Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenschwester 02 - Eltanins Verrat

Drachenschwester 02 - Eltanins Verrat

Titel: Drachenschwester 02 - Eltanins Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
Vom Netzwerk:
sie den Mann liebte, der dort in dem Bett lag, sowie das Kind, das sie ihm bald schenken würde.
    Es war immer der gleiche entsetzliche Traum, der sie quälte. Er handelte von Drachen. Und von Riesenschlangen. Verbissen bekämpften sich diese monströsen Tiere, zerfleischten sich gegenseitig und verschlangen sich. Diese Träume waren so echt, so greifbar, dass sie meinte, das Blut riechen zu können. Um die Angst zu vertreiben, fuhr sie sanft über ihren Bauch, in dem Fabio heranwuchs. Durch ihn würde sie alle Ängste überwinden: die Angst vor diesem fremden Land, vor dieser Umgebung, die ihr so kalt vorkam. Auch diese entsetzlichen Träume würden verschwinden.
    Mit ihm würde alles wieder gut.
    Doch es kam anders. Seine Geburt hatte all die Zweifel nicht zerstreuen können, sie waren sogar noch stärker geworden, die Ängste hatten sich vervielfältigt. Denn seltsame Dinge geschahen um ihn herum. Der Junge war seltsam und tat Dinge, zu denen andere Kinder nicht fähig waren. Er war sehr stark, und wenn er sich schnitt oder irgendwie verletzte, verheilte die Wunde auf der Stelle. Eines Tages entdeckte er dann, dass er das Feuer beschwören konnte. Eine Flamme loderte über seiner Handfläche auf, ohne ihn zu verbrennen. Er konnte sie nach seinem Willen lenken, und so ließ er sie in der Luft tanzen, während er dastand und fasziniert und gleichzeitig auch erschrocken beobachtete, was ihm da gelang. Und als er einmal den Tisch im Esszimmer berührte, hatte der Feuer gefangen. Versonnen betrachtete Fabio das Schauspiel, wie der Tisch zu Asche zerfiel, und als er nach einer Weile den Blick hob, sah er seinen Vater, der ihn hasserfüllt anstarrte. Dann hatte dieser begonnen, auf ihn einzuprügeln, bis er nicht mehr konnte, und ihn schließlich in seinem Zimmer eingesperrt. Durch die Tür hatte der Junge seine Eltern streiten hören.
    »Ich will nichts mehr mit ihm zu tun haben!«, brüllte der Vater.
    »Aber er ist doch unser Sohn!«, flehte die Mutter.
    »Ach was, das ist ein Dämon. Nur ein Dämon ist zu solchen Dingen fähig. Hättest du noch ein wenig Grips in der Birne, würdest du ihn genauso verlassen wie ich. Er ist böse!«
    Zitternd hatte Fabio zugehört. Ein entsetzlicher Fluch schien in diesen Worten zu liegen. Auch wenn er deren Sinn nicht ganz begriff, stürzten sie ihn doch in abgrundtiefe Furcht.
    »Aber er ist mein Sohn«, schrie die Mutter wieder.
    »Dann viel Spaß mit ihm. Aber ohne mich.« Damit hatte der Vater das Haus verlassen und war nie wiedergekommen.
    Von da an lebten sie allein. Fabio und seine Mutter. Und das war nicht einfach. Es gab kaum Arbeit für sie, und was es gab, war entweder entwürdigend oder so hart, dass sie krank davon wurde. Also war sie eines Tages mit ihrem Sohn ins sonnige Italien heimgekehrt, wo es den Menschen besser ging und es genug Arbeit gab, zumindest erzählte man sich das.
    Doch sie erlebten nur Ablehnung und misstrauische Blicke. Sie zogen von Haus zu Haus und baten mit ihrem freundlichsten Lächeln um Arbeit. Doch die Leute betrachteten sie abschätzig und schickten sie fort.
    »Ich kann alles und bin mir für keine Arbeit zu schade«, rief seine Mutter verzweifelt vor den Türen, die man ihnen vor der Nase zuschlug.
    Damals entstand in Fabio diese Wut. Dumpf und unheimlich, grub sie sich immer tiefer in sein Herz, mit jeder neuen Ablehnung, mit jedem Blick auf seine Mutter, die ihm Tag für Tag bedrückter und blasser vorkam.
    Allerdings musste er aufpassen, denn wenn er wütend wurde, verlor er die Beherrschung, auch über seine Gabe, und ganz plötzlich loderten die Flammen auf.
    »Du musst damit aufhören!«, flehte ihn seine Mutter an.
    Und er weinte. »Ich weiß doch selbst nicht, was da passiert. Die Flammen kommen von ganz allein …«
    »Wenn die Leute sehen, was du da machst, wird alles nur noch schlimmer … Außerdem kannst du dir wehtun, verstehst du?«, hatte sie einmal zu ihm gesagt, während sie ihn in den Arm nahm.
    »Vielleicht bin ich ja wirklich … böse«, hatte der kleine Junge geschnieft.
    Da drückte ihn seine Mutter noch fester an sich. »Das darfst du nie wieder sagen. Noch nicht einmal denken darfst du das. Du bist ein besonderer Junge, ein ganz besonderer Junge. Wart’s nur ab, eines Tages wird alles anders sein. Dann wohnen wir in einem schönen Haus und sind glücklich.«
    Fast hatte Fabio daran geglaubt. Doch dann hatte sie zu husten begonnen, ein hartnäckiger Husten, der sie nicht mehr zu Atem kommen ließ. Und dann war das

Weitere Kostenlose Bücher