Drachenschwester 02 - Eltanins Verrat
Sie erkannte seine Stimme wieder, kalt und scharf wie eine Klinge.
»Das letzte Mal waren wir noch schwächer, und dein verfluchter Panzer aus Drachenschuppen konnte uns noch aufhalten. Doch jetzt …« Er entriss ihr den Schlüssel. »Herzlichen Dank«, zischte er höhnisch.
Er drückte ihr den Hals noch fester zu, und vor Sofias Augen begann alles schwarz zu werden.
›Das war’s‹, dachte sie panisch.
»Lass sie los. Wir holen uns diese Reliquie, oder was immer das ist, und verschwinden«, mischte sich Fabio ein.
Doch Ratatoskr rührte sich nicht.
»Lass sie, dafür haben wir jetzt keine Zeit!«, drängte der Junge noch einmal.
Da lockerte Ratatoskr den Griff und ließ Sofia los. Hustend sank sie zu Boden. Sie bemerkte noch, wie die Feinde sich abwendeten, und schaffte es mit übermenschlicher Anstrengung, neue Kräfte zu mobilisieren.
Sie konzentrierte sich eine Sekunde und ließ ein Netz aus Lianen sprießen, das Ratatoskr umschlang. Doch im nächsten Moment wehrte er sich und ließ schwarze Flammen um sich züngeln, das Netz zerfetzte, und Ratatoskr streckte die Hand zu ihr aus. Ein schwarzer Blitz zerriss das Halbdunkel, dem Sofia mit einem Flügelschlag auswich, der sie in die Luft hob. Aber der zweite Blitz, den Ratatoskr auf sie abfeuerte, streifte ihren Flügel. Sofia durchfuhr ein heftiger Schmerz. Sie stürzte ab und krachte mit voller Wucht, die ihr den Atem nahm, zu Boden. Dieses Mal würde nichts und niemand mehr sie retten können.
»Sofia!«
Der Professor war da, nur mit seinen Händen bewaffnet.
›Nein, nein, nein!‹
Die Zeit schien stehen zu bleiben, und in Zeitlupe sah Sofia, wie Ratatoskr die Hand ausstreckte und einen weiteren Blitz abfeuerte. Ein Meer schwarzer Flammen explodierte und hüllte alles ein.
Als ihre Augen wieder etwas sehen konnten, waren ihre Feinde verschwunden. Vor ihr, auf dem Boden, lag der leblose Körper des Professors.
14
Ein Sprung ins Ungewisse
Das Gesicht des Professors war leichenblass, und Sofia war, als gehe die Welt unter. Nein, das konnte nicht sein, das durfte nicht sein! Sie drückte ihn an sich, rief verzweifelt nach ihm: »Professor!!! Prof!!!«
Da bewegten sich seine Lider, er schlug die Augen auf. Sofia presste ihn noch fester an sich. »Bist du verletzt? Sag mir, dass du nicht verletzt bist«, rief sie. Tränen standen ihr in den Augen.
»Nein, es geht schon. Solange du mich nicht erwürgst …«, murmelte er heiser.
Sofia löste sich von ihm und blickte ihn erleichtert an. »Ich hatte solche Angst. Als ich sah, wie dieses Ungeheuer auf dich los ist, und dann hast du am Boden gelegen …«
»Irgendetwas hat mich beschützt«, sagte der Professor mit schwacher Stimme. »Aber was, weiß ich nicht …«
In diesem Moment bemerkte Sofia die Alte. Sie stand gleich neben ihr, im fallenden Schnee, und rieb sich die Hände.
»Waren Sie das?«, fragte Sofia.
»Mit wem redest du?«, mischte sich der Professor ein.
»Na, mit der alten Frau. Ich glaube, sie ist eine Art Geist.«
Der Professor blickte sie verwundert an. »Was denn für eine Alte?«
»Prof, bist du sicher, dass du okay bist?«
»Ja«, antwortete er, immer verwirrter.
»Nicht jeder kann mich sehen«, sagte die Alte. »Nur besonders empfindsame Geschöpfe, oder solche wie du und meine Tochter.«
»Deine Tochter?«
»Ja, nur wegen ihr bin ich noch auf dieser Welt. Sie hat mir gesagt, wo der Schlüssel war.«
»Idhunn! Ist Idhunn deine Tochter?«
»Sofia, was ist denn? Mit wem redest du da?«, fragte der Professor wieder.
»Du kannst sie nicht sehen. Aber neben mir steht Idhunns Mutter.«
»Wo? Wo ist sie?« Der Professor wollte sich hochstemmen, schaffte es aber nur ein Stück, dann entfuhr ihm ein Stöhnen.
Jetzt erst bemerkte Sofia die längliche Wunde an seinem Bein. Das Blut quoll heraus und färbte den Schnee rot.
»Bleib liegen, Prof, du bist verletzt.«
»Nein, das ist nur ein Kratzer …«
»Du musst dir den Schlüssel zurückholen«, sagte die Alte und trat noch näher. »Du darfst keine Zeit verlieren! Er gewährt dir Zugang zum Nussbaum, und dort findest du das Vermächtnis meiner Tochter, den Grund, weshalb ich seit Jahrhunderten hier warte. Es darf nicht in die falschen Hände geraten.«
»Ich muss mich aber zuerst um ihn kümmern«, erklärte Sofia entschlossen, und legte dem Professor einen Arm um die Schulter und versuchte ihn hochzuziehen.
»Lass, Sofia, es ist wirklich nur eine Kleinigkeit … Du musst ihnen nach«, wehrte er ab.
»Ich soll dich
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