Drachenseele (German Edition)
„Quarantäne?“
„Ehrlich, es tut mir sehr leid, aber in diesem Zustand bist du eine Gefahr für deine ganze Umgebung. Du musst mitkommen. So viel Verantwortungsgefühl hast du doch!“
Ihm war nach einem Wutausbruch zumute. Dieser Dr. Schneider kam ihm in den Sinn. Nein, er wollte nicht zurück in die Klinik, unter gar keinen Umständen.
„Zieh dich bitte an!“
„Was werdet ihr mit mir anstellen?“ Sein Herz pochte ihm bis zum Hals, seine Brust fühlte sich eng an, ein dicker Kloß nahm ihm den Atem. „Ihr werdet mein Hirn aufschneiden ...“ Er konnte nur flüstern. Seine Knie wurden weich.
„Hey, Marcus. Jetzt siehst du aber Gespenster. Niemand hat vor, dich zu operieren. Das wäre unter diesen Umständen für uns viel zu gefährlich. Du brauchst keine Angst zu haben. Wir werden nur diesen Erreger behandeln, das hat nichts mit einer Bestrahlung zu tun.“
Er konnte kaum noch atmen, wich drei Schritte von Dr. Stelzer zurück.
„Verdammt, ich bin ein Alien. Ihr werdet mich einsperren und ...“
„Ganz ruhig, Marcus. Du bist kein Alien. Du bist krank, sehr krank sogar. Das einzige, was wir wollen, ist dir zu helfen. Bitte zieh dich jetzt an.“
Marcus spürte sich nicken, dabei fühlte er sich nicht in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen. Ihm schien es mehr, als würde eine fremde Kraft die Fäden seines Körpers beherrschen. Innerlich sträubte er sich vor der Psychotante, sich auf ihr Gerede einzulassen, und doch blieb ihm scheinbar nichts anderes übrig. Er streifte T-Shirt sowie Jeans über, wobei diese Bewegungen etwas Mechanisches an sich hatten.
„Unterwegs brauchen wir eine Liste mit allen Personen, die mit dir in Kontakt standen. Bekommst du das zusammen?“ Sie drängte ihn zur Tür, ins Treppenhaus. Warum lief er nicht einfach davon? Für ihn wäre es ein Leichtes die Psychotante zur Seite zu schubsen.
„Marcus, was ist los?“ Clara kam mit einer Einkaufstüte die Treppe hoch.
„Ich möchte Sie bitten, uns ebenfalls zu begleiten.“ Dr. Stelzer erklärte Clara die Situation. Zum einen müsse sie sich selbst auf diese Erreger untersuchen lassen und zum anderen könnte sie Marcus eine seelische Stütze sein. Vor der Tür wartete b e reits ein Krankenwagen mit zwei Pflegern, die von ihrer Statur her wie Bodygards in weiß wirkten. Während der Fahrt in die Klinik starrte Marcus einen Punkt in weiter Ferne an. Dr. Ste l zer wandte sich kurz an Marcus. „Bist du einverstanden, wenn ich über deine Diagnose mit Frau Peterson spreche?“
Er nickte. Clara wusste ohnehin Bescheid. Sie an seiner Seite zu wissen, fühlte sich nicht ganz so elendig an.
„Marcus leidet an einem inoperablen Hirntumor, der sich bereits tief in seinem Rückenmark verankert hat. Das akute Problem sind jedoch diese gefährlichen Erreger in seinem Blut. U n ter Umständen können sie zu einer Persönlichkeitsveränderung führen, was auch seine ablehnende Haltung gegenüber der B e strahlung erklären würde.“
Marcus schloss die Augen. Das war ja jetzt der größte Schwachsinn, den er je gehört hatte. Mit jedem weiteren Wort der Psychotante schien ihm die Erregergeschichte mehr eine inszenierte Angelegenheit zu sein, um ihn ins Krankenhaus zu locken. Dr. Schneider steckte dahinter.
„Aber wo kommen die Erreger denn her?“ Eine kluge Frage, auf die Clara mit Sicherheit keine vernünftige Antwort bekommen würde.
„Das müssen wir schnellstens herausfinden. Der Kreis der Betroffenen sollte uns dabei helfen.“ Dr. Stelzer legte ihre Hand auf Marcus Schenkel, worauf er die Augen öffnete. „Ist dir schwindlig? Hast du Beschwerden?“
„Die einzigen Beschwerden, die ich habe, sind die Bauchschmerzen wegen der Galgenfahrt hier.“
Dr. Stelzer reichte ihm eine feste Unterlage, auf der ein Blatt Papier befestigt war. „Bitte schreibe alle Personen hier auf, zu denen du seit gestern Kontakt hattest.“
„Ich bin doch bei dir.“ Clara legte ihre Hand auf sein Knie, versuchte dabei zu lächeln, es wirkte jedoch nicht überzeugend.
Im Krankenhaus angekommen, wurde Marcus in einen kleinen Behandlungsraum gebracht. Sein schneller Herzschlag wol l te sich nicht beruhigen, noch immer zitterten seine Knie. Er musste sich komplett entkleiden, dann eine Urinprobe abgeben. Nach einer flüchtigen Untersuchung durfte er seinen nackten Körper bedecken, wenn auch nur mit einem dieser tollen Kra n kenhaushemdchen. Eine Ärztin mit Mundschutz und Gumm i handschuhen nahm ihm bestimmt einen viertel Liter
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