Schultern erneut grüne Flügel, groß und fest. Damit schlug sie auf und ab und schaffte es, sich zu befreien. Die Klinge löste sich aus der Schulter, und erst jetzt durchzog sie der Schmerz. Sie schrie.
    ›Lass dich nicht unterkriegen!‹ Sie flog hoch, doch eine weitere Klinge raste auf sie zu. Im letzten Moment konnte Sofia sie aufhalten, indem sie ein Netz aus Schlingpflanzen aus dem Boden schießen ließ, die sich um die Waffe wanden und sie zerbrachen.
    »Du bist zäher, als ich dachte!«, knurrte der Junge. Wieder leuchtete das Mal auf seiner Stirn hell auf, und sofort fing das Netz Feuer und verbrannte.
    In höchster Not wich Sofia den Flammen aus, die ihr entgegenschlugen, und duckte sich hinter einen Vorsprung. ›Ich brauche unbedingt eine Waffe!‹ Sie öffnete ihre Hand und aus ihrer Handfläche wuchsen zwei biegsame, fest miteinander verwobene Zweige, die in eine harte Spitze ausliefen. Diese einfache Lanze fest in der Hand, stürzte sie sich auf den Feind.
    Doch der reagierte schnell und riss eine neue Klinge hoch, als die Lanze auf ihn zukam. Lanze und Klinge schlugen gegeneinander, wieder und wieder, und mit jedem Aufprall flogen Holzspäne von Sofias Waffe durch die Luft, doch sie wich nicht zurück, setzte nach, griff an, parierte, versuchte, den Attacken des Feindes mit der gleichen Gewalt zu begegnen. ›Der ist wie besessen‹, dachte sie, während sie seine Deckung zu durchstoßen versuchte. Es gelang, und die Spitze ihrer Lanze drang in den

Weitere Kostenlose Bücher