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Drachenschwester 02 - Eltanins Verrat

Drachenschwester 02 - Eltanins Verrat

Titel: Drachenschwester 02 - Eltanins Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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sein, diese Visionen«, fügte er hinzu, wobei er ihr zuzwinkerte.
    Lidja deutete ein schwaches Lächeln an, besann sich dann aber wieder auf ihr Erlebnis. »Dieser Ort hier hat nicht nur mit Nidhoggr zu tun, sondern auch mit dem Nussbaum. Also hört zu.«
    Rasch erzählte sie ihnen alles, wobei sie auch nicht das kleinste Detail vergaß. Sie war begeistert, weil sie endlich einen richtigen Hinweis gefunden hatte.
    Der Professor überlegte eine Weile und wandte sich dann an Sofia. »Was hältst du davon? Du kennst die Stadt besser als ich.«
    Sofia nickte eifrig. »Ja, ich weiß. Der Obelisk sah tatsächlich so aus wie der, der in der Nähe der Hauptstraße steht. Ich bin da schon oft vorbeigekommen. Diese steinerne Fratze allerdings …«
    »In Benevent gibt es doch die Ruinen eines römischen Amphitheaters«, warf Lidja ein. »Dort würde dieses Gesicht hinpassen. Und dann finden wir da auch den Schlüssel.«
    Erst jetzt erlaubte sich der Professor einen Seufzer der Erleichterung.
    »Ich denke, wir sind auf der richtigen Spur«, schloss Lidja.

    Fabio, im Gebüsch versteckt, lächelte. Seine Feinde hatten es ihm leicht gemacht. Nun wusste er, wo der gesuchte Ort lag.

13
Im Amphitheater
    Schon im Auto hatte Lidja zu zittern begonnen, und am Abend glühte sie vor Fieber. Jetzt rächte es sich, dass sie während ihrer Vision auf dem nassen Boden gelegen hatte.
    Der Professor steckte sie ins Bett und versorgte sie mit ein wenig Saft von der Knospe. »Damit bist du in ein paar Tagen wieder auf den Beinen, aber es kommt trotzdem sehr ungelegen«, sagte er, während er mit großen Schritten den Wohnwagen durchmaß. »Jetzt müssen wir warten, bis wir uns den Schlüssel holen können, und ich fürchte, dass uns Nidhoggr zuvorkommt.«
    »Ach nein, ich schaffe das schon. Wir müssen nicht warten, Professor«, erwiderte Lidja, wobei sie sich hochstemmte.
    Er hielt sie mit einer Handbewegung zurück. »Nein, im Moment hast du nur eine banale Erkältung. Aber wenn du jetzt bei dieser Kälte vor die Tür gehst, holst du dir womöglich eine Lungenentzündung. Nein, wir müssen die Sache aufschieben.«
    »Ich gehe allein«, sagte Sofia leise. Die anderen drehten sich zu ihr um und starrten sie an.
    »Ausgeschlossen«, erklärte der Professor bestimmt.
    »Aber Prof, das ist doch ein Notfall …«
    »Wenn du so willst, haben wir immer einen Notfall«, unterbrach er sie. »Es gibt noch mehr Früchte zu erobern, und Nidhoggr wird uns immer davon abhalten wollen. Aber das bedeutet nicht, dass wir vermeidbare Risiken eingehen müssen.«
    »Aber Risiken gehören zu unserer Mission, und du wirst uns nicht vor allen Gefahren bewahren können«, entgegnete Sofia. »Das Allerwichtigste ist doch, dass wir Nidhoggr zuvorkommen. Du willst jetzt warten, weil du dich um mich sorgst, weil du …«, sie zögerte, »… mich lieb hast. Aber das ist kein ausreichender Grund.«
    Professor Schlafen lächelte erschöpft und schaute die beiden Mädchen an. »Es ist schon eigenartig, dass ich mir von meiner Tochter erklären lassen muss, wie ich meine Aufgabe als Hüter wahrzunehmen habe«, sagte er ernst. Aber dann beugte er sich zu Sofia hinab und umarmte sie fest. »Du bist erwachsener geworden. In letzter Zeit bist du wirklich viel erwachsener geworden«, flüsterte er ihr ins Ohr.
    Sofia hätte nie gedacht, dass der Professor so etwas einmal zu ihr sagen könnte.

    Eine halbe Stunde vor Mitternacht machte sich Sofia zusammen mit dem Professor auf den Weg, während Lidja schon friedlich schlief. Der Regen war in feinen Schnee übergegangen, der aber auf dem nassen Asphalt nicht liegen blieb. Im orangefarbenen Licht der Straßenlaternen schwebten die Flocken sachte wie winzige Tänzerinnen nieder, und über allem lag eine vollkommene, fast feierliche Stille.
    In ihrem bisherigen Leben hatte Sofia nur sehr selten Schnee gesehen. Eigentlich konnte sie sich nur an ein einziges Mal erinnern, als am Stadtrand von Rom einige Flocken gefallen waren. Sie legte den Kopf in den Nacken, blickte ins Schneetreiben und vergaß einige Sekunden lang alles andere: Fabio, ihre Mission, die Frucht.
    »Schön, nicht wahr?«, rief der Professor, der ihre faszinierte Miene bemerkte. »In meiner Heimatstadt München schneit es jeden Winter.«
    »Ob der liegen bleibt?«, fragte Sofia.
    »Ich denke schon«, antwortete er lächelnd.
    Im Wagen fuhren sie durch die menschenleere Stadt. Benevent schien in einem Dornröschenschlaf zu liegen. Nichts rührte sich, das dichte

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